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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Klima-Konferenz von Marrakesch beginnt  
  Die mittlerweile siebte Weltklimakonferenz beginnt am Montag im marokkanischen Marrakesch. Auf dem Tisch liegen die bei der UN-Klimakonferenz in Bonn vereinbarten Kompromisse zur Umsetzung des Kyoto-Protokolls.  
Nach tagelangem Tauziehen hatten sich die 180 Staaten dort Ende Juli auf ein gemeinsames Regelwerk zum Abbau der Treibhausgase geeinigt.
Industrieländer sollen Treibhausgas-Ausstoß verringern
Es soll gewährleisten, dass die 38 größten Industrieländer ihrer 1997 im japanischen Kyoto eingegangenen Verpflichtung nachkommen. Danach sollen sie bis 2012 ihren Treibhausgas-Ausstoß um durchschnittlich 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 senken.
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UN-Klimakonferenz in Kyoto
Die Industriestaaten haben sich 1997 auf der UN-Klimakonferenz im japanischen Kyoto in einem Protokoll zur Reduzierung wichtiger Treibhausgase verpflichtet. Danach soll der Ausstoß von sechs dieser Gase im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012 um 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden.

Der Text des Kyoto-Protokolls

Nach zähen und langwierigen Verhandlungen ist schließlich Mitte Juli 2001 auf der Klimaschutz-Konferenz der UNO in Bonn eine "Einigung" erzielt worden, wie es offiziell heißt. Im Speziellen bedeutet es, dass viele Ziele des Kyoto-Protokolls stark verwässert wurden. Um Japan doch noch mit "ins Boot" zu holen, dessen Beteiligung nach dem Ausstieg der USA essenziell für die Umsetzung des Kyoto-Protokolls war, wurden diverse Zugeständnisse gemacht.

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Juristen müssen Grundlage für Ratifizierung schaffen
War Bonn die Kür, ist Marrakesch die Pflicht. Die Vereinbarungen müssen in Juristensprache übersetzt werden. Erst dann kann das Kyoto-Protokoll ratifiziert werden.
Noch hat kein großer Industriestaat unterschrieben ...
Die Zeit drängt allerdings: Bisher hat noch kein einziger der großen Industriestaaten seine Unterschrift unter das Protokoll gesetzt. Besonders Inselstaaten wie die Fidschi-Inseln oder Samoa befürchten, im Lauf der langwierigen Verhandlungen buchstäblich unterzugehen.

Denn das Abschmelzen der Polkappen und das Ansteigen des Meeresspiegels bedrohen nicht nur ihre Tier- und Pflanzenwelt, sondern auch das Leben zahlreicher Menschen. Die Europäische Union dringt daher auf eine Ratifizierung bis zum Herbst 2002.
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Folgen der Luftverschmtzung
Ozon, Kohlendioxid und andere Schadstoffe, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen, beeinflussen das Weltklima. Und sie stellen ein öffentliches Gesundheitsrisiko dar. Nach einer Studie, die im August in "Science" veröffentlicht wurde, ist der Treibhauseffekt bereits jetzt für den Tod Tausender Menschen weltweit verantwortlich. Und an den Folgen der steigenden Luftverschmutzung werden bis 2020 nach Berechnung von Wissenschaftlern allein in New York, Mexiko-Stadt, Sao Paulo und Santiago 64.000 Menschen sterben.
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Russland will erneut verhandeln
Leicht ist das Unterfangen von Marrakesch nicht: Die EU will um jeden Preis vermeiden, dass strittige Punkte wieder auf den Tisch kommen. Russland hat aber bereits angekündigt, erneut über die so genannten Kohlendioxid-"Senken" verhandeln zu wollen.
Weitreichende Zugeständnisse an Russland und Japan
In dieser Frage hatte die EU-Staaten wie Russland und Japan weit reichende Zugeständnisse gemacht. Über die Hälfte ihrer CO2-Abbau-Verpflichtungen können sie sich über ihre umfangreichen Waldbestände "anrechnen" lassen.

Allerdings ohne damit zu verhindern, dass auch nur eine einzige Tonne Kohlendioxid weniger aus Auspuffen und Fabrikschloten dringt. Greenpeace hatte den Bonner Klima-Kompromiss daher als "Kyoto light" bespöttelt.

Der Grund für das weite Entgegenkommen: Zum In-Kraft-Treten des Kyoto-Protokolls müssen es 55 Staaten ratifizieren. Diese müssen wiederum für mindestens 55 Prozent des weltweiten Emissionen verantwortlich sein.

Nachdem die USA bereits das Kyoto-Protokoll abgelehnt hatten, war eine Beteiligung Japans unerlässlich, um die erforderlichen Zahlen zu erreichen.
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Die Schlüsselpunkte im Detail
1. Anrechnung von Wäldern: Insgesamt können Wälder bis zu einem Gegenwert von 169 Megatonnen Kohlenstoff einbezogen werden. Dies bedeutet allerdings zugleich, dass sich das im Kyoto-Protokoll festgelegte Klimaschutzziel je nach Ausnutzung dieses Mechanismus reduzieren wird: Nähmen alle Staaten ihre Freibeträge wahr, ginge der Ausstoß von Kohlendioxid nach Berechnungen des WWF weltweit lediglich um 1,8
Prozent zurück - und nicht um die im Protokoll veranschlagten 5,2 Prozent gegenüber 1990. Größter Nutznießer dieser Regelung ist Japan.

2. Mechanismen: Die Staaten können ihr Klimaschutzziel auch erreichen, indem sie mit Emissionen handeln oder Umweltprojekte in ärmeren Staaten finanzieren. Es wird entgegen den Forderungen der EU aber nicht vorgeschrieben, dass ein Großteil der Emissionen durch Maßnahmen im eigenen Land zu reduzieren sind. Es ist lediglich von einem "signifikanten Anteil" die Rede. Dies kommt erneut Japan, Kanada, Australien und Russland entgegen, die sich gegen feste Grenzwerte gewehrt hatten. Durchgesetzt hat sich die EU dagegen mit der Forderung, Industrieländern die Finanzierung von Atomkraftwerken im Ausland nicht als Klimaschutzmaßnahme anzurechnen.
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"Positive Signale" in Marrakesch?
EU-Verhandlungsführer Olivier Deleuze gibt sich dennoch optimistisch. Der belgische Energieminister glaubt, dass es der Weltgemeinschaft in Marokko gelingen wird, "positive Signale" zu setzen.

Den Entwicklungsländern müsse gezeigt werden, dass der Klimaschutz kein "Luxus" der Industriestaaten bleiben dürfe.

Der deutsche Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne), der den überraschenden Durchbruch von Bonn als persönlichen Erfolg feiern konnte, will in Marrakesch darauf dringen, die "ökologische Integrität des Bonner Beschlusses" zu wahren.

Das Kyoto-Protokoll dürfe nicht weiter verwässert werden und müsse endlich umgesetzt werden, heißt es in einer Erklärung des Bundesumweltministeriums.
USA gehen gelassen in Verhandlungen
Gelassen in die Verhandlungen gehen dürften diesmal einzig die USA. Im Frühjahr galt US-Präsident George W. Bush Umweltschützern wegen seiner harschen Absage an Kyoto noch als "Klima-Schurke".

Sein Versprechen, sich wenigstens im eigenen Land für bessere Luft einzusetzen, hat er immer noch nicht eingelöst. Doch als Weltpolizist an der Spitze einer internationalen Bewegung scheint er derzeit unangreifbar - im Kampf gegen den Terrorismus.
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''Schadet der amerikanischen Wirtschaft"
US-Präsident George W. Bush hatte die Umsetzung des Abkommens mit der Begründung abgelehnt, es schade der US-Wirtschaft und binde die Entwicklungsländer nicht an strikte Schadstoffgrenzen.
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Umweltschützer hoffen auf Solidarität der USA
Dennoch hoffen Umweltschützer, dass Bush sich bewegt. "Die USA werden sich sehr konkret überlegen, ob sie Kyoto nicht doch ratifizieren", sagt Karsten Smid von Greenpeace.

Gerade jetzt, wo die US-Regierung auf die Unterstützung der Weltgemeinschaft angewiesen sei, könne sie durch Solidarität beim Klimaschutz "ein Zeichen setzen".
Österreichs Kohlendioxid-Emissionen gestiegen
In Österreich hat kürzlich eine aktuelle Studie des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) festgestellt, dass die Kohlendioxid-Emissionen des Straßenverkehrs seit 1990 um 30 Prozent gestiegen sind.

Das Ergebnis erschwert die Einhaltung des Klimaschutzprotokolls von Kyoto. Dennoch könnte Österreich mit einem umfangreichen Klimaschutzpaket das Kyoto Ziel noch erreichen, meinen die Autoren der VCÖ-Studie.
->   Österreich: CO2-Ausstoß durch Verkehr gestiegen
->   Was bedeutet Kyoto für Österreich?
->   Österreich: Nationale Klimastrategie beschlossen
->   Klimaerwärmung: Globale Trends sind unbestritten
 
 
 
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01.01.2010