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Ärzte: Immer mehr Anwendungen für Cannabis  
  Auf dem internationalen Kongress "Cannabis als Medizin" in Berlin wurden verschiedene Studien zur Wirkungsweise des Arzneimittels Dronabinol vorgestellt: Ärzte sehen immer mehr Anwendungsmöglichkeiten für das Medikament mit Cannabis-Inhaltsstoff.  
Veranstaltet wird der Kongress von der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (IACM) in Kooperation mit der Ärztekammer Berlin sowie der Berlinder Charite (Medizinische Fakultät der Humboldt Universität). Es ist das Jahrestreffen der IACM.
->   2001 IACM-Kongress "Cannabis und Cannabinoide als Medizin"
Mehrere Studien laufen
An der Berliner Charite läuft zum Beispiel eine Studie zur Verbesserung des Appetits Krebskranker mit Hilfe der Cannabis-Kapseln.

Eine weitere werde im November begonnen und solle feststellen, ob niedrigdosierte Cannabis-Extrakte gegen starke Schmerzen nach einer Gürtelrose helfen können, hieß es am Freitag auf dem Kongress.

Gernot Ernst, Leiter der Charite-Arbeitsgruppe Schmerzforschung, hob den günstigen Effekt bei Dosen hervor, die unterhalb der Cannabis-Rauschschwelle liege. Die klinische Erprobung von Dronabinol bei Gürtelrose sei seines Wissens die erste derartige Studie weltweit.
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Dronabinol
Dronabinol ist unter dem Namen Marinol in den USA zugelassen. Es handelt sich dabei um in Sesamöl gelöstes und in Kapseln verpacktes Delta-9-Tetrahydrocannabinol (d-9-THC) den Hauptwirkstoff des indischen Hanfs.
->   Mehr Informationen zu Dronabinol
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Krebspatienten bevorzugen Extrakt aus ganzer Pflanze
Krebspatienten im fortgeschrittenen Stadium bevorzugen zur Bekämpfung von Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Brechreiz eher den Extrakt aus der ganzen Pflanze, sagte Martin Schnelle, Vorstandsmitglied der International Association for Cannabis as Medicine ICAM (Köln).

Eine Vergleichsstudie zwischen Dronabinol und Extrakt bei dieser Patientengruppe laufe derzeit an mehreren Kliniken.
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Beispiel: Anwendung als Schmerzmittel
Bei der heute 47-jährigen Ute Köhler wurde 1985 Unterleibkrebs festgestellt und operiert. "14 Jahre lang hatte ich Schmerzen", berichtete sie auf dem Kongress. "Opiate konnte ich wegen allergischer Reaktion nicht nehmen. Als ich in der Charite Cannabis-Kapseln bekam, stellte sich der Erfolg sofort ein", sagte die in Thüringen lebende Frau. Sie nehme die Kapseln abends ein, so dass sie Nebenwirkungen wie leichter Schwindel, leichte Müdigkeit und auch leicht gehobene Stimmung "einfach verschläft".
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Krankenkassen verweigern Kostenübernahme
Krankenkassen in Deutschland verweigern die Kostenübernahme allerdings weiterhin - mit dem Hinweis, bei Dronabinol handele es sich um keine arzneimittelrechtlich zugelassene Substanz, sagte Schnelle.

Der Wirkstoff sei jedoch "verschreibungsfähig", werde derzeit aber nur von einer Frankfurter Firma (THC Pharm GmbH) hergestellt und müsse vom Apotheker zu Kapseln gedreht werden.
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Cannabis
Cannabis ist ein Rauschmittel, das aus dem Harz der weiblichen Blüten von Hanf gewonnen wird. Die Rauschwirkung beruht auf den im Hanfharz enthaltenen ätherischen Ölen, v.a. auf dem Stoff Tetrahydrocannabinol (THC). Mehr über Cannabis

Laut dem UN-Drogenbericht 2000 ist der Konsum von Marihuana und Haschisch. Auf 144 Millionen schätzt die UNO die Zahl der Cannabis-Konsumenten insgesamt. Die weltweiten Trends bestätigen sich auch innerhalb der Europäischen Union: Der EU-Drogenbericht 2000 weist ebenfalls Haschisch als häufigste illegale Droge aus.
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Erfolgreiche Cannabis-Therapie in Innsbruck
In Österreich wurde an der Neurologischen Abteilung der Innsbrucker Universitätsklinik bereits eine Studie zum Einsatz von Cannabis bei Multipler Sklerose durchgeführt.

Die Studienteilnehmer berichteten von einer deutlichen Abnahme der Spasmen, gaben an, die Nacht wieder durchschlafen zu können - was vielen jahrelang verwehrt geblieben ist - und waren laut eigenen Berichten auch seelisch und somit stimmungsmäßig "aufgehellt".
Arbeitsgemeinschaft CAM auch in Österreich
Die österreichische Arbeitsgemeinschaft CAM - ein Zusammenschluss von heimischen Ärzten -, die für die Freigabe der medizinischen Verwendung von Cannabis eintritt, ist Mitglied der Internationalen AG Cannabis als Medizin.

Vorstand Dr. Kurt Blaas ist praktischer Arzt in Wien. Zu seinen Patienten zählen Krebs- und Aidskranke, Multiple Sklerose Patienten, Epileptiker, Magersüchtige und viele andere, denen er Dronabinol verschreibt.
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Rechtliche Lage in Österreich
In Österreich ist es verboten, die Hanfpflanze oder Teile der Hanfpflanze zu verwenden, Essenzen oder Auszüge herzustellen, zu konsumieren, weiterzugeben, oder zu verkaufen. Von Geldstrafen bis zu hohen Haftstrafen ist alles möglich.
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Auch hierzulande zahlen die Kassen nicht
Blaas importiert das Dronabinol in Gemeinschaft mit der Wiener Weltheilandsapotheke aus Deutschland, wobei der Patient die Kosten selbst tragen muss.

Die CAM fordert die uneingeschränkte Verschreibungsmöglichkeit von Cannabis und Cannabisprodukten in indizierten Fällen. Und vor allem fordern die Mediziner, dass die Krankenkassen die Kosten tragen sollten, wenn es kein anderes oder besseres Medikament gibt.
->   International Association for Cannabis as Medicine
->   Legalize! Österreich e.V. - Verein für eine Legalisierung von Cannabis
->   Linksammlung zum Thema Cannabis (Medizin, Wirtschaft, Studien)
Mehr zum Thema Cannabis in science.orf.at:
->   Hanf als Medizin
->   Cannabis wirkt auf die Libido
 
 
 
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01.01.2010