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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Zukunft der Erde: Eiszeit statt Treibhaus?  
  Momentan ist vor allem die zunehmende Erderwärmung Thema von öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussionen. Wir steuern auf die nächste Eiszeit zu, meinen dagegen Klimaforscher aus Hannover. Sie stützen sich auf paläoklimatische Daten aus Meeresablagerungen. Wann genau der Treibhauseffekt von der nächsten Kaltzeit abgelöst wird, können die Wissenschaftler allerdings nicht vorhersagen.  
"Die nächste Eiszeit steht bevor"
Die Warmzeiten in der Klimageschichte der Erde dauerten jeweils rund 10.000 Jahre lang. In der jetzigen Warmzeit sind wir bereits seit 10.000 Jahren. "Nach unseren Berechnungen sind wir am Ende dieser Warmzeit angekommen. Die nächste Eiszeit steht bevor", sagt Hermann Kudrass von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover.

"Wann die Eiszeit allerdings beginnt, können wir nicht genau sagen. Wir haben einen Spielraum von 100 bis 1.000 Jahren. Für die Klimageschichte ein sehr kurzer Zeitraum." Die Forscher aus Hannover stützen sich auf Daten, die sie aus Ablagerungen am Meeresboden oder in Seen gewinnen.
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Unverwüstete "Klimaarchive" auf dem Meeresboden
Die Meeresgeologen sind immer wieder mit dem "Forschungsschiff Sonne" unterwegs, um jene Stellen im Meer zu erforschen, in denen sich jahreszeitlich geschichtete Ablagerungen erhalten haben. "Diese unberührten Ablagerungen sind sehr selten", sagt Kudrass. "Aber wir haben Stellen vor Pakistan, vor Venezuela und in den kalifornischen Randgebieten gefunden. Dort hat aufgrund von Sauerstoffarmut kein Tier die Ablagerungen verwüstet und das Klimaarchiv ist in Millimeter dünnen Schichten erhalten geblieben."
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Algen und Mikroorganismen als Zeitzeugen
Die moderne Meeresforschung benutzt verschiedene Parameter, um das Klimatagebuch vergangener Zeiten rekonstruieren zu können. Meerestemperatur und Salzgehalt früherer Zeiten liefern besonders wichtige Informationen.

Dafür werden einzellige und schalentragende Mikroorganismen in den Sedimenten analysiert, die allein durch Artenvielfalt und Häufigkeit Rückschlüsse auf das Klima zulassen.

Die Meeresforscher können so auf ein Grad genau die Meerestemperatur über Tausende Jahre hinweg bestimmen. Der Salzgehalt hingegen gibt Aufschluss über den Süßwasserzustrom und damit über die Niederschlagsmengen.
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Rekonstruktion des Klimas aus Pollen und Käferresten
Informationen für die Rekonstruktion des Klimas in der Vergangenheit gewinnen Geologen aus Gesteinen und Ablagerungen auf dem Festland und im Meer. Pollen sind das Hauptinstrument der Paläoklimatologen an Land. Sie lassen Rückschlüsse auf die Vegetation und Temperatur zu. In den Seen sammeln sich die Pollen und Bodenpartikel in oft meterdicken Ablagerungen und zeichnen detailliert die Vegetationsgeschichte einer Region auf. Seit neuestem werden auch fossile Käferreste intensiv erforscht. Sie spiegeln die kurzfristigen Temperaturveränderungen wieder, auf die sie mit Wanderungen reagierten.
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Der Monsun und das globale Klimasystem
Eine dieser gut erforschten Stellen ist der Golf von Bengalen. Die Wissenschaftler aus Hannover konnten die Bedeutung des Monsuns für das globale Klimasystem in den vergangenen 80.000 Jahren klären.

Sie stellten fest, dass es zeitgleich Klimaveränderungen in weit entfernten Gebieten gab - im Arabischen Meer, im Atlantik und in Grönland. Der Monsun muss also mit seinen enormen Wasserdampfmengen einen wesentlichen Einfluss auf das Weltklima gehabt haben.
Klimaküche Tropen?
"Vielleicht liegt unsere Klimaküche ja in den Tropen. Und das würde bedeuten, dass der Wasserdampf viel wichtiger für die Atmosphäre ist als bisher angenommen", meint der Experte Kudrass.
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CO2 überbewertet
Die Forschungen aus Hannover haben noch einen Klimafaktor neu bewertet: das CO2. Dieses Treibhausgas wurde bisher bei Computerprognosen weit überschätzt, meint Hans Jörg Streif vom Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung. "Wir meinen, dass die Sonnenaktivität das Klima weit mehr beeinflusst hat als der Ausstoß von Co2", so Streif, der Ko-Autor des Buches "Klimafakten". "Die Computermodelle gehen davon aus, dass die Sonne bis zu maximal einem Drittel für die beobachtete Erderwärmung verantwortlich ist. Neuere Forschungen gehen allerdings davon aus, dass die Sonne zur Hälfte für den Temperaturanstieg in der Atmosphäre verantwortlich ist."
->   Hansjörg Streif und Ulrich Berner: "Klimafakten"
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Neue Zeithorizonte im Eis
Das Eis ist natürlich einer der wichtigsten Informationslieferanten für Klimamodelle. Die Bohrungen in den Meeressedimenten der Antarktis haben die Klimageschichte dieses Kontinentes in ein neues Licht gerückt.

Die Vereisung in der Antarktis reicht sehr viel weiter zurück als man vermutete, nämlich 25 Millionen Jahre. Die Arktis ist zum Beispiel nur vier bis fünf Millionen Jahre alt.

Die Bohrungen in den Meeresablagerungen zeigten, dass es immer wieder Warmphasen gab. "Es gab auch eine Überraschung für uns", sagt Polargeologe Franz Tessensohn. "Wir fanden am Höhepunkt der Eiszeit eine Warmphase. Was das zu bedeuten hat, wissen wir derzeit noch nicht".

Ulrike Schmitzer; Ö1-Wissenschaft
->   Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe
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Klimaschutzpreis Österreich
Die Österreichische Hagelversicherung vergibt einen ¿Klimaschutzpreis¿. Ausgezeichnet werden zum einen hervorragende wissenschaftliche Arbeiten zu den Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels in Österreich bzw. zu adaptiven und präventiven Maßnahmen in diesem Bereich. Zum anderen werden herausragende journalistische Arbeiten prämiert. Der Preis ist mit insgesamt 6.000 Euro pro Jahr dotiert. Ende des Einreichtermins ist der 15. November.
->   Mehr Informationen unter www.hagel.at
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01.01.2010