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Kolumbus' Schiff wartet auf seine Bergung  
  Ein Schiffswrack, das vor der Küste Panamas entdeckt wurde, soll nun geborgen werden. Das besondere an der gesunkenen Galeone: Sie gehörte möglicherweise zur Flotte des Entdeckers Christopher Kolumbus.  
Das Meer vor Portobelo hat schon viele Schiffe verschlungen. Im weiten Umkreis des häufig verregneten Fischerdorfes an der Nordküste Panamas stoßen Taucher immer wieder auf Kanonen und Anker, verfaulte Planken, Tonscherben, Werkzeuge und manchmal auch auf Gold- und Silbermünzen aus der spanischen Kolonialzeit.
Schiffswrack aus der Flotte von Christopher Kolumbus?
Unweit von Portobelo, in der Bucht von Nombre de Dios, wird jetzt ein Wrack untersucht, bei dem es sich nach Aussage des Nationalen Kulturinstitutes Panamas (INAC) mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Schiff des Entdeckers Christopher Kolumbus handelt.

Nahe Portobelos musste dieser einst eines seiner Schiffe, die "Vizcaina", aufgeben, weil Würmern deren Rumpf zerfressen hatten.
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Portobelo - einst wichtiger spanischer Stützpunkt
In dem rund 35 Kilometer nordöstlich des atlantischen Ausgangs des Panamakanals gelegenen Ort selbst erinnern ein historisches Zollhaus und Festungsruinen an die Zeit, als Portobelo ein wichtiger spanischer Stützpunkt war und die Schätze Perus auf ihrem Weg nach Europa dort zwischengelagert wurden. Kolumbus hatte Ende 1502 auf seiner vierten und letzten Reise diese Küste erreicht und Portobelo (deutsch: schöner Hafen) seinen Namen gegeben.
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Drei Kanonen und einige Planken bereits gehoben
Drei Kanonen und einige Plankenteile der rund 25 Meter langen Galeone wurden jetzt bereits geborgen. Das Wrack, das nur 50 Meter vom Ufer entfernt in fünf Metern Tiefe im Sand eingegraben liegt, hatte der amerikanische Hobby-Unterwasserarchäologe Warren White (55) schon vor vier Jahren beim Schnorcheln entdeckt.

Er erkannte sofort, dass es sich um ein sehr altes Schiff handelte. "Die Kanonen stammten aus dem 15. Jahrhundert, die Planken waren mit Holzstiften statt mit Eisennägeln zusammengefügt und die Kanonenkugeln waren noch aus Stein", so White gegenüber der dpa.
Von der Fachwelt ausgelacht ...
Doch als White panamaische Archäologen auf seinen Fund aufmerksam machte, erging es ihm ähnlich wie Kolumbus vor dem portugiesischen König. So wie jener von der Idee des Seefahrers, auf dem Westweg nach Indien zu segeln, nichts wissen wollte, zeigte die Fachwelt White die kalte Schulter.

Ebenso wie Kolumbus nach jahrelangem Bemühen schließlich bei der spanischen Königin Isabel Unterstützung fand, kam White die panamaische Tauchladen-Inhaberin Nilda Vazquez in Portobelo zu Hilfe.

Ihr erzählte er Ende Oktober von seinem Fund und war endlich an der richtigen Adresse. Denn die 52-jährige Witwe, die selber schon seit Jahren der "Vizcaina" nachspürte, ist ehrenamtliche Beauftragte für Unterwasseroperationen des INAC.
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Hinweise auf die
Nach Aussage Whites wurde das Schiff mit Absicht auf Grund gesetzt. Alle Gebrauchsgegenstände fehlten, aber die Kanonen seien zurückgelassen worden. "Auch das spricht dafür, dass es sich um die "Vizcaina" handelt, denn Kolumbus, der mit zwei anderen Schiffen nach Jamaika segelte, konnte mit den Kanonen ja nichts mehr anfangen", sagt er.
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Bergung der Kanonen geht weiter
Vazquez konnte alle Hebel in Bewegung setzen. Schon spricht der INAC-Generaldirektor Rafael Ruiloba vom bedeutendsten Fund in der Geschichte Panamas.

Wie Vazquez erläutert, sollen jetzt so schnell wie möglich alle Kanonen geborgen werden, damit sie das inzwischen schon zum Teil vom Sand befreite Wrack bei Seegang nicht beschädigen.
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Rücksichtslose Schatzsucher
In den vergangenen Jahren hatte eine gewisse Rücksichtslosigkeit, mit der sich manche Schatzsucher an historische Wracks in der Karibik gemacht hatten, Archäologen und Politiker immer wieder auf den Plan gerufen.

Die UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) hat bereits Pläne zur Verbesserung des Schutzes von Schiffen angekündigt.
->   UNESCO
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Ärger um den
Vazquez will nun untersuchen, wie sich das Wrack von Portobelo heben lasse, um es dann auszustellen.

Ärger gibt es mit den Einwohnern von Nombre de Dios. "Sie unterstellten uns, wir wollten heimlich einen Goldschatz beiseite schaffen", sagt Vazquez.

(Klaus Blume/dpa)
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01.01.2010