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Diabetes: Am meisten hilft gesunder Lebensstil  
  In Österreich leben rund 400.000 Zuckerkranke, weltweit sind es an die 150 Millionen - die Tendenz ist vor allem bei der Altersdiabetes stark steigend. Am heutigen Weltdiabetestag erinnern Experten daran, dass der Krankheit trotz Fortschritte bei Gentechnik & Co vor allem mit einem geänderten Lebensstil begegnet werden kann.  
80 Prozent weniger Diabetes-Fälle ...
Diabetes entwickelt sich zu einem der Hauptübel der modernen Wohlstandsgesellschaft. Die Folgen dieser Stoffwechselerkrankung: Herzinfarkt, Nierenversagen, Fußamputationen, Erblindung.

"Laut neuesten epidemiologischen Studien könnten wir 80 bis 90 aller Diabetes-Fälle durch einen optimierten Lebensstil verhindern", erklärte der Präsident der Österreichischen Diabetes-Gesellschaft, der Universitätsprofessor Guntram Schernthaner.
Eine Milliarde Zuckerkranke in 100 Jahren?
Der Hintergrund: Während die Zahl der Typ-1-Diabetiker ("juveniler Diabetes") weltweit pro Jahr um rund drei Prozent steigt, hat der westliche Lebensstil eine Welle an Typ-2-Diabetes-Erkrankungen losgetreten ("Altersdiabetes").

Schernthaner: "Die Zahl der Typ-2-Diabetiker nimmt pro Jahr weltweit um sechs Prozent zu. Wenn nichts passiert, werden wir am Ende des Jahrhunderts eine Milliarde Zuckerkranke haben."
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Weltdiabetestag
Der Weltdiabetestag wird alljährlich am 14. November, dem Geburtstag von Sir Frederic Grant Banting (1891 - 1941, Nobelpreis für Medizin 1923) begangen. Banting hat 1921 gemeinsam mit Charles Herbert Best das Insulin entdeckt und die entsprechende Therapie eingeführt. Dieses Jahr steht der Weltdiabetestag, der in 176 Ländern der Erde begangen wird, unter dem Motto "Diabetes - die große Gefahr für Herz und Kreislauf".
->   Mehr über den Weltdiabetestag
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Gesunder Lebensstil gefordert
Am wichtigsten wäre zunächst ein gesunder Lebensstil: Verringerung des Fettkonsums, Abnehmen, Ausdauersport und der Gang zur Vorsorgeuntersuchung, um erste Anzeichen einer Zuckerkrankheit zu erkennen.
->   Studie: Sport und Ernährung helfen gegen Diabetes
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Diabetes - Type 1 und 2
Es wird zwischen dem meist bei Jugendlichen auftretenden Typ-1-Diabetes mit Insulinmangel und dem sich meist im Erwachsenenalter ausprägenden Typ-2-Diabetes mit verminderter Insulinwirkung unterschieden. Beim Typ-1 werden die Insulin produzierenden B-Zellen der Bauchspeicheldrüse durch Autoimmunreaktionen geschädigt. Die Veranlagung für diese Fehlmeldung des Immunsystems wird wahrscheinlich vererbt. Es bedarf aber zusätzlicher Faktoren, um diese Form der Zuckerkrankheit auszulösen. Beim Typ-2 wird entweder die Veranlagung vererbt, dass die Insulin produzierenden Zellen nicht unbegrenzt jeder ernährungsbedingten Belastung standhalten, oder es liegen andere Stoffwechselstörungen vor.
->   Mehr über Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
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Überproportional: Herzinfarkt, Schlaganfall
Die Auswirkungen von Diabetes sind dramatisch: Laut Schernthaner ist in den USA oder in Österreich jede dritte Herzinfarktpatientin eine Diabetikerin, ebenso jeder vierte männliche Infarktpatient.

Zudem seine 29 Prozent der Schlaganfallpatienten in Österreich sowie jeder dritte Betroffene, der wegen endgültigen Nierenversagens an die Dialyse muss, zuckerkrank.
Therapieansatz Gentechnik
Auch wenn sich ein hoher Prozentsatz an Diabetikern mit einer geänderten Lebensführung verhindern ließe, wird an klinischen Therapieansätzen heftig geforscht.

Faszinierend, aber erst im Tierversuch: die echte Gentherapie gegen Diabetes. Dabei sollen genetisch veränderte Zellen Insulin in Abhängigkeit vom Blutzuckerspiegel produzieren.

Der Traum: Man könnte beispielsweise Leberzellen gentechnisch so verändern, dass sie die Blutzuckerkonzentration "riechen" und dazu entsprechend Insulin produzieren bzw. freisetzen.

"Bis die Gentherapie bei Zuckerkranken breit anwendbar wird, dürften mindestens noch zehn Jahre vergehen", gibt sich Schernthaner allerdings skeptisch.
Nadelfreie Zukunft für Diabetiker
Ein Grazer Team aus Medizinern und Technikern entwickelt derzeit eine künstliche Bauchspeicheldrüse, die die Lebensqualität von Zuckerkranken ernorm erleichtern könnte.
->   Mehr dazu in ORF ON Steiermark: Nadelfreie Zukunft für Diabetiker
Transplantation von Inselzellen
Seit Jahren arbeiten Wissenschaftlergruppen auch daran, eventuell die bei Diabetikern zu Grunde gegangene Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse - durch das Absterben der Inselzellen - zu beheben. Dazu wurden verschiedene Formen der Transplantation von Inselzellen entwickelt.

"Bei sieben Typ-1-Diabetikern konnten Wissenschaftler bereits durch die Transplantation einer hohen Anzahl solcher Inselzellen von Organspendern eine Normalisierung des Blutzuckers erreichen", erläuterte Schernthaner. Doch auch hier ist die Zeit noch nicht wirklich reif für die breite Anwendung.

Vor allem die zusätzlich notwendige Behandlung der Betroffenen mit Medikamenten zur Hemmung der Abwehrreaktion ist noch immer ein gewisses Problem. Hier könnte die Stammzell-Technologie in Zukunft den Durchbruch bringen.
->   Mehr dazu: Das Ende der Insulinspritze?
Möglicher Fortschritt: Insulin zum Inhalieren
Realistischere Fortschritte könnten sich aus zwei anderen Projekten ergeben, die das Leben von Diabetikern erleichtern sollen: ein Basal-Insulin, das nur mehr ein Mal täglich injiziert werden muss, und Insulin zum Inhalieren.
->   Insulin-Inhalation genauso effektiv wie Spritzen
->   Österreichische Diabetiker Vereinigung
->   Aktive Diabetiker Austria
->   Mehr über Diabetes in science.orf.at
 
 
 
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01.01.2010