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EU-Parlament: Gelder für Embryonenforschung  
  Das Europaparlament hat am Mittwoch über das neue Forschungsrahmenprogramm der EU abgestimmt: Die umstrittene Forschung an menschlichen Embryonen soll demnach unter bestimmten Voraussetzungen künftig mit Geldern der EU gefördert werden.  
Die Abgeordneten stimmten in Straßburg allerdings gegen eine finanzielle Förderung des therapeutischen Klonens durch die EU. Keine Mittel soll es auch für Eingriffe in die menschliche Keimbahn geben.
Kompromiss beim Thema Stammzellenforschung
Beim Thema Stammzellenforschung stimmten die Abgeordneten für einen Kompromiss: Vorrang soll die Forschung mit erwachsenen Zellen haben. In engen Grenzen darf aber auch die Arbeit mit fötalem Gewebe und existierenden Stammzelllinien gearbeitet werden.
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Stammzellen: Was sie können sollen
Stammzellen sind so genannte Vorläuferzellen, aus ihnen kann sich noch jedes beliebige Organ oder Gewebe entwickeln, je nachdem, welchen Umwelteinflüssen oder Signalen von Nachbarzellen sie ausgesetzt werden. Wenn man die genauen Signale kennt, die dazu führen, dass sich Nervenzellen, Muskelzellen oder Herzzellen bilden, so könnte man diese Entwicklung im Labor gezielt steuern, und die so gezüchteten Zellen dann für Transplantationen verwenden. Speziell in der Behandlung von Alzheimer oder Parkinson erhofft man sich durch diese Forschung wesentliche Fortschritte.

Link: Stammzellen: Die Diskussion im Überblick

Was diese Technik so heiß umstritten macht, ist der Ursprung der Stammzellen: Sie werden aus Embryonen in einem sehr frühen Entwicklungsstadium entnommen - die Embryonen selbst werden dadurch vernichtet, was dem österreichischen Fortpflanzungsmedizingesetz gemäß verboten ist.
->   Mehr Informationen zu Stammzellen
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Strenge Regeln für Forschung an Embryonen
Die Forschung an menschlichen Embryonen soll nur unter sehr strengen Bedingungen erlaubt sein. "Zulässig ist nur Forschung an solchen Embryonen, die auf jeden Fall absterben", heißt es in dem verabschiedeten Text.

Mit dieser Forderung stellt sich das EU-Parlament in Straßburg allerdings gegen den Standpunkt seines Humangenetik-Ausschusses, der sich gegen eine Finanzierung der Embryonenforschung aus EU-Kassen ausgesprochen hatte.
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"Nur" Überzählige Embryonen für die Forschung
Der Vorlage zufolge sollen Experimente mit Embryonen unter der Voraussetzung in die Förderung aufgenommen werden, dass diese nach in Vitro-Befruchtungen "überzählig" sind und ansonsten hätten vernichtet werden müssen.

Die in Deutschland sowie Österreich, Portugal und Irland geltenden Verbote der Embryonenforschung werden dadurch allerdings nicht berührt. "Das bedeutet, dass nun mit Geldern deutscher Steuerzahler anderswo gefördert wird, was in Deutschland verboten ist", kritisierte die deutsche Grünen-Abgeordnete Hiltrud Breyer.
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Kein therapeutisches Klonen
Das Klonen und die Aufzucht von menschlichen Embryonen eigens zu Forschungszwecken sollen dagegen nach dem Willen des Europaparlaments von dem Programm ausgeschlossen werden.

Auch für Experimente, die auf eine Änderung der menschlichen Keimbahn abzielen sowie für das so genannte "therapeutische Klonen", das in Großbritannien erlaubt ist, soll es keine EU-Mittel geben.
224 Milliarden Schilling für die Wissenschaft
Das 6. Forschungsrahmenprogramm, das vom Parlament insgesamt gebilligt wurde, sieht für die Jahre 2002 bis 2006 rund 16,3 Milliarden Euro (224 Mill. S) für die Förderung unterschiedlicher Forschungsvorhaben vor.

Nach der ersten Lesung geht der Entwurf nun an den EU-Ministerrat. Bevor er in Kraft treten kann, muss er vom Europaparlament in zweiter Lesung verabschiedet werden. Die EU-Volksvertretung hat in dieser Frage ein Mitbestimmungsrecht.
Presseerklärung des Europaparlaments:
->   Cautious approach needed to biotechnology
Mehr zum Thema "Forschung an embryonalen Stammzellen":
->   Deutschland: Kommission geg. Stammzellen-Import
->   Ulrich Körtner: Embryonenschutz - Hemmschuh für die Biomedizin?
Mehr zum Thema "therapeutisches Klonen von Embryonen":
->   Klonen - rechtlich betrachtet
->   Ulrich Körtner: Therapeutisches Klonen - Fortschritt oder Irrweg?
->   Briten erlauben Klonen menschlicher Embryos (20. Dezember 2000)
 
 
 
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01.01.2010