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Leben und Überleben - Konzepte für die Zukunft  
  Was bedeutet nachhaltige Entwicklung in der Landwirtschaft im Zeitalter der Globalisierung? Worin liegen die Potentiale der Biotechnologie für die Herstellung von Lebensmitteln? Diesen und anderen Fragen wird auf einem heute beginnenden Kongress der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien nachgegangen.  
Symposion zwischen Politik und Wissenschaft
Unter dem Titel "Leben und Überleben - Konzepte für die Zukunft" sollen 'neben' wissenschaftlichen Standortbestimmungen auch politische Fragen berührt werden - etwa was die "Osterweiterung" der EU angeht.

Auch mag der Kongress durch seine Themenwahl Entwicklungen an den Universitäten selbst vorweg nehmen, wie der Boku-Rektor Leopold März erklärte. So sind die traditionellen Einteilungen ähnlicher Veranstaltungen - etwa "Land-, Forst- oder Wasserwirtschaft" - durch fächerübergreifende Titel ersetzt.
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Drei Themenkomplexe, internationale Kooperation
Drei große Themenkomplexe werden behandelt: Nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum, Wasser-Boden-Pflanze-Atmosphäre sowie Gesundheit-Lebensmittel-Umwelt. Veranstaltet wird der Kongress gemeinsam von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien, der Tschechischen Agraruniversität Prag und der Universität von West Ungarn.
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Interdisziplinarität an Grünen Universitäten
Nach Ansicht von März wird der interdisziplinäre Ansatz schon sehr bald auch Einzug in die Lehr- und Studienpläne der so genannten Grünen Universitäten halten.

Der Boku-Rektor verwies etwa auf das jüngst gegründete Zentrum für Naturgefahren und Risikomanagement an der Boku, an dem sieben Institute beteiligt sind.
Ländlicher Raum: Hauptverlierer der Globalisierung?
Jürg Minsch, vom Institut für angewandte Geologie der Boku, wird auf dem Kongress dem Prinzip der "nachhaltigen Entwicklung" unter den Bedingungen der Globalisierung nach gehen. Seine These: Nicht "die Globalisierung" ist das Problem, sondern deren unökologischen Rahmenbedingungen.

Hauptverlierer sei der "ländlichen Raum", der einerseits "Keimzelle für die Entwicklung nachhaltiger Konzepte", andererseits aber "existenziell abhängig von einer erfolgreichen Integration des ökologischen Gedankens in die nationalen wie internationalen Politikfelder" sei.

Der heute stattfindende Strukturwandel weise nicht in Richtung Nachhaltigkeit, sondern von ihr weg.
Grund: Merkantilismus-Syndrom
Als Ursache der ökologischen Gefährdung macht Minsch ein "Merkantilismus-Syndrom" aus - den Versuch der Wirtschaft, den Produktionsfaktor Natur möglichst billig zur Verfügung zu stellen.

Diese "Politik der billigen Naturzufuhr" nehme momentan an Bedeutung zu, ihre Hauptinstrumente seien die Nichtberücksichtigung von "negativen Externalitäten", aber auch verschiedene Formen von Verbilligungsstrategien, wie z.B. Steuerbefreiungen oder Subventionen.
Zu billig: Energie, Rohstoffe, Mobilität
Als offensichtliche Gegenstände dieser "ökologischen Grobsteuerung in die falsche Richtung" nennt Minsch billige Energie, billige Rohstoffzufuhr bzw. -förderung und Abfallentsorgung, expansive Raumerschließung, billige Mobilität und die Verbilligung von Großrisiken durch Haftungsbegrenzungen.
Politik schiebt Verantwortung ab
Die Politik verhandle zentrale Bereiche der damit verbundenen Umweltbelastungen nur unzureichend und werde "an eine spezialisierte Umweltpolitik oder an eine Raumordnungs- und -entwicklungspolitik abgeschoben".

Weitere Symptome dieser "institutionalisierten" Nichtlösung der ökologischen Frage seien "die 'Entdeckung' der Zivilgesellschaft allgemein und des ländlichen Raumes als Auffangbecken für ungelöste Probleme".
->   Homepage Jürg Minsch
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Kongress-Programm
18. November, 18.00 Uhr, im ORF-RadioKulturhaus:
Eröffnungssymposion "Die Grünen Universitäten und Europäische Entwicklung" mit Manfred Jochum (Hörfunkintendant ORF), Leopold März (Rektor BOKU), Franz Fischler (EU-Kommissar), Wilhelm Molter (Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft)
19. November 2001, 9 Uhr, Hofburg:
Eröffnungsplenum mit einem Eröffnungsvortrag von Josef Riegler (BOKU) und mit Leopold März (Rektor BOKU), Josef Kozák, (Rektor der Tschechischen Agraruniversität Prag), József Koloszár, (Rektor der Universität von West-Ungarn)
19. November 2001, 14.30 - 18.00 Uhr, Hofburg:
Plenum 1 "Nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum" mit
20. November 2001, 9.00 - 12.30 Uhr, Hofburg:
Plenum 2 "Der blaue und der grüne Raum - Wasser-Boden-Pflanze-Luft"
21. November 2001, 9.00 - 12.30 Uhr, Hofburg:
Plenum 3 "Gesundheit, Lebensmittel, Umwelt"
Dazu weitere Fachsymposien.
->   Die Homepage des Symposions
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Chancen der Genomforschung
Den Chancen und Herausforderungen der Genom- und Postgenomforschung für Landwirtschaft und Biotechnologie nimmt sich Josef Glössl vom Zentrum für Angewandte Genetik der Boku an.

Die Anwendung der Genomik, also der Erforschung von Struktur und Informationsgehalt der Erbanlagen, muss seiner Ansicht nach nicht unbedingt - die durch Österreichs Medien wie Gespenster geisternden - genetisch veränderte Organismen zur Folge haben.

Sie kann, so Glössl, auch ein vertieftes Verständnis der Erbanlagen und der Interaktion zwischen den Organismen untereinander und der Umwelt bringen.
Herkunftsnachweis, Sicherheit, Effizienz
Durch dieses Verständnis würden wesentliche Beiträge für die Entwicklung "nachhaltig orientierter Landwirtschaftssysteme" geleistet werden.

Der Herkunftsnachweis von Lebensmitteln, Überprüfung der Lebens- und Futtermittelsicherheit, das Aufspüren von Pathogenen könnte mit diesen neuen naturwissenschaftlichen Methoden bewerkstelligt werden.

Nicht zuletzt könne mit Hilfe der Biotechnologie die Produktivität und Versorgung mit Nahrungsmittel und nachwachsenden Rohstoffen verbessert und somit auch zur wirtschaftlichen Konkurrenzfähigkeit der Landwirte beigetragen werden - so die optimistische Einschätzung von Glössl.
->   Boku, Zentrum für Angewandte Genetik
->   Boku
 
 
 
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01.01.2010