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Der Vesuv - eine tickende Zeitbombe?  
  Beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 nach Christus starben viele Menschen einen plötzlichen Hitzetod. Auch in den folgenden Jahrhunderten war der Vesuv wiederholt zerstörerisch aktiv, zuletzt 1944. Jetzt haben Geologen nur acht Kilometer unter dem süditalienischen Vulkan einen gigantischen Magmasee entdeckt, der sich bis an den Rand von Neapel erstreckt.  
Dies berichtet ein italienisch-französisches Forscherteam in der aktuellen Ausgabe des 'Science Magazine'. Paolo Gasparini von der Universität Neapel und seine Kollegen haben sich in der neuen Untersuchung vor allem der Situation und den Bedingungen unterhalb des Vulkans gewidmet.

Die jetzt entdeckte Magmaschicht bedeutet, so die Wissenschaftler, nicht automatisch ein gesteigertes Ausbruchsrisiko, aber es skizziert eine Zone möglicher vulkanischer Aktivitäten in der Zukunft, die man intensiv beobachten sollte.
Artikel in 'Science' (Volume 294, Number 5546, Issue of 16 Nov 2001, pp. 1510-1512; kostenpflichtig) unter "Seismic Evidence of an Extended Magmatic Sill Under Mt. Vesuvius".
->   Artikel in 'Science'
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Vesuv ...
... tätiger Vulkan am Golf von Neapel (Italien), 1277 m; in 608 m Höhe befindet sich ein Observatorium. An den Hängen des Vulkans werden Wein und Aprikosen angebaut; der gewaltigste Ausbruch (79 n. Chr.) verschüttete die Städte Herculaneum, Pompeji und Stabiae; die letzten bedeutenden Eruptionen waren 1631, 1872, 1906 und 1944.
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Seismischer Überblick
"Was uns so überraschte, war die Größe der Magma führenden Schicht unterhalb des Vesuvs. Denn damit 'steht' dem Vulkan natürlich ein gigantisches Reservoir an flüssigem Gestein 'zur Verfügung'", erklärt Gasparini, der die Untersuchungen des Vesuv-Untergrundes zwischen 1996 und 1997 leitete.

"Wir haben in der Zwischenzeit eine riesige Datenmenge angesammelt, von der noch lange nicht alles ausgewertet wurde", so der Vulkanologe.
Vermessung mittels Explosionen
Das Forscherteam verursachte eine Reihe schwerer Explosionen an über einem Dutzend verschiedener Positionen im Umkreis des Vesuvs und vermaß die von den Explosionen verursachten Schockwellen, nachdem diese den Bereich unterhalb des Vulkans passiert hatten.
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Vesuvausbruch 1872
Der tödliche Atme des Vesuv
Beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 nach Christus erstickten viele Menschen nicht in einem Ascheregen, wie vielfach vermutet, sondern erlitten einen tödlichen Schock. Forscher der Universität Neapel untersuchten 80 Skelette, die am Strand von Herculaneum freigelegt wurden. Die Menschen hatten in Boots-Unterständen vor dem Ausbruch Schutz gesucht, doch schon die erste Eruptionswelle von 500 Grad heißen Gasen und Asche war tödlich. Die Hitzewelle stoppte so direkt die Funktion lebenswichtiger Organe. Der Tod trat so schnell ein, dass sie nicht einmal für schützende Reflexbewegungen Zeit hatten. Alle Skelette zeigen eine entspannte Körperhaltung und keine Zeichen von quälendem Schmerz. An den Knochen und Zähnen aber sind immer noch die Spuren der plötzlichen Hitzeeinwirkung zu erkennen.
->   Mehr zum Vesuvausbruch 79 n. Chr. und Pompeji
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Über 400 Quadratkilometer flüssiges Gestein
Die Magma führende Schicht, die die Wissenschaftler dabei unterhalb des Vulkans entdeckten, misst einen Umfang von über 400 Quadratkilometern.

In der nahen Zukunft soll mit weiteren Untersuchungen nicht nur geklärt werden, wie dick diese Schicht ist, sondern auch wie weit sich jener See flüssigen Gesteins unter benachbarte Vulkane erstreckt.
Magnetfeldstörungen verraten Ausbruch
Um den möglichen Ausbruch eines Vulkans zu prognostizieren, verlassen sich Vulkanologen mittlerweile nicht mehr nur auf die Beobachtung und Analyse der seismischen Aktivität des jeweiligen Vulkans.

Den meisten Ausbrüchen geht eine Serie von kleineren Erdbeben voran. Dabei liegt die Vorwarnphase aber nur im Bereich von zehn bis 14 Tagen. In dichtbesiedelten Gebieten, wie zum Beispiel um den Vesuv, kann das unter den Umständen zuwenig sein.

Jetzt gehen Wissenschaftler auch davon aus, dass sich ein drohender Vulkanausbruch durch eine Änderung des lokalen Erdmagnetfeldes verraten könnte. Bei Aufschmelzungs-Vorgängen im Untergrund kommt es zu lokal eng umschriebenen Änderungen im Magnetfeld. Damit käme ein weiteres Warnsignal für eine verlässliche Ausbruchs-Prognose hinzu.
->   Physik an der Universität Neapel
->   Mehr zur Prognostik von Vulkanausbrüchen
->   Mehr zu Vulkanismus in science.orf.at
 
 
 
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01.01.2010