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Grabfund österreichischer Archäologen im Irak  
  Österreichische Archäologen haben im irakischen Borsippa einen interessanten Grabfund gemacht: Neben mit Perlen gefüllten Gefäßen fanden die Wissenschaftler auch eine silberne Miniaturmaske.  
Die Ausgrabungen im irakischen Borsippa (südlich von Bagdad gelegen) stehen unter der Leitung von Helga Trenkwalder vom Institut für Geschichte, Sprachen und Kulturen des Alten Orient der Universität Innsbruck und Kai Kaniuth
Glasierte Gefäße mit Perlen
Wie Trenkwalder gegenüber der APA mitteilte, seien in einem Grab neben einem größeren glasierten Gefäß sechs weitere kleinere glasierte Gefäße gefunden worden. Letztere seien mit Sets von insgesamt etwa 500 Perlen, meist aus Fritte, gefüllt gewesen.
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Borsippa - das "zweite Babylon"
Der Kult des Gottes Nabu, des Schreiber- und Gelehrtengottes, mit seinem Heiligtum Ezida und dem Stufenturm Euriminanki ("Haus der sieben Befehlshaber des Himmels und der Erde") stand dem des babylonischen Hauptgottes Marduk sehr nahe. Auch sonst war der Zusammenhang zwischen beiden Städten, die einst durch einen Kanal verbunden waren, sehr eng, so dass Borsippa als "zweites Babylon" bezeichnet wurde.

In späthebräisch-talmudischer Zeit und sogar bis ins 19. Jahrhundert galt der Rest der Ziggurat (Stufenturm) von Borsippa als Turm von Babel. Dazu trugen auch die Maßangaben bei Herodot bei.

Die Blütezeit Borsippas war zweifellos unter dem neubabylonischen König Nebukadnezar II. (605-562 v. Chr.). Aus Texten weiß man, dass die Stadt von einer Mauer mit dem Namen "Gut ist ihre Umgebung" umschlossen war. Die heute noch teilweise sichtbare Mauer hatte zahlreiche Stadttore, jeweils einem Gott zugeordnet. Auch Borsippa - besaß so wie Babylon - eine Prozessionsstraße.
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Tausend Jahre altes Rollsiegel ...
Ferner wurde in dem Grab ein etwa tausend Jahre älteres Rollsiegel aus Stein mit der für diese Zeitstufe typischen Darstellung einer Einführungsszene und den Namen von Sonnen- und Mondgott in Keilschrift entdeckt.
... und einzigartige Miniaturmaske
Einzigartig sei eine dort entdeckte Miniaturmaske, vermutlich aus Silber, gewesen, die ursprünglich auf einem bemalten Holztablett beim Grab deponiert worden war.

Das Grab selbst war in ein Lehmziegelgebäude aus neubabylonischer Zeit (erste Hälfte des ersten Jahrtausends v. Chr.) integriert.
Ausgrabungen seit 1980
Borsippa (laut assyrischen Keilschrifttexten Barsib oder Barsip, heute Birs Nimrud), etwa 15 Kilometer südwestlich der Ausgrabungen von Babylon gelegen, ist seit 1980 fast ohne Unterbrechung Ausgrabungsziel österreichischer Archäologen.
->   Informationen der Universität Innsbruck zu den Grabungen
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Erste Ausgrabungen Mitte des 19. Jahrhunderts
Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgten erste Ausgrabungen an der Ziggurat durch Henry Rawlinson, dabei wurde klar, dass die antike Stadt den Namen Borsippa trug. Hormuzd Rassam untersuchte 1879 und 1880 den dem Turm vorgelagerten Haupttempel von Borsippa, Ezida.

Robert Koldewey, der berühmte deutsche Ausgräber von Babylon, unternahm 1902 Untersuchungen und schrieb zukunftsweisend in einem Brief, dass Borsippa wesentliche Erkenntnisse für die Zeit Nebukadnezars Iiefern würde und damit Rückschlüsse auf das Babylon der damaligen Zeit gegeben wären.
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Der Ziggurat: Bautechnik der Babylonier
APA/KRACHLER Harald
Im Bild der Tempelrest auf der Spitze der Ziggurat von Borsippa
Die bei der Freilegung der dortigen Ziggurat (Stufenturm mit aufsitzendem Tempel) gewonnenen Erkenntnisse erbrachten interessante Aufschlüsse über Bautechnik und Statik der Babylonier, insbesondere beim Turmbau. Borsippa und das etwas weiter nördlich davon gelegene Babylon dürften "Schwesternstädte" gewesen sein.

Bei den bisher 17 Grabungskampagnen ging es in erster Linie um vergleichende Studien zwischen Borsippa und der "Schwesternstadt" Babylon, insbesondere bei der Erforschung der Ziggurat und von Tempeln.
->   Innsbrucker Institut für Geschichte, Sprachen und Kulturen des Alten Orient
 
 
 
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01.01.2010