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Uni-Reform: Personal lehnt Vollrechtsfähigkeit ab  
  Der Zentralausschuss für die Universitätslehrer kritisiert die Entwicklungen an den Hochschulen. Umfragen zeigen, dass das Personal sowohl das neue Dienstrecht als auch die Vorschläge des Ministeriums zur Vollrechtsfähigkeit ablehnt.  
Dies betonte ZA-Vorsitzende Anneliese Legat laut APA bei einer Pressekonferenz am Montag. Der ZA ist die gesetzlich eingerichtete Personalvertretung aller österreichischen Hochschullehrer.
80 Prozent dagegen
Ganz taufrisch sind die präsentierten Befragungen allerdings nicht mehr - sie entstanden noch vor dem Beschluss der endgültigen Fassung des neuen Dienstrechts sowie vor der Präsentation des "Gestaltungsvorschlags" zur Vollrechtsfähigkeit der Universitäten.

Ein eindeutiges Bild ergeben sie nach Meinung des ZA dennoch: An der Technischen Universität (TU) Wien, der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien, der Universität Innsbruck sowie der Universität für angewandte Kunst in Wien sprachen sich jeweils mehr als 80 Prozent gegen das neue Dienstrecht und die Pläne zur Vollrechtsfähigkeit der Unis aus.
Totgeschwiegene Daten ...
Diese bereits mehrfach präsentierten Daten würden aber "totgeschwiegen und ignoriert", beklagte Rony Flatscher, Vorsitzender des Dienststellenausschusses an der WU. Scharfe Kritik übte er am neuen "einmaligen und hirnverbrannten" Dienstrecht, das neu eintretenden Nachwuchs-Wissenschaftern "nach vier Jahren einen Tritt in den Hintern gebe".

Jeder Personalchef einer größeren Firma würde gekündigt, wenn er so auftrete wie die Regierung.
... und Re-Verstaatlichung?
Hinter der geplanten Ausgliederung der Universitäten vermutet die Juristin Legat eine "Re-Verstaatlichung". So solle offenbar eine Betriebsstruktur entstehen, die die "akademische Selbstverwaltung abschaffen" möchte. Probleme mit dem neuen Dienstrecht ortet sie vor allem im Bereich der Medizin, wo es für Nachwuchs-Wissenschaftler zu hohen Einkommensverlusten komme.

Ins gleiche Horn stieß auch der Anästhesist Thomas Luger von der Uni Innsbruck. Der Gestaltungsvorschlag des Ministeriums gehe in nur 17 Zeilen auf die Zukunft der medizinischen Fakultäten ein. Wenn der Zeitplan für den Beschluss der Reform eingehalten werden müsse, könnten die nötigen Sonderbestimmungen für die Medizin fallen gelassen werden, befürchtete Luger.
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TU-Rektor: "Gutes mit Pferdefüßen"
"Auch viel Gutes" sieht hingegen TU-Rektor Peter Skalicky in der Ausgliederung der Universitäten, allerdings seien im vom Ministerium präsentierten Gestaltungsvorschlag tatsächlich "einige Pferdefüße drinnen". Die Diskussion an den Unis über das Modell sieht er als "gutes Zeichen einer akademischen Selbstverwaltung".
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BSA befürchtet Ministerial-Universität
Ablehnung für die Vorschläge des Bildungsministeriums kommt auch vom Bund sozialdemokratischer Akademiker (BSA). Diese würden zu einer Beschränkung der Mitbestimmung sowie der Universitätsautonomie führen und stattdessen eine "Ministerial-Universität" schaffen, hieß es in einer Aussendung.
Brinek fordert konstruktive Vorschläge
"Konstruktive Vorschläge statt vulgärer Worthülsen" verlangte hingegen ÖVP-Wissenschaftssprecherin Gertrude Brinek in der Diskussion über die Reform der Universitäten. "Hirnverbrannt" und "Tritt in den Hintern" seien keine Vokabeln, die man sich von einem Akademiker in einer öffentlichen Stellungnahme erwarte, kritisierte die VP-Abgeordnete in einer Aussendung Aussagen von Personalvertretern.
Dienstrecht ist "gemeinsames Produkt"
Das seit 1. Oktober geltende Dienstrecht sei das Ergebnis der Verhandlungen zwischen Regierung und Gewerkschaft - "also ein gemeinsames Produkt", betonte Brinek. Für die "alten" Assistenten seien Vertrauens- und Rechtsschutz gewährleistet, für die Staff Scientists durchgehende Karrieren.

Darüber hinaus könne die Universität über die Neuverteilung der Personalsubstruktur auf der Basis eines Punktepools selbst gestalten, so die VP-Abgeordnete.
"Panikmache"
Die Universitäten sieht Brinek auf dem Weg in die Autonomie. Von einer "Re-Verstaatlichung" könne - im Gegensatz zur Ansicht des Zentralausschusses für die Universitätslehrer - keine Rede sein. "Das ist nur eine Panikmache, die jeder sachlichen Grundlage entbehrt", so Brinek.
->   Mehr über die Diskussion zur Uni-Reform in science.orf.at
 
 
 
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01.01.2010