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Cholesterin-Senker blockieren HIV-Infektion  
  Einer aktuellen US-Studie zufolge könnten Cholesterin-Senker möglicherweise gegen die Immunschwächekrankheit Aids helfen. Die Medikamente behindern offenbar das Eindringen des HI-Virus in eine Zelle; dieser Prozess ist notwendig, damit sich das Virus im Körper des Infizierten vermehren kann.  
Den meisten Menschen sind Cholesterin-Senker momentan wohl in unguter Erinnerung, nachdem die Pharmafirma Bayer ihr Medikament "Lipobay" wegen einiger Todesfälle vom Markt nehmen musste.
Cholesterin-Senker als Aids-Therapie?
Doch die Arzneimittel gegen einen hohen Cholesterin-Blutspiegel könnten möglicherweise gegen die Immunschwäche Aids helfen, wie BBC Online meldete. Eine aktuelle US-Studie, die in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) veröffentlicht wurde, legt das zumindest nahe.
->   PNAS (kostenpflichtig)
Das Ergebnis der Forschungsarbeit: Im Labor konnte gezeigt werden, dass das HI-Virus in seiner "Zellzerstörungstätigkeit" gestört wird, wenn man den Körperzellen Cholesterin entzieht. Klinische Tests an HIV-Patienten haben allerdings noch nicht stattgefunden.
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HIV-Infektion und Aids
Die Abkürzung Aids steht für "Acquired Immune Deficiency Syndrome", HIV für "Human Immune Deficiency Virus". Die Übertragung des Erregers erfolgt durch Blut bzw. Blutprodukte, durch ungeschützten sexuellen Kontakt oder während einer Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind. Das Virus befällt wichtige Zellen des Immunsystems, die so genannten T-Helferzellen sowie die Makrophagen.

Eine Erkrankung verläuft in mehreren Stadien: Nach einem krankheitsfreien Intervall von mehreren Jahren bis Jahrzehnten kommt es in der Vorstufe der Aids-Erkrankung zunehmend zu typischen Infektionen. Das Krankheitsvollbild ist durch Gewichtsabnahme, schwere Infektionserkrankungen und bestimmte Krebsarten definiert. Der Ausbruch kann mittlerweile sehr lange hinausgezögert werden, eine Heilung ist jedoch nicht möglich. An einem Impfstoff wird geforscht.
->   Informationen des Robert-Koch-Instituts zu HIV und Aids
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Wie dringt HIV in Zellen ein?
Die Wissenschaftler vom "National Institute of Allergy and Infectious Diseases" (NIAID) in den USA untersuchten die Art und Weise, in der das Virus die doppelwandige Membran einer menschlichen Körperzelle durchdringt.

Bekannt ist bereits seit längerem, dass dazu eine chemische Komponente des HI-Virus - genannt "Gag" - an der Zellmembran festmachen muss. Das Forscherteam entdeckte aber, dass "Gag" sich vor allem an den Bereichen der Zellwand anhing, die besonders viel Cholesterin aufwiesen.
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Weltweit 36 Millionen HIV-Infizierte
Etwa 36,1 Millionen Menschen sind weltweit mit dem HI-Virus infiziert, das Aids verursacht. Darunter befinden sich rund 1,4 Millionen Kinder unter 15 Jahren, von denen 210.000 in Süd- und Südostasien leben. 22 Millionen Menschen sind in den vergangenen 20 Jahren der Immunschwächekrankheit erlegen. Pro Tag infizieren sich weltweit 15.000 Personen neu mit den Aids-Erregern.

In Österreich wurde der erste Aids-Fall im Frühjahr 1983 bekannt. Etwa 15.000 Menschen haben sich hier zu Lande bisher mit dem HI-Virus infiziert. Bei über 2.000 ist die Immunschwächekrankheit ausgebrochen, mehr als die Hälfte von ihnen ist gestorben.
->   Österreichische Aids-Statistik (pdf-File, Stand 29.06.2001)
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Eindringen durch weniger Cholesterin verhinderbar
Das Virus vernichtet langfristig wichtige Zellen des Immunsystems, indem es in diese eindringt, sie mit seiner Erbsubstanz infiziert und schließlich weitere Zellen befällt.

Da sich HIV aber erst dann reproduzieren kann, wenn es in die Körperzellen eingedrungen ist, untersuchten die Wissenschaftler die Möglichkeit, mit Hilfe von bestimmten Substanzen dieses Eindringen zu verhindern. Ihr Ansatzpunkt: das Cholesterin.

Im Labor führten sie zunächst zwei getrennte Experimente durch: Zuerst wurden Substanzen getestet, die das Cholesterin von der Zelloberfläche entfernen. Ein zweiter Schritt waren Stoffe, welche die Produktion von Cholesterin blockieren.
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Weiterführende Links zum Thema Aids:
United Nations Programme on HIV/AIDS
Aids-Hilfen Österreich
Kinder-Aidshilfe Österreich
www.hivnachrichten.de
Informationen zu Cholesterin:
www.almeda.de
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Kombiniert größter Erfolg
Beide Methoden führten einzeln angewendet zu einer signifikanten Behinderung des HI-Virus bzw. der Neuinfektion anderer Zellen. Kombinierten die Forscher die zwei Methoden, so war das HI-Virus sogar fast vollständig unfähig, sich fortzupflanzen.

Damit wird die Frage aufgeworfen, ob herkömmliche Cholesterin-Senker eine ähnliche Wirkung wie nun im Labor beobachtet auch beim Menschen hervorrufen können. Zusätzliche Experimente seien noch nötig, zitiert BBC Online Eric Freed, einen federführenden Autoren der Studie.
->   NIAID
->   BBC Online
Mehr zum Thema Aids in science.orf.at:
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01.01.2010