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Pflanzen als Sanierungsgehilfen  
  Der Weltklimagipfel in Marrakesch hat Wälder als Kompensation für den industriellen Kohlendioxid- Ausstoß anerkannt. Das wird Auswirkungen auf die Forschung haben. Die Wald- und Bodenforschung wird in den nächsten Jahren wichtiger werden, zeigten sich die Wissenschafter auf dem derzeit stattfindenden internationalen Kongress der Universität für Bodenkultur in Wien überzeugt.  
Der Waldboden hat eine große Bedeutung für die Filterung der Niederschläge, bevor sie in das Grundwasser gelangen. Die Zusammensetzung der Wälder beeinflusst diesen Filtermechanismus enorm.
Waldausstattung beeinflusst Grundwasserqualität
"Man kann die Grundwasserqualität durch die Waldausstattung beeinflussen", sagt der Forstökologe Gerhard Glatzel. Bei Mischwäldern zum Beispiel hat das Wasser die Möglichkeit tief in den Boden einzudringen, pflanzt man Nadelbäume, kommt es zu einem oberflächlichen Abfluss.

"In der Folge der Beschlüsse von Marrakesch werden jetzt viele Wälder aufgeforstet werden; da ist es ganz entscheidend, wissenschaftliche Daten darüber zu sammeln, wie diese den Boden beeinflussen.
Phytosanierung - Konzept für die Zukunft ?
Die Wiener Forscher denken schon einen Schritt weiter. Was passiert mit den Schadstoffen, die in den sogenannten Kohlendioxid-Senken von Wäldern aufgefangen werden? Die Schadstoffe landen im Boden und verunreinigen diesen mit Schwermetallen.

Die Wiener Forscher setzen auf eine ganz neue Forschungsrichtung: auf die Phytosanierung. Sie untersuchen, inwieweit Pflanzen für die Dekontamination von Böden herangezogen werden können.

Diese Technik findet international großes Interesse. Denn in vielen Gegenden, unter anderem im ehemaligen Ostblock, wird die teuere Sanierung oft aufgeschoben. Mit der Phytosanierung könnten die Schadstoffe erstmals entfernt werden, ohne die Erde ausheben und verfrachten zu müssen.
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Pappeln und Waiden geeignet
Das Hauptproblem ist, Pflanzen zu finden, die die Schadstoffe in hohem Maße aus dem Boden aufnehmen", sagt Walter Wenzel vom Institut für Bodenforschung der BOKU. Wenzel wurde in Tschechien fündig: er arbeitet nun mit bestimmten Pappeln und Weidenarten, deren Wurzeln die Schadstoffe besonders intensiv aus dem Boden ziehen. Im Wurzelbereich ist eine spezifische Mikrobenpopulation angesiedelt, die zum Beispiel Kohlenwasserstoffe, Blei, Kupfer, Zink oder Kadmium rasch abbauen kann.
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Arsen aus alten Zeiten
Ein Forschungsschwerpunkt ist die Belastung des Bodens mit Arsen. In Gegenden, in denen früher Erzbau betrieben wurde, gibt es natürlicherweise höhere Kontaminationen als in anderen Gegenden. Außerdem war Österreich seit prähistorischer Zeit ein Erzbaugebiet, in einigen Regionen finden sich deshalb noch heute Reste dieser Aktivität - prähistorische Umweltverschmutzung sozusagen.

Die Forscher der Universität für Bodenkultur untersuchten, inwieweit dieses Arsen das Grundwasser gefährdet und wie Pflanzen zur Schadstoffminderung eingesetzt werden können.
Kooperation mit Tschechien
Im Bereich der Rhizosphärenforschung gibt es eine intensive Kooperation mit der Agraruniversität Prag. Denn während in Österreich die Bodenverunreinigung auf die Geologie zurückzuführen ist, kommt zum Beispiel die Arsen- oder Zinkbelastung in der Tschechischen Republik vor allem von der Industrie.

"Wir können nun die anthropogene Verschmutzung mit der geologischen Belastung vergleichen und feststellen, ob sich beide auf die gleiche Weise behandeln lassen", erklärt Pavel Tlustos von der Tschechischen Agraruniversität Prag.

Die Phytosanierung - und damit der Grundwasserschutz - ist eines der Zukunftsthemen, zeigt sich Wenzel überzeugt. Nicht nur, weil das Grundwasser und die Wasserressourcen weltweit knapper werden. Sondern auch, weil Wald und Boden vermehrt als Sanierungsgehilfen der Luft eingesetzt werden.
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Ein Beitrag von Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft, für die Ö1-Dimensionen, 19.11. "Die blaue Ressource" um 19 Uhr auf Ö1.
->   Ö1
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->   Mehr zum BoKu-Kongress in science.orf.at
 
 
 
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01.01.2010