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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung .  Technologie 
 
Neues Lernen in "Forschungsschulen"  
  Der Einsatz des Internets und anderer Informationstechnologien im Unterricht wirkt sich nachhaltig auf das Lernparadigma des persönlichen Kontaktes und damit auf verschiedene Bildungsprozesse und Lernmethoden aus. Ein Computermodul für "situationsbezogenes Lernen" soll die neuen Potenziale besser nutzen.  
Computerbasierte Ausbildung
Aktuelle Werkzeuge im Bereich der computerbasierten Ausbildung versuchen, traditionelle Lehr- und Lernmethoden zu unterstützen, ohne jedoch den gesamten Lernprozess zu berücksichtigen. Eine Konsequenz dieser Entwicklungen besteht darin, dass beim Entwurf von Systemen für die computerbasierte Ausbildung kognitive Faktoren und die Flexibilität der Lernansätze und Lernstile kaum berücksichtigt werden.

Die Firnberg-Stipendiatin Maja Pivec untersucht in ihrem Forschungsprojekt, wie sich die Rolle der Lehrenden verändert und kommt zu dem Schluss, dass die Einführung von Technologie an sich den Unterricht und das Lernen nicht automatisch effektiver und effizienter gestaltet.
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Hertha-Firnberg-Programm
Anfang Oktober wurden von Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer die diesjährigen Stellen im Rahmen des Hertha-Firnberg-Programmes vergeben. Mit diesem, vom Wissenschaftsfonds (FWF) durchgeführten Programm beginnen neun Frauen ihr dreijähriges Forschungsprojekt. In Kooperation mit dem FWF stellt "science.orf.at" die Projekte in Gastbeiträgen der Wissenschaftlerinnen vor. Den folgenden Text hat Dr. Maja Pivec vom Institut für Informationsverarbeitung der Technischen Universität Graz verfasst.
->   Wissenschaftsfonds (FWF)
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"Forschungsschule": Reformen des Unterrichts
Technologie sollte als Werkzeug genutzt werden, das auch kognitive und organisatorische Betrachtungen miteinbezieht und so Kreativität, kritische Problemanalyse und Problemlösung ermöglicht.

Wissensbasierte Werkzeuge und Verfahren können dabei einen Beitrag leisten, die klassische Schule und den Unterricht in Richtung einer "Forschungsschule" zu reformieren, in der sich die Rolle des Lehrers von der eines Wissensvermittlers zu der eines Mentors verlagert.

Das Projekt namens "Situation Learning¿ soll zur Veränderung des Lernprozessparadigmas beitragen und dazu anregen, die Rolle von neuen Technologien, Systemen und Werkzeugen sowie die Kombination von bereits existierenden Lösungen zu überdenken.
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"Situation Learning¿ ¿ Verknüpfung von Theorie und Praxis
Situation Learning (SL) bezeichnet ein neues Hypermedia-Wissensmodul, das sowohl für den Online- als auch für den Offline-Gebrauch geeignet ist. Es wurde mit dem Ziel entwickelt, die Motivation beim Lernen und die Selbststeuerung von Lernprozessen zu fördern. Diese Lösung bietet einen neuen Ansatz zur Präsentation von Wissensmodulen, der sich von den meisten der herkömmlichen Ansätze wesentlich unterscheidet. Die offensichtliche, informelle Struktur von Wissensmodulen bringt eine gewisse zusätzliche Dynamik in den Lernprozess. Die interaktive Komponente dieses Ansatzes erhöht die Beteiligung der Lernenden und ihre Motivation zum Lernen.
->   Computermodul zum situationsbezogenen Lernen
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Einsatz des Wissens
Die Verknüpfung von theoretischem Wissen mit Praxis erleichtert die Wissensaufnahme und trägt dazu bei, das erworbene Wissen zu festigen und so einen besseren Lernerfolg zu erzielen.

Üblicherweise haben wir beispielsweise beim Lesen eines gut strukturierten Textes mit klarem Inhalt das Gefühl, alles zu verstehen und es uns auch merken zu können. Erst während der Auseinandersetzung mit einer Situation, in der wir unser theoretisch erworbenes Wissen konkret einsetzten müssen, wird uns bewusst, dass wir gewisse Inhalte noch nachschlagen müssen, um die an uns gestellten Anforderungen in befriedigender Weise meistern zu können. Dabei wiederholen wir Inhalte und konsultieren zusätzlich auch neue Quellen.
Steuerung des Wissenserwerbs
Die Kombination von Theorie und Praxis schon während des Lernprozesses hat sich in der Anwendung der SL-Module als sehr wirksam erwiesen. Praxisnahe Aufgaben werden gestellt, um das Wissen und das Verständnis der Studenten/innen zu überprüfen.

Mit Hilfe solcher Aufgaben können Studenten/innen ihren Wissenserwerb selbst steuern, z.B. ihr Wissen vertiefen, und die Verantwortung für den gesamten Lernprozess übernehmen. Dabei werden sie in einer virtuellen Welt mit den Konsequenzen konfrontiert, die ihre Entscheidungen in der Realität zu Folge hätten.
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Lernen für die Praxis
In zweiter Linie bekommen die Studenten/innen einfach zu bedienende Tools in die Hand, um Inhalte "mühelos" selbst entwickeln und sie den Kollegen/innen vorzuzeigen zu können. Bei der Selbsterstellung von Wissenspräsentationen wird interdisziplinäres Lernen gefordert. Die Studenten/innen lernen u.a. die Anwendung von digitalen Medien, erworbenes und vertieftes Wissen auf innovative Weise darzustellen als auch die Einbindung von medialen Inhalten in HTML-Seiten sowie HTML-Programmierung.
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Wie verhalten wir uns im täglichen Leben?
Ein Pilotansatz des Projektes SL war "LIFE Situation Learning", welcher sich mit der Thematik "Wie verantwortlich verhalten wir uns im Alltag?¿ auseinandersetzte. Mit dem Einsatz von SL-Wissensmodulen konnten Interessierte ihr Wissen in verschiedenen Bereichen wie Aqua-Fitness, Fitness im Alltag, Fitness&Fun, Stress, Time Management und Ernährung überprüfen.

Es war ihnen möglich, ihre Verhaltensmuster zu erforschen und mittels Rückmeldung ihre gewohnten Verhaltensmuster mit gesunden bzw. gewünschten Verhaltensmustern zu vergleichen. Etliche Tipps und fachliche Erklärungen waren in die SL-Module als zusätzliche Information integriert.
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"Informed Austria Servers"
LIFE SL war Bestandteil des "Infomed-Austria-Servers¿. Verwirklicht wurde das Projekt mit der Unterstützung des Fonds "Gesundes Österreich¿. Zu Demo-Zwecken wurde ein kleiner Teil dieses ehemaligen Pilotversuches auf den Server von Institute for Information processing and Computer supported new Media (IICM) in Graz übertragen, wo LIFE SL auch derzeit der interessierten Öffentlichkeit zugänglich ist.
->   Server des IICM
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Neue Lösungen
Das Modul "Situation Learning¿ stellt eine wertvolle Unterstützung in Lernprozessen unterschiedlichster Wissensgebiete dar. Mittels Konfrontation mit spezifischen Situationen in der virtuellen Welt werden Benutzer/innen dazu angeregt, über ihre Verhaltensweisen nachzudenken, diese im Hinblick auf ihre Konsequenzen in der Realität zu bewerten und bei Bedarf neue, adaequate Lösungen zu finden.
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Maja Pivec promovierte im Jahr 2000 an der Technischen Hochschule Graz. Ihren Erstabschluss hatte sie an der Fakultät für Maschinenbau der Universität Maribor gemacht, wo sie auch als Assistentin tätig war.
->   Mehr über das Hertha-Firnberg-Programm
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Lesen Sie mehr über das Hertha-Firnberg-Programm in "science.orf.at":
->   Sabine Agatha: Verborgene Lebewesen des Meerwassers
->   Ursula Prutsch: Kulturpolitik und Kulturtransfer in Brasilien
->   Plädoyer für die Geisteswissenschaften
 
 
 
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01.01.2010