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Viele Früchtetees enthalten Pestizide  
  Früchtetees sind nicht unbedingt gesund. Von 50 Sorten, die die deutsche Stiftung Warentest untersucht hat, waren mehr als die Hälfte deutlich bis stark mit Pestiziden belastet. Zudem fanden die Chemiker im Labor auch Rückstände eines hochgiftigen Holzschutzmittels, das in Österreich bzw. EU-weit längst verbotenen ist.  
Wenn im Winter die Temperatur fällt, erfreut sich die heiße Tasse Tee wieder steigender Beliebtheit. Viele greifen dabei vorzugsweise zu Früchtetee-Mischungen, die als besonders gesund gelten. Doch dabei ist Vorsicht angebracht, denn manche Tees enthalten Rückstände giftiger Substanzen.
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Gesunder Früchtetee
Ein Mensch sollte täglich mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Allerdings ist Flüssigkeit nicht gleich Flüssigkeit. Denn sowohl von stark zuckerhaltigen wie auch von koffeinhaltigen Getränken raten Ärzte ab. Daher gilt Früchtetee - neben Mineralwasser - als ideale Alternative, da dieser kein Koffein bzw. keinen Zucker enthält und zudem noch gut schmeckt.
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Warentest: Analyse von 50 Früchtetee-Sorten
Die Stiftung Warentest, eine deutsche Verbraucherschutz-Organisation, hat für ihr aktuelles Dezemberheft "test" 50 Sorten des fruchtigen Heißgetränks - darunter auch Kindertees und Mischungen aus dem Reformhaus oder Bioladen - genauer unter die Lupe genommen. Was die Chemiker dabei im Labor entdeckten, wird die Liebhaber der "heißen Tasse" nicht erfreuen.
Nur fünf Tees ohne Rückstände
Gesucht wurde nach den Rückständen von rund 260 verschiedenen Pestiziden, also Mitteln zur Bekämpfung von pflanzlichen und tierischen Schädlingen aller Art. Und die Tester wurden fündig: In lediglich fünf Tees konnten keinerlei Rückstände nachgewiesen werden.

Bei 15 Proben lagen die gefundenen Spuren von Pflanzenschutzmitteln in einem Bereich, dessen Belastung laut "test" als gering bzw. sehr gering eingestuft wurde. Weitere neun Sorten überschritten diese Grenze, die Belastung ist angegeben als "deutlich".
Über dem gesetzlichen Grenzwert
Ganze 21 der untersuchten Früchtetees wiesen allerdings Pestizid-Rückstände auf, deren Gehalt die gesetzlichen Höchstwerte für teeähnliche Erzeugnisse überschritt, so das Labor-Ergebnis laut Stiftung Warentest.
->   Greenpeace Österreich: Allgemeine Informationen zu Pestiziden
PCP: Holzschutzmittel im Früchtetee
Womit die Tester im Früchtetee allerdings überhaupt nicht gerechnet hatten, war Pentachlorphenol, kurz PCP: Das hochgiftige Holzschutzmittel fand sich in 28 Teeproben, davon waren 20 deutlich bis stark belastet.
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PCP/ Pentachlorphenol
PCP wird seit 1936 als Holzschutzmittel eingesetzt. Seine allgemeine "biozide" Wirkung führte zu zahlreichen weiteren Anwendungen, z.B. als Unkrautvernichtungsmittel oder als Bakterizid u.a. in der Textilindustrie und in Farben und Desinfektionsmitteln. Es handelt sich um eine sehr langlebige, schwer abbaubare chlororganische Verbindung. In Österreich sind Herstellung, Vertrieb und Anwendung von PCP schon seit 1991 - durch eine Verordnung zum Chemikaliengesetz - verboten. Seit 1999 gilt grundsätzlich auch ein EU-weites Verbot, für die Atlantikstaaten gibt es allerdings Ausnahmen.

Gesundheitsrisiken: PCP gehört zu den Substanzen, die im Verdacht stehen Chemikalien mit hormonellen Wirkungen zu sein. Eine Vergiftung ist oral möglich sowie über die Haut und Atmung. Folgen einer akuten Vergiftung können sein: Reizungen der Haut, Blutdruckanstieg, beschleunigte Atmung, erhöhte Temperatur Übelkeit, Kopfschmerzen, Bewusstlosigkeit und - im schlimmsten Fall - Herzversagen. Bei langfristigen Vergiftungen kann es zu Nieren- und Leberschäden kommen. Im Tierversuch wurde eine krebserregende Wirkung des Holzschutzmittels nachgewiesen.
->   Mehr zu PCP
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Vorwiegend bei Hagebutten gefunden
Die Tester recherchierten noch etwas weiter und stellten fest, dass mit PCP vorwiegend die Hagebutte belastet ist. Diese Wildfrucht bildet die Grundlage für fast alles, was Früchtetee heißt.

Die süß-sauren, Vitamin-C-reichen Früchte der Heckenrose kommen vor allem aus Chile, den Balkanländern und aus China.

Ein Grund für die Belastung mit Holzschutzmitteln könnte sein, dass die Schalen zum Trocknen auf Holzroste ausgebreitet werden, die mit PCP behandelt sein können, heißt es im Magazin.

Ein anderer möglicher Grund: Hagebuttenschalen aus Chile landeten in einigen Fällen offenbar in Öfen, die nicht nur zum Trocknen der Früchte genutzt wurden, sondern auch zum Trocknen von Holz.
Wasserlösliches PCP im Tee
Dieses Holz war mit PCP getränkt und verunreinigte die Öfen, so dass PCP anschließend in die Hagebutten gelangte. Da PCP wasserlöslich sei, finde es sich auch im Aufguss, so die Analyse der Chemiker: Je länger der Tee ziehe, desto höher sei die Konzentration.
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Genaue Ergebnisse im "test"-Magazin
Die genauen Ergebnisse der Labor-Analyse bzw. die Produktnamen finden Sie in der Dezember-Ausgabe von "test". Ein "Abdruck" in science.orf.at ist aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Das Magazin ist allerdings in vielen Trafiken erhältlich.
->   Stiftung Warentest
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01.01.2010