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40 Millionen HIV-Infizierte  
  Die Aids-Epidemie breitet sich immer rascher aus. In nur zwei Jahrzehnten haben sich weltweit 40 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Die meisten im südlichen Afrika. Den größten Anstieg verzeichnen Osteuropa und Südostasien. Anlässlich des heutigen Weltaidstages wird jetzt auf die rasche Realisierung eines funktionierenden Impfstoffes gehofft.  
In Osteuropa und Südostasien hat die Zahl der HIV-Infektion in einem Jahr um 60 Prozent zugenommen. Hauptgrund ist der Anstieg der Drogenkonsumenten. Über unsaubere Spritzen breitet sich der Virus viel schneller aus als von Experten befürchtet.
Titanic-Phänomen
Die Vereinten Nationen sprechen vom Titanic-Phänomen: dem tödlichen Mix aus Drogen und HIV. Die UNO schätzt, dass 10 Prozent der Infektionen weltweit auf Drogenkonsum zurückgehen.

In den Ländern Weissrussland, China, Georgien, Iran, Italien, Kasachstan, Moldawien, Myanmar, Nepal, Polen, Portugal, Spanien, Ukraine und Jugoslawien sogar mehr als 50 Prozent. In Russland mehr als 90 Prozent. Drogensüchtige fallen in diesen Ländern meist aus dem sozialen Versorgungssystem. Abhängige haben oft 'riskanten' Sex.

Damit überschneiden sich Drogen- und Prostitutionsszene. Die Folge ist eine explosive Ausbreitung von Aids rund um den Globus. Auch in Österreich rechnet man mit einer Zunahme der Infizierten durch steigenden Drogenimport aus dem Osten.
'Österreich im Spitzenfeld'
"Derzeit sind wir international noch im Spitzenfeld was die geringe Ansteckung betrifft. Wir wissen aber um die Gefahr. Die Zahlen der WHO zeigen, dass sich HIV von Fernost in Richtung Westen ausbreitet. Und da Krankheiten vor nationalen Grenzen nicht halt machen, müssen wir auch hier mit einer verstärkten Zunahme rechnen", so Gesundheitsstaatssekretär Reinhard Waneck.

"Allein im vergangenen Jahr haben die Neuinfektionen in Österreich zugenommen. Rund 400 Menschen haben sich angesteckt. Um 100 mehr als noch vor drei Jahren. Ein Grund ist auch das Nachlassen der Achtsamkeit. Aufgrund dessen, dass es heute gute Therapien gibt, die das Vollbild der Krankheit hinauszögern, wird offenbar der Gefahrenmoment in der Bevölkerung nicht sehr hoch eingeschätzt, so Waneck.

"Es ist unsere Aufgabe, dem entgegenzuwirken. Durch Aufklärung und Information. Wir glauben, dass es notwendig ist, in der Prävention möglichst früh anzusetzen. Auch Eltern und Schulen sollen eingebunden werden", erklärt der Gesundheitsstaatssekretär.
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HIV-Infektion und Aids
Die Abkürzung Aids steht für "Acquired Immune Deficiency Syndrome", HIV für "Human Immune Deficiency Virus". Die Übertragung des Erregers erfolgt durch Blut bzw. Blutprodukte, durch ungeschützten sexuellen Kontakt oder während einer Schwangerschaft von der Mutter auf das Kind. Das Virus befällt wichtige Zellen des Immunsystems, die so genannten T-Helferzellen sowie die Makrophagen.

Eine Erkrankung verläuft in mehreren Stadien: Nach einem krankheitsfreien Intervall von mehreren Jahren bis Jahrzehnten kommt es in der Vorstufe der Aids-Erkrankung zunehmend zu typischen Infektionen. Das Krankheitsvollbild ist durch Gewichtsabnahme, schwere Infektionserkrankungen und bestimmte Krebsarten definiert. Der Ausbruch kann mittlerweile sehr lange hinausgezögert werden, eine Heilung ist jedoch nicht möglich. An einem Impfstoff wird geforscht.
->   Informationen zum Weltaidstag 20001
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Jede Minute 10 Neuinfektionen
1,2 Prozent der Menschen sind weltweit mit dem HI-Virus infiziert. Jede Minute stecken sich 10 Menschen neu mit dem Virus an. In Österreich 1-2 Menschen jeden Tag.

Über fünf Millionen Menschen haben sich allein dieses Jahr weltweit neu mit dem Virus infiziert. Drei Millionen Menschen sind heuer bereits an Aids gestorben. Darunter mehr als eine halbe Million Kinder.
'Großer Anstieg in Osteuropa erwartet'
"Ein größerer Anstieg ist in Osteuropa in den nächsten Jahren zu erwarten. Gründe sind die Öffnung der Grenzen Anfang der neunziger Jahre, die ökonomische Krise, die steigende Mobilität und der zunehmende Drogenkonsum. Die größte Ausbreitung besteht aber nach wie vor in Afrika. Dort müssen dringend Aufklärungsaktionen vor Ort verstärkt werden", so der UNAIDS-Koordinator für Zentral ¿ und Osteuropa Karl Dehne.

"Der Slogan des diesjährigen Aids-Tags ist "I care- do you". Da die Ausbreitung der Epidemie weltweit nicht ernst genug genommen wird und viele Menschen, die etwas tun könnten, nicht genug tun. Da handelt es sich um Menschen aus allen Berufsgruppen und Schichten. Von Politikern über Sportstars zu "normalen" Menschen auf der Straße, im Beruf. Alle könnten etwas dazu tun, dass sich die Epidemie nicht so rasch ausbreitet", erklärt derr UNAIDS-Koordinator.
Hilfe für arme Länder
Die internationale Organisation "Ärzte ohne Grenzen" fordern die Regierungen weltweit auf, den Bekenntnissen zur Bekämpfung von Aids in ärmeren Ländern endlich Taten folgen zu lassen. Mit Projekten in acht Ländern hat die Organisation gezeigt, dass die Behandlung durch die Kombinationstherapie auch in ärmeren Ländern möglich ist.

In Thailand, Malawi und Guatemala konnten viele Menschenleben gerettet werden. Die Anwendung der Medikamente in Guatemala ist revolutionär, weil diese in den meisten zentralamerikanischen Ländern nicht erhältlich sind.
->   Ärzte ohne Grenzen
USA: Sterblichkeitsrate bis zu 90 Prozent gesunken
In den Vereinigten Staaten, wo Infizierte bereits seit fünf Jahren mit den Medikamenten behandelt werden, konnte die Sterblichkeitsrate um bis zu 90 Prozent gesenkt werden. In Brasilien brachte die Behandlung in drei Jahren eine Einsparung von mehr als 7 Milliarden Schilling, da weniger Patienten in Krankenhäuser eingeliefert werden mussten.

Möglich ist die Behandlung mit dem Medikamenten-Cocktail, weil die Medikamente billiger geworden sind. Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" verfügt aber weder über das Mandat noch über die Mittel, um große landesweite Programme einzuführen.
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Impfstoff in wenigen Jahren?
Die deutsche Aids-Stiftung schätzt, dass ein Impfstoff zum Schutz vor Aids schon in wenigen Jahren einsatzbereit sein wird. In Kliniken in München und Erlangen wird seit einem Monat eine immun-stimulierende Therapie getestet. Die Forscher wollen das Virus mit den eigenen Waffen schlagen. Der Leibwächter des HI-Virus, ein bestimmtes Protein, soll durch andere Leibwächter so weit zurückgedrängt werden, dass er seine Funktion nicht mehr ausüben kann. Weltweit arbeiten Wissenschafter mit Hochdruck an einer zweiten Front: der Entwicklung neuer Therapien. Derzeit gibt es 15 Substanzen zur Behandlung. Die Universität Genf stellte im Sommer einen neuen Wirkstoff vor, der zwei Millionen mal wirksamer sein soll als der weit verbreitete HIV-Hemmstoff AZT.
->   Internationale AIDS Impfstoff Initiative
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Aids-Tests
Wichtig zur Eindämmung der Aids-Verbreitung sind Tests. Viele Menschen werden von anderen angesteckt, die nicht von ihrer Infektion wissen. In Österreich bieten die Aids-Hilfe-Häuser die Tests gratis an. In Labors kostet ein Test 300 Schilling. Alle sind anonym. In Österreich werden 1,2 Millionen Menschen auf HIV getestet.

Eine halbe Millionen Tests entfallen auf das Blutspendewesen. Wenn man rechtzeitig reagiert, kann man den HI-Virus auch unschädlich machen. Dazu müssen innerhalb von 72 Stunden nach der Infektion Kombinations-Medikamente eingenommen werden. Diese stehen in allen Krankenhäusern zur Verfügung.
Mehr Geld für Aufklärung
Für das kommende Jahr plant das Gesundheits-Staatssekretariat eine neue Aids-Aufklärungs-Kampagne. Zuvor soll der Stand des Wissens der Menschen über HIV und Aids erhoben werden.

Die Aids-Hilfen bekommen im nächsten Jahr mehr Geld als 2001. Dieses Jahr stehen 25 Millionen Schilling zur Verfügung. Österreich unterstützt mit einer Million US-Dollar, das sind 15 Millionen Schilling ( ca. 1,1 Millionen Euro), auch den von UN-Generalsekretär Kofi Annan ins Leben gerufenen "Global Health Fund".

Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft
->   Mehr zu Aids in science.orf.at
 
 
 
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01.01.2010