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Ärzte-Protesttag in Wien, Graz und Innsbruck  
  Mit einem Aktionstag protestieren Universitätsärzte am Mittwoch in Wien, Graz und Innsbruck gegen das neue Hochschullehrer-Dienstrecht. Das am 1. Oktober in Kraft getretene Dienstrecht bringt für Mediziner, die ihre Ausbildung zum Facharzt absolvieren, erhebliche Verschlechterungen.  
Die Ärzte-Proteste, die von der Hochschullehrer-Gewerkschaft und der Ärztekammer unterstützt werden, finden an allen drei Standorten in Form von Informationsveranstaltungen statt.

Die Patientenversorgung soll dadurch nur minimal beeinträchtigt werden, betonten die Verantwortlichen am Montag gegenüber der APA.
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'Wissenschaftlicher Mitarbeiter in Ausbildung'
Nach dem neuen Dienstrecht steht am Beginn der Uni-Laufbahn der "Wissenschaftliche Mitarbeiter in Ausbildung". Dabei handelt es sich nicht um ein Dienst-, sondern um ein Ausbildungsverhältnis. Die Hälfte der Arbeitszeit soll für die eigene Ausbildung gewidmet sein, insbesondere der Erlangung des Doktorats. Dieses Karriere-Schema gilt für alle Neueinsteiger, auch für die Mediziner, deren Jahresgehalt von bisher rund 500.000 ATS (ca. 36.000 Euro) brutto jährlich um 30 Prozent auf 350.000 ATS (ca. 25.000 Euro) sinkt, das sind monatlich 14.000 ATS (ca. 1000 Euro) netto. Dazu kommen bei den Medizinern allerdings noch die Entlohnung für Nachtdienste und Zulagen.
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Unmut bei Ärzten
Die neue Entlohnung weckt den Unmut der Uni-Ärzte. "Denn die Mediziner sind nicht mit anderen Fakultäten vergleichbar", betont der Kuriensprecher des Mittelbaus an der Medizinischen Fakultät der Uni Wien, Anton Luger, gegenüber der APA.

Das Medizinstudium schließe bereits mit dem Doktorat ab, es sei keine Dissertation mehr zu verfassen. Darüber hinaus dauere die Facharztausbildung nicht vier Jahre, wie das Dienstverhältnis des wissenschaftlichen Mitarbeiters an anderen Fakultäten, sondern sechs Jahre.
Wissenschaft und Ausbildung unvereinbar
Außerdem sei es illusorisch zu glauben, dass jemand, der eine Facharztausbildung macht und dabei in der Patientenbetreuung eingesetzt ist, die Hälfte seiner Zeit für wissenschaftliches Arbeiten aufwenden kann.

"Es ist nicht einzusehen, warum den Medizinern das Gehalt um 30 Prozent gekürzt wird und die Phase des niedrigen Gehalts noch dazu deutlich länger ist als anderswo", kritisiert Luger.
Gemeindespitäler besser besoldet
Problematisch sei, dass die Gehälter in Gemeindespitälern oder Krankenhäusern anderer Träger gleich geblieben seien, d.h. nun deutlich über jenen der Uni-Kliniken liegen würden. "Das bedeutet, dass wohl nicht die Besten und Engagiertesten zu uns kommen werden", so Luger.

Allein in Wien seien jährlich rund 60 Stellen neu zu
besetzen, bewerben sich nicht die Besten dafür, "wird uns das nachhaltig schwer treffen".
Tendenzen bereits geortet
Tendenzen in diese Richtung hat bereits die Bundeskonferenz des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals (Buko) geortet.

Einerseits sei die Zahl der Bewerber von Studienabgängern für die wissenschaftlichen Mitarbeiter drastisch zurückgegangen, andererseits lehne auch eine erkleckliche Anzahl der bereits ausgewählten Bewerber den Antritt der Stellen ab, wenn sie die neuen Bedingungen erfahren, so die Vorsitzende der Buko-Medizinkommission, Christine Marosi.
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Dienststelleversammlung am Wiener AKH
Am Wiener AKH findet am Mittwoch von 12.00 bis 13.00 Uhr eine Dienststellenversammlung der gesamten Medizinischen Fakultät in der Eingangshalle statt, an der auch Dekan Wolfgang Schütz teilnimmt. "Möglicherweise werden in dieser Zeit die Wartezeiten in den Ambulanzen etwas länger, sonst sollte es aber zu keinen Beeinträchtigungen für die Patienten kommen", betont Luger.
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Protestresolution In Innsbruck
An der Innsbrucker Uni-Klinik sollen Patienten und Passanten auf die Probleme aufmerksam gemacht werden. Darüber hinaus werden die Ärzte Aufkleber mit dem Schriftzug "SOS - Spitzenmedizin" tragen, die auch an alle Tiroler Ärzte zugesendet werden, erklärte Thomas Luger (nicht verwandt mit seinem Wiener Namensvetter, Anm.) von der Medizinischen Fakultät der Uni Innsbruck.

Die Ärzte wollen zudem eine Protestresolution veröffentlichen, die vergangene Woche bei einer Kurienversammlung verabschiedet wurde. "Der Ambulanzbetrieb und die Patientenversorgung wird ganz bewusst nicht gestört, wir wollen das nicht auf dem Rücken der Patienten austragen", so Luger. In Graz beschränken sich die Proteste auf eine Pressekonferenz u.a. mit Dekan Helmut Wurm.
->   Medizinische Fakultät, Universität Wien
->   Medizinische Fakultät, Universität Graz
->   Medizinische Fakultät, Universität Innsbruck
->   Mehr zum Thema 'Neues Universitätsdienstrecht' finden sie science.orf.at
 
 
 
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01.01.2010