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Frauenförderung in der Kulturlandschaftsforschung  
  Mit der von der Europäischen Kommission organisierten Konferenz "Gender&Research", die Anfang November in Brüssel stattfand, sollten neue Impulse für die Integration der Geschlechterdimension in die europäische Forschung gesetzt werden. Im österreichischen Forschungsschwerpunkt Kulturlandschaftsforschung wird dieses Anliegen besonders betont.  
Frauenförderung ist ein gesellschaftspolitisches Ziel, das auch das Wissenschaftsministerium in der Forschung umsetzen will. Im Forschungsprogramm "Kulturlandschaft" (KLF) wurde daher 1999 der Förderschwerpunkt "Förderung von Frauen in der Wissenschaft" eingeführt. Die Frauen-Förderungsmaßnahmen in der KLF wurden auch auf der Konferenz "Gender&Research" präsentiert.
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Kulturlandschaftsforschung
Das Forschungsprogramm Kulturlandschaft ist ein Bestandteil der umweltorientierten Auftragsforschung des Wissenschaftsministeriums (Abteilung Umweltwissenschaften). Es wird in Kooperation mit anderen Bundes- und Länderressorts ausgeführt. In der Kulturlandschaftsforschung sollen wissenschaftliche Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung österreichischer Landschaften und Regionen erarbeitet werden -eine Entwicklung, die natur- und sozialverträglich ist und die eine dauerhafte Erhaltung oder Herstellung der Lebensgrundlagen auch für zukünftige Generationen sicherstellt. Die Initialzündung für das Forschungsprogramm gab das Wissenschaftsministerium im Sommer 1992. Mittlerweile wurden fast 70 Projekte beauftragt, in denen rund 500 Forschende aus über 40 Disziplinen arbeiten.

Für "science.orf.at" stellen Judith Brücker, Claudia Dankl und Karolina Begusch-Pfefferkorn vom BMBWK-Koordinationsbüro Kulturlandschaftsforschung den Förderschwerpunkt vor.
->   Kulturlandschaftsforschung
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Frauenförderung
Seit der zweiten Programmphase (KLF2) fördert das Wissenschaftsministerium in der Kulturlandschaftsforschung Wissenschafterinnen. In den Projektanträgen muss seitdem dargestellt werden, wieviel Personenmonate (in %) von Frauen geleistet werden, welche Qualifizierung diese aufweisen, für welche Arbeitsschritte sie verantwortlich sind.
Zielquote für Forscherinnen
Für die Einreichung 1999 lag die Minimalquote für Forscherinnen bei 30% der Personenmonate. Bei Unterschreitung der Minimalquote hatten die Antragstellenden die Möglichkeit, eine stichhaltige Begründung anzuführen, weshalb die Minimalquote nicht erreicht werden konnte. Die Zielquote für Forscherinnen lag bei 50% der Personenmonate.

Wurde die Zielquote erreicht, bestand die Möglichkeit, einen Zusatzantrag für einen projektbezogenen Grundlagenforschungsteil zu definieren, der von Frauen bearbeitet werden konnte. Die Quote soll der Qualifizierung von Forscherinnen dienen, daher werden nur wissenschaftliche Tätigkeiten berücksichtigt. Die Einhaltung der Quote wird überprüft und muss in den Zwischenberichten dokumentiert werden.
Anteil erhöht
Mit dem Förderschwerpunkt "Förderung von Frauen in der Wissenschaft" konnte der Anteil der beschäftigten Forscherinnen von durchschnittlich 30% auf 45% in den KLF2-Projekten erhöht werden - der Frauenanteil an der Arbeit beträgt in diesen Projekten über 50%.

Dazu kommt, dass fünf von dreizehn KLF2-Projekten die Förderung zur Qualifizierung von Frauen in Form von Zusatzprojekten in Anspruch nehmen, da sie die Zielquote von 50% erreicht hatten.
Gender Mainstreaming
Bei der Ausschreibung 2001 lud das Wissenschaftsministerium ein, ein Projekt zu konzipieren, in dem Vorschläge erarbeitet werden, wie Gender Mainstreaming in einem Forschungsprogramm verwirklicht werden kann.

Die Vorschläge sollen auch auf den Erfahrungen des KLF-Förderschwerpunktes "Förderung von Frauen in der Wissenschaft" aufbauen.
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Die Ausschreibung
Für die Projekte dieser Ausschreibung gelten folgende Anforderungen:
- Minimalquote für Forscherinnen ist 40%
- ein Teil des Budgets ist für die Mitarbeit am geplanten Projekt "Gender-Mainstreaming in einem Forschungsprogramm" zu reservieren; Mitarbeit bedeutet: Teilnahme an Arbeitsgesprächen zum Thema "Gender Mainstreaming" und die Vor- und Nachbereitung dafür; die Teilnahme ist auch für einen Teil der männlichen Mitarbeiter verpflichtend.
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Unterstützende Massnahmen sind gefragt
Die Abteilung für Gesellschaftswissenschaften des BMBWK hat die Studie "handlungsorientierte Entwicklung von Gleichstellungsstrategien in der außeruniversitären Forschung in Österreich" in Auftrag gegeben.

Die Forscherinnen der FORBA und SOLUTION analysierten als Fallbeispiel auch das Förderinstrument der KLF2. Dazu wurden die KLF-Mitarbeiterinnen unter anderem nach ihrer Einschätzung der Wirksamkeit dieser Förderschiene befragt: Einigkeit herrschte darüber, dass die Vorgabe einer Zielquote in der Auftragsvergabe eine positive Maßnahme ist, die allerdings - soll sie die Gleichstellung der Geschlechter in der Forschung langfristig fördern - zusätzlicher Unterstützungsmaßnahmen bedarf.
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Handbuch "Gender Mainstreaming in der Regionalentwicklung"
Ein Projekt, das bei der Einreichung 1999 die Frauenquote von 50% erreichte, war "EU-Osterweiterung: Chancen und Risiken für eine nachhaltige Kulturlandschaftsentwicklung am Beispiel der steirisch-slowenischen Grenzregion". Eine Mitarbeiterin erstellte im Rahmen des Zusatzprojektes ein Handbuch "Gender Mainstreaming in der Regionalentwicklung", das noch heuer in der KLF-Publikationsreihe veröffentlicht wird.
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Gutachterinnen
Während in der ersten Programmphase keine einzige Gutachterin (internationale Expertin) zum Einsatz kam, wurden die Projektanträge der KLF2 zu 45% von Wissenschafterinnen evaluiert.

Mit konkreten Vorgaben ist also eine Steigerung möglich. Für die nachfolgende Ausschreibung galt die Zielvorgabe nicht, der Anteil der Gutachterinnen ist wieder auf 4,5% gesunken.


Judith Brücker, Claudia Dankl, Karolina Begusch-Pfefferkorn,
BMBWK-Koordinationsbüro Kulturlandschaftsforschung
->   Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur:
->   Gabriele Moser: Wie kommt Geschlechtergerechtigkeit in die Universität?
->   Ilse König: Frauen in Wissenschaft und Forschung
 
 
 
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01.01.2010