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Österreicher oder Europäer? Eine Frage der Identität  
  Die Österreicher hängen mit ihrem Herzen an ihrer Nation oder ihrer Region, gegenüber Europa herrschen pragmatische Gefühle vor. Dennoch beziehungsweise deswegen spricht sich eine Mehrheit für die Erweiterung der Europäischen Union aus, wie eine aktuelle Studie belegt.  
Die meisten Österreicher sind Österreicher
Als was fühlen sich die Österreicher und Österreicherinnen - als Angehörige ihrer Nation, ihres Bundeslandes, ihrer Region, von Europa oder gar der Welt?

In erster Linie, so der Schluss der "Lifestyle-Studie" von Fessel-GfK, sehen sich die Österreicher als Österreicher (48 Prozent). An zweiter Stelle folgt die Identität via Region (38 Prozent) und Bundesland (25 Prozent).

"Europäer" findet man mit 12 Prozent vergleichsweise selten in der Alpenrepublik, "Weltbürger" (fünf Prozent) noch seltener (Mehrfachantworten der Befragten waren möglich, Anm.). Diese Einschätzungen variieren aber stark zwischen den Bundesländern.
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Die Untersuchung
Das Fessel-GfK-Institut befragte im Sommer 2001 schriftlich rund 4.500 Personen im Alter ab 15 Jahren zu mehreren Themengebieten: Österreichische Typen, Die Österreicher in der Freizeit, Lebensformen, Werte, Ängste, Zufriedenheit, Die Österreicher und die Medien, Geld und Besitz, sowie Die Österreicher und Europa. Die Ergebnisse wurden Anfang Dezember 2001 veröffentlicht.
->   Fessel-GfK Sozialforschung
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Regionsverbunden: Oberösterreich und Tirol
Am meisten ihrer Region - also ihrer unmittelbaren Lebensumgebung, die nicht mit dem Bundesland gleichzusetzen ist - zugehörig fühlt sich die Bevölkerung Oberösterreichs (51 Prozent). 46 Prozent sehen sich als Österreicher und 18 Prozent als Oberösterreicher.

Ähnliches gilt für die Tiroler, die ihre Identität zu 50 Prozent aus ihrer Region schöpfen, 32 Prozent sehen sich als "Tiroler" und nur 30 Prozent als "Österreicher".
Wien: Am meisten österreichisch
Ganz anders sieht die Sache in Wien aus. Die Mehrheit von 54 Prozent fühlt sich hier als Österreicher, 32 Prozent als Wiener und nur 15 Prozent als ihrer Region zugehörig.
Kosmopolitische Vorarlberger
Die Kosmopoliten des Landes sind in Vorarlberg daheim. Im westlichsten Bundesland gaben 18 Prozent der Befragten an, sich als Europäer zu fühlen, 12 Prozent sehen sich als "Weltbürger".
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Keine Geschlechterdifferenz in Sachen Identität
Bei der Frage nach Identität scheint es kaum eine Geschlechterdifferenz zu geben. 50 Prozent der Frauen und 46 Prozent der Männer sehen sich laut Fessel-GfK bundesweit als "Österreicher". Ebenso sind die Unterschiede zwischen verschiedenen Haushaltseinkommen und Zugehörigkeitsgefühl nicht signifikant.
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Europa: Vor allem ein Wirtschaftsraum
Bei der Frage nach der Identifikation mit Europa überwiegen pragmatische Ansichten der Österreicher. Nur 12 Prozent fühlen sich als "Europäer", diese stammen vor allem aus der obersten Bildungsschicht.

Europa wird in erster Linie (von 85 Prozent) als Wirtschaftsraum gesehen, aber auch als gemeinsamer kulturell-zivilisatorischer (78 Prozent) und historischer Bezugspunkt (70 Prozent).
EU: Beitritt richtig, mit Auswirkungen
Auch die Einstellung der Österreicher zur EU ist in erster Linie eine pragmatische. Drei Viertel haben Auswirkungen der Mitgliedschaft festgestellt, allerdings nur ein knappes Drittel bemerkt Auswirkungen auf das eigene private Leben.

Der Beitritt wird als richtig angesehen - es gab auch seit dem Beitritt immer nur eine Minderheit, die dies bezweifelte. 37 Prozent geben an, dass ihre Erwartungen im großen und ganzen erfüllt worden sind.

Etwa ein Fünftel, schwerpunktmäßig die untere Sozial- und Bildungsschicht, hat von vornherein nichts Gutes erwartet und sieht sich bestätigt.
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Schlechte Information
Besonders von den Befragten bemängelt wird die unzureichende Information über die EU. Etwa die Hälfte fühlt sich laut Studie nicht besonders gut über die EU informiert.
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Gut für Wirtschaft, schlecht für Sicherheit?
In Sachen "EU-Erweiterung" sind die Gefühle der Österreicher zwiespältig. Zwar stimmen 60 Prozent der Ansicht (sehr bzw. eher) zu, wonach die EU-Erweiterung mehr wirtschaftliche Chancen für Österreich eröffne. Aber 47 Prozent glauben (eher) nicht, dass dadurch "mehr Sicherheit" für das Land entstehen werde.
Mehrheit für EU-Erweiterung
Insgesamt sind die Österreicher aber laut Fessel GfK-Studie mehrheitlich (42 Prozent) für eine Erweiterung der EU, 35 Prozent lehnen diese ab, der Rest machte keine Angaben.

Lukas Wieselberg, science.orf.at
 
 
 
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01.01.2010