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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
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Wer steuert die Wissenschaft?  
  Mit kühnen Projekten fordert die Wissenschaft zunehmend heftige Diskussionen heraus. Die Gesellschaft wird sich in Zukunft immer stärker mit wissenschaftlichen Erkenntnissen beschäftigen müssen. Wissenschaft ist nicht länger eine Angelegenheit der Wissenschaftler, sondern wird politisch brisant.  
"Das Wetter als Waffe": Was nach einer reißerischen Geschichte in einem Boulevard-Blatt klingt, ist keine Utopie. Das amerikanische Pentagon forscht intensiv am Einsatz des Wetters als Kriegswaffe.

"Die Umlaufbahn der Erde ändern und so das Problem der globalen Klimaerwärmung auf eine radikale Art los werden": Es klingt verrückt, aber es gibt dazu ernsthafte Überlegungen von NASA-Ingenieuren und Astronomen.
Absehbare Risiken
Einige der brisantesten Themen sind zur Zeit die Stammzellforschung, das Klonen, und - angesichts der aktuellen Anthrax-Fälle - die biologische Kriegsführung

Die größten Risken liegen nach Meinung des kanadischen Risikoforschers William Leiss in der Gentechnik. Sie ermögliche es Menschen, an die Stelle Gottes zu treten. Mit Gentechnik kann man beispielsweise Chimären, also Mischwesen, schaffen. Zum Beispiel Mischwesen aus Mensch und Schimpanse. Wer aber übernimmt die Verantwortung für diese Wesen?
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Auch die Nanotechnologie birgt große Gefahren: Mit sich selbst vermehrenden winzig kleinen Maschinen kann man irgendwann in Zukunft die ganze Atmosphäre zerstören, sagt William Leiss. Er stützt seine Aussagen dabei u. a. auf Befürchtungen, die auch schon der Computerspezialist Bill Joy von Sun Microsystems. geäußert hat.
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Grenzen der Wissenschaft
Soll die Freiheit der Wissenschaft beschnitten werden, weil man Risken und möglichen Missbrauch nicht ausschließen kann. Brauchen wir strengere Kontroll- und Regulierungsinstanzen? Soll es ein demokratisches Mitspracherecht geben?
In welche Richtung soll sich die Wissenschaft bewegen?
Bei diesen Fragen stehen sich mehrere Lager unversöhnlich gegenüber.
Von A nach B - oder?
Pragmatiker sagen: erforschen wir doch das, was die Gesellschaft im Moment braucht, was nützlich ist und ökonomischen Gewinn bringt. Das sei eine Sackgasse, argumentieren hingegen Grundlagenforscher, wie der kanadische Chemienobelpreisträger John Polanyi.

Alle fundamentalen neuen Erkenntnissen seien nicht gezielt geplant gewesen, auch seine eigene Entdeckungen nicht, die immerhin zur Entwicklung des stärksten Lasers führten Wissenschaft sei das, was zwangsweise von A nach B führt. Man könne Erkenntnisse nicht steuern, und schon gar nicht von außen.
Forderung nach Mitsprache der Bevölkerung
Wieder andere fordern ein demokratisches Mitspracherecht der Bevölkerung bei wissenschaftlichen Entscheidungen. Dem britischen Soziologen Steve Fuller schweben sogenannte Consensus-Konferenzen als Ideal vor, Einrichtungen, in den Vertreter aus dem Volk Rahmenbedingungen für die Wissenspolitik nennen. Vorbild ist hier Dänemark, wo Consensus-Konferenzen bereits gut funktionieren.
->   Mehr über Steve Fuller
Die Wirkung der Katastrophen
Stärker als Argumente wirken aber auch in der Wissenspolitik Katastrophen. Das Mitte der 80er Jahre über der Antarktis entdeckte Loch der Ozonschicht führte zu strengen Regulierungen des FCKW-Ausstoßes.

Das Ozonloch zwang zum Handeln. In der Klimadebatte fehlt bisher dieses Äquivalent. Deswegen gäbe es hier noch keine verbindlichen Richtlinien, sagt der deutsche Risikoforscher Rainer Grundmann.
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Auch bei der BSE-Krise führten erst Katastrophen zu scharfen Maßnahmen. Vorher wurden kritische Stimmen abgetan. Was beim BSE-Skandal alles schiefgelaufen ist, wird jetzt in einer öffentlichen Untersuchung, dem sogenannten Philipps-Report minutiös aufgearbeitet.
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Experten und Interessen
Wissenspolitische Entscheidungen werden üblicherweise von Experten gefällt. Und Experten vertreten meist ganz bestimmte Interessen. Das ist nicht selten ein Problem. Noch weitaus problematischer aber ist es, wenn die Interessen der Experten undurchsichtig sind. Das sei bei führenden Regierungsbeamten häufig der Fall. Darauf weist der amerikanische Philosoph Stephen Turner hin.
->   Mehr über Stephen Turner
Initiative der Wissenschaftsmagazine
Einen wichtigen Schritt in Richtung Offenlegung verdeckter Interessen haben in letzter Zeit einige renommierte Wissenschaftsmagazine getan.

Philip Campbell, Chefredakteur von ¿Nature¿ fordert zum Beispiel von allen Autoren, dass sie ein Formular ausfüllen, das jede finanzielle Förderung ihrer Arbeit durch Dritte angibt. Diese Information soll dann zusammen mit dem Artikel veröffentlicht werden.Sollten sich Autoren weigern, nähere Informationen über ihre finanziellen Interessen anzugeben, wird diese Weigerung mit abgedruckt. Damit soll den Lesern eine bessere Beurteilung der wissenschaftlichen Qualität und Objektivität der Arbeit ermöglicht werden.

Ein Beitrag von Maria Mayer für das Salzburger Nachtstudio am 5. 12. um 21.00 Uhr im Programm Österreich 1.
->   Radio Österreich 1
 
 
 
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01.01.2010