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Schizophrenie-Gene: Abstammung spielt eine Rolle  
  Die genauen Ursachen für Schizophrenie sind nach wie vor unbekannt. Neben sozialen Faktoren spielen auch genetische eine Schlüsselrolle. Dass diese Ursachen zwischen verschiedenen Ethnien unterschiedlich sein können, beweist eine neue Studie.  
Unterschiede zwischen Schwarzen und Weißen
Erbanlagen auf den Chromosomen 13 und 15 dürften Personen offenbar für Schizophrenie anfällig machen. Das gilt aber nicht für alle Menschen.

US-Wissenschaftler haben laut APA deutliche Hinweise dafür gefunden, dass bei Schwarzen offenbar die fraglichen Erbanlagen auf dem Chromosom 15 keine Rolle bei der Geisteskrankheit spielen. Die Krankheit könnte also - je nach ethnischer Zugehörigkeit - durch unterschiedliche Veranlagungen mitbedingt sein.
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166 Familien untersucht
Die neuen Erkenntnisse wurden am Sonntag beim Jahreskongress des American College of Neuropsychopharmacology auf Hawaii präsentiert. Debby Tsuang und ihre Co-Autoren haben Betroffene aus 166 Familien aus allen Teilen der USA untersucht. Die Vorbedingung war, dass in den Familien zumindest zwei Menschen an Schizophrenie erkrankt waren.
->   American College of Neuropsychopharmacology
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Chromosom 15: Wichtig nur bei Weißen
Debby Tsuang und ihre Mitarbeiter stießen bei ihren Arbeiten auf ein Faktum, das für die zukünftige Forschung ausgesprochen interessant sein könnte. Sie belegten, dass es bei Weißen offenbar wirklich einen Zusammenhang zwischen der Schizophrenie und Genen auf dem Chromosom 15 gibt. Bei Schwarzen aber war das nicht der Fall.

Die Expertin: "Das deutet darauf hin, dass verschiedene Gen-Konstellationen in unterschiedlichen ethnischen Gruppen zur Entstehung einer Schizophrenie beitragen." Derzeit könne man aber noch nicht sagen, welche Gene wirklich mit der Krankheit in Verbindung zu bringen sind.
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Schizophrenie
Oberbegriff für verschiedene Formen einer schweren psychischen Erkrankung, die mit Veränderungen des Denkens, Fühlens und Verhaltens des Betroffenen einhergeht. Ein Hauptmerkmal dieser Störung ist ein tief greifender Realitätsverlust. Die Gedanken und Gefühle des Schizophrenen weisen zeitweise keinen logischen Zusammenhang auf. Durch eine übersteigerte Wahrnehmungsfähigkeit können sich Wahnvorstellungen und Sinnestäuschungen (Halluzinationen) entwickeln.
->   Mehr zu Schizophrenie
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Behandelbar mit Neuroleptika
Ob Betroffene wirklich an Schizophrenie erkranken oder nicht, dürfte vom Schicksal des Einzelnen abhängen. Schwere Stresszustände dürften mit dem Ausbruch der Erkrankung zusammenhängen. Oft treten die ersten Symptome zwischen Pubertät und 30. Lebensjahr auf. Frauen erkranken im Durchschnitt später als Männer an Schizophrenie.

Das Leiden ist mit Neuroleptika gut behandelbar. 30 bis 35 Prozent der Kranken werden wieder völlig gesund, bei etwa 50 Prozent verläuft die Heilung mehr oder weniger gut. Bei 20 bis 25 Prozent der Betroffenen ist die Krankheit nur schwer behandelbar.
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Erstes Schizophrenie-Gen entdeckt
Im März 2001 haben Würzburger Wissenschaftler ein Gen identifiziert, das an der Entstehung einer besonderen Form von Schizophrenie beteiligt ist. Das Gen, das auf dem Chromosom 22 liegt, wurde "WKL 1" genannt.
->   Mehr über das WKL 1
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50.000 Menschen in Österreich betroffen
Betroffene und Psychiater kämpfen seit Jahren gegen die Stigmatisierung der Patienten. In Österreich dürften rund 50.000 Personen an Schizophrenie leiden. Während der Krankheitsphasen kommt es zu Abschnitten mit fremdartigem verwirrtem Denken, Sprechen und Verhalten (psychotische Episoden).

Der alte Begriff "Spaltungs-Irresein" ist laut den modernen Erkenntnissen der Psychiatrie falsch. Betroffene sind auch nicht "gefährlich, unberechenbar" etc. Viel öfter werden sie Opfer von Gewalt, als dass sie aggressives Verhalten zeigen.
Mehr über Schizophrenie in science.orf.at:
->   Die Rolle der Gene bei psychischen Leiden
->   Schizophrenie sichtbar gemacht
 
 
 
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01.01.2010