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Weihnachtsdekoration gegen Feiertagsstress  
  Weihnachten ist zwar offiziell das Fest der Liebe, führt statistisch gesehen aber überdurchschnittlich oft zu familiären Katastrophen. Um den drohenden Feiertagskonflikten vorzubeugen, raten amerikanische Psychologen nun zu einem probaten Hausmittel: dem familiär vertrauten Schmücken des Weihnachtsbaums.  
Wer gemeinsam mit seinem Partner den Baum mit Kerzen, Kugeln oder Lametta dekoriert, verhübscht nicht nur seine Wohnung, sondern stärkt zugleich die eheliche Liebe.

So lautet zumindest der präfestive Schluss der beiden amerikanischen Forscher Barbara Fiese und Thomas Tomcho von der Syracuse University, den sie in der Dezember-Ausgabe des "Journal of Family Psychology" veröffentlichten.
->   Journal of Family Psychology
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Befragung von 120 Ehepaaren mit Kind
Bei der Studie wurden 120 Ehepaare interviewt, die im Durchschnitt neun Jahre verheiratet waren und zumindest ein Kind im Vorschulalter hatte. Die Fragen bezogen sich auf ihre Familienrituale, die Wichtigkeit der Religion in ihrer Kindheit und auf den "Glückszustand" der Paare. ("Wie oft lachen sie gemeinsam?", "Vertrauen Sie ihrem Partner?").
Die komplette Studie im "Journal of Family Psychology":
->   Finding Meaning in Religious Practices: The Relation Between Religious Holiday Rituals and Marital Satisfaction
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Angewandte Religion macht glücklich
Der wenig überraschende Schluss der Studie: Jene Paare, die an religiösen Feiertagen wie Weihnachten, Ostern oder Pfingsten zusammen ihr Heim mit Kränzen schmücken oder etwa Eier verstecken, erklärten sich überdurchschnittlich zufrieden mit ihrer Ehe.

Religion trägt demzufolge dann zu einem glücklichen Eheleben bei, wenn deren Sinn in gemeinsamen Ritualen - wie z.B. dem Schmücken des Weihnachtsbaums - geteilt wird. Die "positiven Effekte" dieser Rituale seien stärker als jene, die sich aus "prinzipieller" Wichtigkeit von Religion herleiten lassen.
Privates wird öffentlich
Oder in den Worten von Fiese und Tomcho: "Die private Welt inniger Bindungen von Paaren wird über die Praxis religiöser Rituale oft öffentlich, was zu einer Stärkung sowohl ihrer Verbundenheit als auch ihrer Vertrautheit führen kann."
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Weihnachten lässt oft die Seele kriseln
Rund um den 24. Dezember brechen psychische Konflikte besonders häufig hervor. Die Zahl der depressiven Verstimmungen und Suizide steige deutlich an, erklärte vergangenes Jahr etwa der Psychoanalytiker Dieter Ohlmeier von der Universität Kassel. Die Ursachen: starkes Harmoniestreben und Wünsche nach Geborgenheit, die sich oft nicht erfüllen lassen, meinteder Experte. Der hohe Erwartungsdruck an ein harmonisches Familienfest hat also oft den gegenteiligen Effekt. Außerdem seien viele Menschen verzweifelt, weil sie die Feiertage alleine verbringen müssen.
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Unterschiede zwischen Ehemann und -frau
Bei der aktuellen Studie seien auch einige Unterschiede zwischen den Geschlechtern festgestellt worden. Während das Glück der untersuchten Ehemänner eher mit der Bedeutung des Ritus zu tun hatte, wäre jenes der Ehefrauen eher mit den routinemäßigen Praxen der Rituale verknüpft. Die Frauen seien tendenziell dafür verantwortlich, die Routinen und Praxen von einer Generation zur nächsten weiterzugeben.
Für die Werte der Familie ...
Religiöse Rituale seien aber natürlich nicht die einzigen Möglichkeiten, mit denen sich Familien "Sinn" konstruieren, so das Zugeständnis von Fiese und Tomcho. Dennoch schreiben die Autoren mit nicht unverhohlener Sympathie: "Im Kontext einer sich wandelnden Gesellschaft, in der die Ehe eine verwundbare Institution ist, können religiöse Rituale Beziehungen stärken und als positive Beispiele für zukünftige Generationen dienen."
... und gegen platte Konsumfreude
Und abschließend als Fanal gegen einen platten Konsumerismus: "Während die populäre Kultur von religiösen Feiertagen ein Bild von Marketing und Materialismus zeichnet, kommt unsere Studie zu dem Schluss, dass Ehepaare die symbolischen Aspekte der Feierlichkeiten und die Möglichkeit, ihren Glauben und ihre Beziehung zu stärken, durchaus schätzen."
 
 
 
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01.01.2010