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Fleisch fressende Pflanzen lassen knabbern  
  Deutsche Forscher haben Fleisch fressende Pflanzen entdeckt, die sich ihrer Beute zum Fraß anbieten. Die Pflanzen lassen sich anknabbern, um eine bestimmte Art Termiten anzulocken, die ihnen besonders gut zu schmecken scheint.  
Das berichten Marlis Merbach von der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität und Kollegen im britischen Fachmagazin "Nature" (Bd. 415, S. 36, 3. Jänner).
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Originalartikel in Nature (kostenpflichtig):
->   Carnivorous plants: Mass march of termites into the deadly trap
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Einzigartige Kannenpflanze
Die Kannenpflanze "Nepenthes albomarginata" sei auf zwei Arten weltweit einmalig, sagte Merbach am Mittwoch der dpa: "Sie ist die einzige bekannte Pflanze, die sich auf eine einzige Beutegruppe spezialisiert hat, und die einzige, die als Köder lebendes Pflanzengewebe zum Fressen anbietet."

Normalerweise sind Fleisch fressende Pflanzen (Karnivoren) nicht sehr wählerisch bei der Nahrung: Sie fressen, was sich fangen lässt. Als Lockmittel dienen in der Regel Nektar, Farbe oder Duft.
Von der Lieblingsspeise Termiten ...
"Nepenthes albomarginata" ist eine Ausnahme: Ihre Lieblingsspeise ist die "Nasutitermitinae", eine auf Südasien beschränkte Termitengruppe. Die einen halben Zentimeter großen Insekten weiden den behaarten Rand der Kanne ab und rutschen dabei in die glitschige Falle.
... bis zu 6.000 Stück pro Stunde verzehrt
"Innerhalb etwa einer Stunde ist der Rand abgefressen und die Kanne mit Termiten gefüllt", berichtet Merbach. Der Beute-Rekord lag bei mehr als 6.000 Tieren in der Stunde, während andere Kannenpflanzen nur wenige Ameisen, Käfer und andere Kleininsekten in ihren sechs Monaten Lebensdauer fangen.
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Nepenthes (Kannenpflanzen)
Nepenthes sind ausdauernde, teilweise sehr langsam wachsende Pflanzen, die ohne ihren kannenförmigen Fangapparat an den Blattspitzen einem Gummibaum nicht unähnlich wären. Die Blätter dieser Pflanzen gehen an den Blattspitzen in einen rankenähnlichen Fortsatz über, an dessen Ende eine je nach Art 2-60 cm große bedeckelte Kanne gebildet wird. Diese Kannen besitzen einen nach innen umgekrempelten, mit Wachsplättchen beschichteten Kragenrand, auf dem angelockte Beutetiere ausrutschen und ins Innere fallen. Auf und unter diesem Kragenrand wird Nektar als Lockmittel produziert.
->   Gesellschaft für Fleisch fressende Pflanzen
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Seit 1998 auf Borneo beobachtet
Marlis Merbach und ihr Mann Dennis reisen seit 1995 nach Borneo, um Fleisch fressende Pflanzen zu beobachten. Die ungewöhnlichen Ernährungsmethoden der "Nepenthes albomarginata" mit ihren acht bis zwölf Zentimeter großen Kannen entdeckten sie 1998 eher durch Zufall: Dem Paar war aufgefallen, dass leere Kannen einen weißen Rand hatten, mit Beute gefüllt, aber abgefressen waren.
->   Mehr über Nepenthes albomarginata
->   Aufnahmen von Nepenthaceae
->   Nature
 
 
 
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01.01.2010