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Gentechnik: Deutscher Ethikrat gegen Profitgier  
  Der Vorsitzende des deutschen "Nationalen Ethikrates", Spiros Simitis, hat Wissenschaft und Politik davor gewarnt, die Gentechnik nur unter dem Aspekt des möglichen Profits zu beurteilen.  
In der Debatte um den Import von embryonalen Stammzellen des Menschen seien verfrühte Heilversprechen geweckt und wirtschaftliche Interessen über ethische Bedenken gestellt worden, sagte Simitis dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
Forscher auf ständiger Jagd nach Patenten ...
Der Frankfurter Jurist kritisierte: "Dass auf die Kritiker der Stammzellenforschung ein solcher Zeitdruck ausgeübt wird, hat auch damit zu tun, dass Forscher in einem nie da gewesenen Umfang darauf bedacht sind, Patente zu bekommen." Damit würde sich die Forschung in einen Bereich begeben, "in dem letztlich nur der Gewinn zählt".
... deshalb auch darüber diskutieren
Wissenschaftler müssten wegen dieser Mentalität ständig den Eindruck erwecken, vor dem medizinischen Durchbruch zu stehen. Simitis: "Wer auf therapeutische Erfolge setzt, enttäuscht Hoffnungen, und wer nur auf Patente erpicht ist, pervertiert die Forschung."

Deshalb wolle der 67 Jahre alte Professor darauf bestehen, im Ethikrat über Biopatente ausführlich zu diskutieren.
PID führt zu "Armani- bzw. Aldi-Kindern"
Außerdem soll sich das von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) einberufene Gremium nach Willen von Simitis schon bald mit Gentests an künstlich erzeugten Embryonen, der so genannten Präimplantationsdiagnostik (PID), beschäftigen. Diese lehnt Simitis aus ethischen Gründen ablehnt.

"Ich bin überzeugt, dass mit der PID ein Selektionsprozess beginnen würde. Zugleich würde sich eine Einstellung durchsetzen, die Kinder nur noch als auf Wunsch bestellbare Produkte ansieht. Es darf nicht sein, dass sich die Reichen dereinst ein Armani-Kind leisten können und sich die Armen mit einem Aldi-Kind zufrieden geben müssen", sagte Simitis.
Beschränkte Stammzellenforschung
Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hatte sich zu Jahresbeginn für den Import embryonaler Stammzellen unter strengen Auflagen ausgesprochen. Die mit der Stammzellenforschung verbundenen Heilungschancen dürften nicht verspielt werden, warnte sie.

Allerdings dürften nur Stammzellen verwendet werden, die bei künstlichen Befruchtungen übrig geblieben sind. Zudem müsse jedes Forschungsprojekt unter ethischen und wissenschaftlichen Gesichtspunkten bewertet werden.
->   Anhaltende Debatte um Präimplantationsdiagnostik
Bundestagsentscheidung Ende Jänner
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hatte ihre Entscheidung über den Förderantrag des Bonner Stammzellen-Forschers Oliver Brüstle Anfang Dezember 2001 erneut verschoben.

Brüstle will menschliche embryonale Stammzellen aus Israel importieren und daraus Ersatzgewebe für menschliche Gehirne züchten. Eine Bundestagsentscheidung über den Import von Stammzellen ist für den 30. Januar vorgesehen.
Mehr über Bioethik in science.orf.at:
->   Ulrich Körtner: Bioethik 2001 - ein Rückblick
->   Erste Bioethik-Konferenz in Österreich
->   Bioethik-Kommission hat sich konstituiert
 
 
 
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01.01.2010