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Erfinder der Blindenschrift feiert 150. Todestag  
  In Österreich gibt es rund 15 Tausend blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen. Dass sie trotz ihres körperlichen Gebrechens Lesen und Schreiben können, verdanken sie einem Mann, der vor 150 Jahren (6.1. 1852) starb: dem französischen Erfinder der Blindenschrift Louis Braille.  
Alphabet aus 6 abtastbaren Punkten
Seine 6-Punkte-Schrift, die mit den Fingern abgetastet wird, ist so genial einfach, dass sie - geringfügig erweitert - blinden Menschen heute den Zugang zum Computer ermöglicht.

Die von Louis Braille 1825 erfundene Blindenschrift setzt die Buchstaben des Alphabets und aller anderen Schriftzeichen in ein Punktmuster aus bis zu sechs tastbaren Punkten um. Der Franzose erfand sie als 16-jähriger Junge, nachdem er sich in der Sattler-Werkstatt des Vaters mit einem Messer an den Augen verletzt hatte und erblindet war.

Brailleschrift lesen ist mit dem Abtasten der sechs Augen eines Würfels vergleichbar. 64 verschiedene Augenmuster sind dabei mit den Fingern fühlbar. Um welches Zeichen es sich handelt, ertastet der Blinde an der Kombination der erhöhten Punkte.
->   Mehr zur Brailleschrift
Computerbraille: Aus 6 werden 8 Punkte

Computerbraille
Blinde PC-Benutzer arbeiten heute mit einer 8-Punkte-Schrift, da man am Computer wesentlich mehr, nämlich 255 Zeichen, unterscheiden muss. Um Informationen auf einem Bildschirm lesen zu können, benützen blinde Menschen eine Braillezeile, ein elektronisches Gerät, das am PC angeschlossen wird und bis zu 80 Zeichen des Bildschirminhaltes in Brailleschrift darstellt.

Dabei wird das Punktesystem der Blindenschrift durch kleine Metallstifte ersetzt, die piezoelektronisch angehoben werden.
->   Mehr über Braillezeilen
Computer fördert Integration Blinder
Die Beherrschung des Computers, meint der Präsident des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes Klaus Guggenberger, ist für die soziale Integration und den beruflichen Erfolg blinder Menschen zukünftig entscheidend.

Durch Computerbraille können blinde Menschen heute zu Netzwerktechnikern oder Programmierern ausgebildet werden. Der Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverein wird ab dem nächsten Monat Computerkurse anbieten, erklärt Guggenberger.
Schwieriger Internetzugang, teure PCs
Ein Problem sei aber nach wie vor der Zugang zum Internet, der durch die immer stärkere Visualisierung der digitalen Information für blinde Menschen erschwert wird. Aufwendige Grafiken und Animationen sind mit der besten Braillezeile nicht zu vermitteln.

Auch müssten die blindengerechte PCs in Zukunft billiger werden, meint der Präsident des Österreichischen Blindenverbandes. Derzeitiger Kostenpunkt: rund 22.000 Euro oder 300.000 Schilling.

Armin Stadler, Ö1-Wissenschaft
->   Zur Biographie Louis Brailles
 
 
 
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01.01.2010