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Vasektomie mit Ultraschall  
  Männer könnten sich in Zukunft sterilisieren lassen, ohne unter das Messer des Chirurgen zu müssen. Mit einer neu entwickelten Ultraschall-Technik kann der Samentransport vom Hoden zur Harnröhre dauerhaft unterbrochen werden.  
Bisher wurde bei der Vasektomie des Mannes ein 1,5 Zentimeter langes Stück des Samenleiters entfernt. Die Schnittenden wurden verätzt und mit Silikonpfropfen versiegelt.
Neue Methode erhitzt Samenleiter
Mit der neuen Methode von Nathaniel Fried von der Johns Hopkins Medical School in Baltimore, Maryland, werden die Samenleiter, mit Hilfe von Ultraschal, erhitzt und so der Samentransport unterbrochen.

"Man kann sagen, wir kochen das Gewebe," erklärt Fried, der seine Methode in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift "New Scientist" vorstellt.
->   New Scientist: "Ultrasound used for blood-free vasectomies"
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Ultraschall
Schall in einem Frequenzbereich von 20 Hz bis ca. 16.000 Hz ist für das menschliche Ohr hörbar. Schall mit niedriger Frequenz wird als Infraschall, der mit höherer Frequenz als Ultraschall bezeichnet.

Ultraschall wird in der Regel mit Hilfe elektrischer Kristalle erzeugt, die beim Anlegen einer entsprechenden elektrischen Wechselspannung im Rhythmus der Spannung schwingen und den Ultraschall erzeugen. Diese Kristalle werden als piezoelektrische Kristalle bezeichnet.
->   Mehr Informationen über Ultraschall in der Medizin
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Der Eingriff ohne Einschnitt
Zuerst ertastet Fied die Lage der Samenleiter im männlichen Hoden. Dann wird die Stellung der Samenleiter durch zwei Plastikklemmen fixiert, indem sie einfach an eine Hautfalte geklemmt werden.

Durch in die Plastikklemmen eingebaute Signalgeber wird für 20 bis 50 Sekunden ein Ultraschallimpuls erzeugt, der die Samenleiter auf 50 Grad erhitzt.
Hitze statt Messer blockiert den Samenleiter
Durch die Hitze sterben die Zellen in der Samenleiterwand ab, verschmelzen und verstopfen den Samenleiter. Narbengewebe, das sich später bildet, verstärkt die Blockade zusätzlich.
Kühlung, um Verbrennungen zu vermeiden
Zur Vermeidung von Verbrennungen hat Fried in die Plastikklemmen auch wassergefüllte Latexballons eingebaut. Vor, während und nach der Behandlung wird kaltes Wasser durch die Ballons gepumpt, damit die Samenleiter erhitzt werden können ohne die umliegende Haut zu verbrennen.
Bisher nur an Hunden getestet
Der Eingriff wurde bisher nur zur Sterilisierung von Hunden eingesetzt. "Es handelt sich jedoch um ein einfaches und schnell anzuwendendes Verfahren, das auch bei Menschen angewandt werden kann," sagt Fried.
Geringer Aufwand, kein Fachwissen erforderlich
Der große Vorteil dieser Methode ist, so Fried, der geringe Aufwand. Denn sie kann ohne aufwändige medizinische Geräte und ohne kompliziertes Expertenwissen angewendet werden.

Das könnte besonders für Entwicklungsländer wichtig sein, wo spezialisierte Chirurgen und sterile Umfelder nur selten anzutreffen sind, meint der Mediziner.
Noch nicht absolut sicher
Bevor die Methode jedoch beim Menschen zur Anwendung kommt muss sie noch verbessert werden. "Eine Vasektomiemethode muss einfach 100-prozentig sicher sein, sonst ist sie einfach nichts wert", meint Fried.
->   Johns Hopkins Medical School
->   Mehr Information über Vasektomie
 
 
 
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01.01.2010