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Olympische Nerven: Demonstration der Biotechnologie  
  Salt Lake City, die Hauptstadt des US-Bundesstaates Utah wird 2002 die Olympischen Winterspiele ausrichten. Dies hat ein Student der University of Utah zum Anlass genommen, biotechnologische Techniken zu einem werbewirksamen Zweck einzusetzen: Er ließ Nervenzellen in Form der fünf Olympischen Ringe wachsen.  
Die "lebende Ringe" genannten Zellhaufen sind insgesamt im Durchmesser gerade einmal 3,4 Millimeter groß. Erst die Aufnahme des Elektronenmikroskops zeigt das Symbol der Olympischen Spiele, mit bloßem Auge sind die fünf Kreise nicht zu erkennen.
Eine Demonstration der Biotechnologie
Dies Beispiel zeige der Öffentlichkeit das Niveau der biomedizinischen Forschung, meint Patrick Tresco, Professor für Biotechnologie und Leiter des Keck Center für Tissue Engineering an der University of Utah.
Lebende Nervenzellen als Olympisches Symbol
 


Der Körper jeder einzelnen Nervenzelle, die man als hellrote Punkte auf dem Mikroskopbild erkennen kann, misst rund 20 Mikrons, also ein Millionstel eines Meters. Das entspricht in etwa zwei Fünftel des Durchmessers eines menschlichen Haares.
->   Eine hochaufgelöste Version des Bildes
Gewebezüchtung: Therapie der Zukunft?
Die Technik, die hier demonstriert wird, ist das so genannte "Tissue Engineering": Die Gewebezüchtung ist nach Meinung von Experten tatsächlich eine der aussichtsreichsten Therapien der Zukunft.

Die neuen Technologien, der sich die Zell- und Gewebeforschung bedienen, sollen in Zukunft für viele medizinische Zwecke einsetzbar sein.
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Tissue Engineering
Tissue Engineering bedeutet die Züchtung von lebendem menschlichem Gewebe im Labor. Lebende, gesunde Zellen werden dem Körper entnommen, in hoch spezialisierten Labors durch natürliche Teilungsprozesse vermehrt und anschließend dem Patienten wieder transplantiert. Dabei kommen komplett lebende Gewebeersatzmaterialien, bestehend aus patienteneigenen Gewebe-bildenden Zellen und einer für die Zellen vitalen Gerüstsubstanz (Matrix) zum Einsatz.
->   Mehr zu Tissue Engineering
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Gezüchtete Haut, Knorpel ...
So hoffen die Wissenschaftler zum Beispiel darauf, mit Hilfe der Biotechnologie irgendwann Rückenmarksverletzungen oder Gehirnerkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson heilen zu können.

Bereits jetzt ist es Wissenschaftlern möglich, Knorpel, Knochen, Haut, Herzmuskelgewebe und Blutgefäße herzustellen. Mittel- und langfristig wollen die Mediziner mit "Tissue Engineering" komplex aufgebaute Gewebe züchten bis hin zu kompletten Organen.
->   science.orf.at: Gezüchtetes Fingergelenk eingesetzt
->   science.orf.at: Knorpelgewebe aus Fettzellen gezüchtet
Nervenzellen wuchsen auf "Baugerüst"
Um die Form der fünf Ringe zu erhalten, entwickelte der Student Mike Manwaring zunächst eine Art "Baugerüst" des Olympischen Symbols: Dieses Gerüst besteht ebenfalls aus Zellen, die wiederum auf einem Plastikmaterial wuchsen. Die Nervenzellen ließ er schließlich über die bereits vorhandene Struktur wachsen.

Das Ziel der am Keck Center durchgeführten Forschung sei es, das Verhalten von Zellen auf verschiedenen Materialien zu kontrollieren, erläutert Tresco.

Daher habe er seine Forschungsgruppe dazu aufgefordert, ein "lebendes Symbol der Olympischen Winterspiele" zu schaffen, "aus lebenden Nervenzellen und mit Hilfe des Tissue Engineering", wie der Biotechnologe ausführt.
Exemplarisch für Manipulation des Zellwachstums
Das Experiment des US-Studenten zeigt lediglich exemplarisch, wie sehr Forscher mittlerweile das Zellwachstum manipulieren können.

In einer Studie an Ratten konnte zum Beispiel bereits gezeigt werden, dass fehlende Teile des Rückenmarks durch ein mit Nervenzellen bewachsenes Plastikimplantat wenigstens teilweise die völlige Lähmung der Tiere beheben.

Trotz aller Fortschritte rechnen die Wissenschaftler dennoch damit, dass es noch Jahre dauern wird, bis man solche Techniken mit Erfolg auch beim Menschen anwenden kann.
->   Keck Center für Tissue Engineering
 
 
 
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01.01.2010