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57 Tote nach Einnahme von Antiraucherpille Zyban  
  In Großbritannien sind 57 Menschen nach der Einnahme der Anti-Raucherpille Zyban gestorben. Die staatliche Medikamentenaufsicht teilte jedoch mit, dass es keine Beweise für einen direkten Zusammenhang zwischen Zyban und den Todesfällen gibt.  
Wer Zyban nimmt hat jahrelang geraucht und schon deshalb ein höheres Sterberisiko, heißt es beim Herstellerkonzern GlaxoSmithKline in England. In 14 der 75 bekannt gewordenen Fälle haben die Betroffenen das Medikament zum Zeitpunkt des Todes gar nicht mehr genommen
Zyban nicht für alle Patienten geeignet
Michael Kunze vom Institut für Sozialmedizin in Wien hat die Anti-Raucherpille studiert und kennt sie als ein Präparat, das man sehr sorgfältig einsetzen muss.

Denn Zyban kann bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schweren Atemwegserkrankungen und Schädel-Hirn-Traumen oder bei Epileptikern gefährlich werden. "Wahrscheinlich wurde das Medikament von Patienten genommen, die es eigentlich nicht nehmen hätten dürfen", meint Kunze. Zyban sei auch leicht übers Internet zu bestellen.
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Schon einmal Aufregung um Anti-Raucherpille
Zyban, die erste Pille gegen das Rauchen, sorgte schon einmal für Aufregung. Im März 2001 machten in Großbritannien 18 Raucher Schlagzeilen, die die Pille mit dem Wirkstoff Bupropion eingenommen und gestorben waren. Die Presse berichtete auch von angeblichen Zyban-Toten in Kanada und Deutschland. "Ein Kausalzusammenhang mit der Einnahme des Medikaments kann aber nicht bestätigt werden", wurde GlaxoSmithKline-Sprecherin Alexandra Frey damals in den Medien zitiert.
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Nebenwirkungen bekannt
"Wir selbst haben keine schwerwiegenden Probleme gesehen," meint Kunze. "Wir wissen aber, dass Zyban eigentlich ein Antidepressivum ist und einer Stoffklasse angehört, die Nebenwirkungen verursachen kann. Wir haben Nebenwirkungen wie Hautausschlag, Mundtrockenheit oder Schlafstörungen beobachtet. Aber das sind nur sogenannte lästige Nebenwirkungen, wirklich schwere Zwischenfälle gab es nicht".
Kein Verbot nötig
Der Sozialmediziner sieht derzeit keinen Grund, die Antiraucher-Pille in Österreich zu verbieten.

Es gebe auch schöne Erfolge mit Zyban in Kombination mit Nikotinersatzpräparaten. "Wir geben es nur Menschen, von denen wir mit Sicherheit annehmen können, dass sie viel mehr Schaden nehmen, wenn sie weiterrauchen, als ihnen das Medikament zufügen könnte. Ich kann aber nicht ausschließen, dass die Erfahrungen in England ein Eingreifen auf internationaler Ebene erfordern," sagt Kunze. Dafür müsste man sich jede einzelne Krankengeschichte der 57 toten Raucher in GB näher untersuchen.

Ulrike Schmitzer,Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010