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Verursacher-Gen für Prostatakrebs identifiziert  
  Die Tendenz der Prostatakrebs-Erkrankungen in Europa ist steigend. Doch eine neue Entdeckung könnte eine wirkungsvollere Bekämpfung bösartiger Prostatakarzinome ermöglichen. US-Forscher haben die genetischen Bedingungen für eine Form von vererbbarem Prostatakrebs entschlüsselt.  
Nach einer im Februarheft des Wissenschaftsmagazins "Nature Genetics" erscheinenden Studie gelang den Wissenschaftlern des "National Human Genome Research Institute", der Johns-Hopkins-Universität und der Cleveland-Klinik die Identifizierung eines Gens, das im gesunden Zustand Zellen vor Mutationen schützt.
->   Nature Genetics (kostenpflichtig)
Selbstzerstörung durch vererbbare Mutation
Der Selbstzerstörungsmechanismus der Zellen werde jedoch durch eine vererbbare Mutation des Gens außer Kraft gesetzt, erklären die Mediziner.

Das kranke Gen sende dann keine Warnsignale mehr an Zellen aus, die sich zu Krebszellen veränderten. Die mutierten Zellen könnten sich so ungehindert teilen.
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Mutationen
Erbliche Änderung der Nukleinsäuresequenz der Erbsubstanz eines Organismus. Man unterscheidet:
1. Genmutationen: entstehen durch Einbau von Basenanalogen oder durch chemische Veränderung der Basen innerhalb eines Gens. Die Chromosomenstruktur bleibt unverändert. Genmutationen sind Inversionen, Translokationen und Duplikationen
2. Chromosomenmutationen: Veränderungen der Struktur eines oder mehrerer Chromosomen
3. Genommutationen: Veränderungen der Zahl ganzer Chromosomen oder Chromosomensätze
4. Plasmon- und Plastidenmutationen: Änderungen plasmatischer Erbfaktoren bzw. der Plastiden

Spontane Mutationen treten mit einer Häufigkeit von einer Mutation auf 10.000 bis eine Milliarde Individuen auf. Diese Mutationsrate kann bei induzierten Mutationen auf eine Mutation pro 100 Individuen erhöht werden. Hauptuntersuchungsobjekte der Mutationsforschung sind Bakterien, Pilze und die Fliege Drosophila melenogaster.
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Schlüssel zu genetischen Abläufen
"Die neuen Ergebnisse beinhalten einen verlockenden Schlüssel zu den komplexen genetischen Abläufen bei diesem weit verbreiteten Krebs", sagte der Leiter der Forschungsgruppe, Jeffrey Trent.

Gleichzeitig dämpfte er aber Hoffnungen auf allzu schnelle Fortschritte bei Diagnose und Behandlung. "Das Gen ist nicht das einzige, das bei Prostatakrebs eine Rolle spielt."
Suche nach Postatakrebsgen seit 1992
Die Suche nach an Postatakrebs beteiligten Genen begann 1992. Damals wurden die genetischen Bedingungen für bestimmte Formen der Krankheit erforscht.

1996 entdeckten Forscher dann nach einer Versuchsreihe an 91 Risikopatienten einen Abschnitt auf Chromosom 1, der für die Vererbung von Prostatakrebs in Frage kommt. Weitere Abschnitte fanden sie auf den Chromosomen 17, 20 und dem X-Chromosom.
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Prostatakrebs
Das Karzinom der Prostata ist die zweithäufigste Krebstodesursache beim Mann. Der Altersgipfel liegt bei 80 bis 85 Jahren. Da es erst bei fortgeschrittener Erkrankung zu Beschwerden kommt, kann der Krebs nur durch regelmäßige Gesundenuntersuchungen (Tastbefund und PSA-Wert im Blut) im Frühstadium diagnostiziert werden. Zur definitiven Diagnose wird mittels Feinnadelbiopsie eine Gewebsprobe entnommen.


Die Methode der Wahl ist die Operation, meist mit anschließender Strahlentherapie. Bei sehr kleinen Tumoren und/oder hohem Lebensalter des Patienten kann auch eine Verlaufsbeobachtung sinnvoll sein. Zum Zeitpunkt der Diagnose hat bei einem Drittel der Patienten bereits eine Absiedelung in andere Organe stattgefunden und die Erkrankung ist nicht mehr heilbar. Durch Strahlen-, Chemo- oder Hormontherapie (Kombinationen sind möglich) kann jedoch die Ausbreitung des Krebses verzögert werden. Die Prognose ist bei isoliertem Befall der Prostata jedoch günstig.
->   Mehr zu Prostata
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Steigende Tendenz bei Erkrankungen
In Europa erkranken von 100.000 Männern durchschnittlich 84 an Prostatakrebs, die Tendenz ist steigend. Ob es sich dabei um eine Erhöhung des Krankheitsrisikos handelt oder ob es ein
Ergebnis von verbesserter Diagnostik ist, kann derzeit nicht eindeutig geklärt werden.

Es gilt als sicher, das das PSA (Prostata-spezifisches Antigen) derzeit die wichtigste Rolle bei der Früherkennung dieser Krankheit spielt.

Auch bei den Nachsorgeuntersuchungen ist die
PSA-Wertbestimmung von sehr wichtiger Bedeutung, da sie das Verhalten des Krebses und den Krankheitsverlauf anzeigt.
Ruhend oder aggressiv
Es besteht ein deutlicher Unterschied zwischen dem ruhenden, nicht aggressiven Prostatakrebs und dem entdeckten aggressiven Krebs, der zum Tode führen kann.

Der ruhende, nicht aggressive Prostatakrebs kann bei ca. 30 Prozent aller Männer im Alter von 40 bis 50 Jahren und bei fast 80 Prozent aller Männer im Alter über 80 Jahren in Autopsiestudien nachgewiesen werden.

Die Wahrscheinlichkeit, einen Prostatakrebs zu entdecken, beträgt bei 50-jährigen Männern ca. 9,5 Prozent, das Risiko, daran zu sterben, liegt aber nur bei ca. drei Prozent. Bei 70- bis 80-jährigen Männern liegt die Sterblichkeit mit ca. 32 Prozent am höchsten.
->   National Human Genome Research Institute
->   Johns Hopkins University
 
 
 
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01.01.2010