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500 Millionen Jahre alte Quallenfossilien gefunden  
  Fossile Funde von Quallen erfreuen Paläontologen sehr selten: Da die Organismen mit ihrem Gelatinkörper keine Knochen besitzen, sind versteinerte Relikte nur schwer zu finden. Nun wurde bei Wisconsin/USA aber gleich eine Reihe von 500 Millionen alten Überresten entdeckt.  
Seltener Strandevorgang
Die runden Abdrücke im Sandstein eines Steinbruchs, manche von ihnen bis zu einem Meter lang, zählen zu den wichtigsten Funden ihrer Art weltweit.

Die Quallen mussten unmittelbar, nachdem sie vor Jahrmillionen an Land gespielt worden waren, von Sand bedeckt worden sein. Ansonsten, so James Hagadorn, Geologe am California Institute of Technology und Autor eines entsprechenden Artikels in der Februarausgabe des Fachmagazins Geology, wären die Relikte nicht gefunden worden.

"Es kommt nur sehr selten vor, einen kompletten Strandevorgang von Quallen zu entdecken", meinte er.
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Original-Abstract in "Geology" (Vol. 30, Nr. 2, S. 147¿150)
->   Stranded on a Late Cambrian shoreline: Medusae from central Wisconsin
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Gefährliche Räuber
Die Medusen stammen aus dem Kambrium und sind somit mindestens 500 Millionen Jahre alt. Sie zählten nach Angaben Hagadorns zu den gefährlichsten Räubern dieser Periode.

Die Fossilien scheinen mit ihrem Körperdurchmesser von 50 Zentimeter und einer Tentakellänge von bis zu einem Meter in Größe und Eigenschaft heutigen Quallen vergleichbar zu sein. Die Art konnte aber nicht spezifiziert werden.
Heimat: Flachwasser bei Wisconsin
Der Fossilienhändler Dan Damrow, ein Koautor der Studie, entdeckte die Quallen vor etwa vier Jahren in einem Steinbruch bei Mosinee/Wisconsin, etwa 320 Kilometer nordwestlich von Milawaukee.

Man nimmt an, dass Wisconsin im Kambrium eine tropisches Klima besaß und von Flachwasser bedeckt war.
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Kambrium
Das Kambrium (ca. 590 bis 580 Millionen Jahre) ist das älteste System des Paläozoikums, also des Erdaltertums. Seinen Namen hat es von der altrömischen Bezeichnung Cambria für Nordwales. Dort nämlich beschrieb der Engländer Adam Sedgwick 1833 erstmals fossilienführende Schichten. Die Untergrenze des Kambriums ist durch das generelle Auftreten skeletttragender Tiergruppen definiert. Radiometrische Messungen ergaben Werte zwischen 590 und 570 Mio. Jahren.
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Drei glückliche Umstände
Hagadorn und seine Mitarbeiter führen den ausgezeichneten Zustand der Fossilfunde auf drei glückliche Umstände zurück: erstens dürfte weder Wind noch Wasser zu Erosionen geführt haben, zweitens haben sich offensichtlich keine Aasfresser der Quallen bemächtigt und drittens fehlte auch jedwede sedimentäre Turbulenz durch andere Organismen, die den Sand hätten zerstören können, nachdem er die Quallen bedeckt hatte.
Quallen bisher unterschätzt?
Hagadorn glaubt, dass Quallen in früheren Studien hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Ökosysteme während des Kambriums unterschätzt wurden. Er hält sie für wichtige, räuberische Elemente der Nahrungskette.

"Wir verwenden die Fossilien, um die Biodiversität urzeitlicher Ökosysteme zu untersuchen", meinte der Geologe. "Bis heute stammt der Großteil der Informationen über die Nahrungskette des Kambriums - in dem erstmals tierische Vielzeller auftraten - auf Tieren mit harten Teilen, nur in Ausnahmefällen auch auf solchen mit Weichkörpern."
->   California Institute of Technology
->   Geology
 
 
 
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01.01.2010