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US-Forscher unzufrieden mit Stammzellenimport  
  US-Universitäten dürfen nach Maßgabe von US-Präsident Bush nur mit Stammzelllinien arbeiten, die bereits vor dem 9. 8. 2001 existierten. Dies US-Forscher warnen vor einer Stagnation der Forschung aufgrund des begrenzten Stammzellen-Vorrats.  
Genau dieser Punkt verhindert nach Auffassung vieler Experten, dass das Potenzial menschlicher embryonaler Stammzellen in den USA voll ausgeschöpft wird.

Ein Ausschuss der unabhängigen Nationalen Akademie der Wissenschaften (NAS) legte der US-Regierung erst in der vergangenen Woche erneut dar, warum neue Zellkolonien oder ¿linien aus seiner Sicht unbedingt erforderlich sind.
Zu wenige Zelllinien
Nach Meinung von Forschern und Patientengruppen sind die vor August 2001 isolierten Zelllinien viel zu wenige, um mögliche Therapien tatsächlich zu realisieren. Die US-Regierung räumte inzwischen ein, dass an dem von Bush gesetzten Stichtag nicht die genannten 64, sondern maximal zwei Dutzend Stammzelllinien weltweit verfügbar waren.

Zu befürchten sei außerdem, dass manche Linien mit
artfremden Erregern "verseucht" sind. Dies geschieht, weil menschliche Stammzellen mit Hilfe von Mäusezellen kultiviert werden.
Warnung vor Immun-Abstossung
Sorgen bereitet den Experten auch, dass das Immunsystem vieler Patienten die fremden Zellen abstoßen könnte.

Der NAS-Ausschuss bezeichnet die Immunabwehr in einem 59 Seiten langen Bericht als eine der größten Hürden avisierter Stammzellentherapien, die sich durch therapeutisches Klonen jedoch überwinden ließe. Dafür würden die Mediziner ihrem Patienten einige Zellen etwa aus der Haut entnehmen und sie in eine entkernte Eizelle einsetzen.

Aus dem resultierenden Embryo sollen Stammzellen extrahiert und zu Gewebe herangezüchtet werden, das mit dem Immunsystem des Patienten kompatibel ist.
Förderung des therapeutischen Klonens
Die NAS-Experten empfehlen, auch das therapeutische Klonen mit Staatsgeldern zu fördern. Das erläuterte der Sprecher des Ausschusses, Professor Irving Weissman von der Stanford Universität in Palo Alto (US-Staat Kalifornien) der dpa in New York.

Doch am therapeutischen Klonen scheiden sich in Washington die Geister.
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Senat entscheidet noch über Klonen
Obwohl laut Weissman rund jeder vierte Amerikaner gesundheitlich davon profitieren könnte, lehnt Bush das therapeutische Klonen wegen ethischer Bedenken strikt ab. Auch das Repräsentantenhaus sprach sich mit großer Mehrheit dagegen aus, menschliche Embryonen als Spender für Stammzellen zu produzieren. Ein Nein des US-Senats würde dieser Methode endgültig den Riegel vorschieben. Doch die Entscheidung des Senats steht noch aus, und in ihrem Vorfeld wird in Washington heftigst debattiert.
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Mehr als 200 Zelltypen angestrebt
Viele Forscher sind zuversichtlich, aus embryonalen Stammzellen einmal alle mehr als 200 Zelltypen des menschlichen Körper gewinnen zu können. Experimente in den USA und einer Reihe anderer Länder lassen hoffen, dass Stammzellen erlahmte Herzmuskel stärken, brüchige Knochen und schwache Gelenke ersetzen, neue Hirnzellen bei Parkinsonkranken bilden und die Insulinproduktion von Diabetikern wieder ankurbeln könnten.

Darüber hinaus sollen sie etlichen Querschnittsgelähmten aus dem Rollstuhl und Menschen mit schweren Verbrennungen zu neuer Haut verhelfen. Bis die Ergebnisse jedoch auf einer breiten Basis bei Patienten anwendbar sind, werden nach Meinung
der Forscher noch viele Jahre vergehen.
Keine Hindernisse für Privatindustrie
Die Privatindustrie in den USA darf im Gegensatz zu Forschern staatlich geförderter Projekte bislang noch an allen Stammzellen forschen.

Auch das therapeutische Klonen, bei dem Embryonen eigens für die medizinische Forschung hergestellt werden, ist erlaubt. Über neue Gesetze zur Regulierung der privaten Forschung wird derzeit jedoch auch in den USA gerade heftig diskutiert.
->   Bush zur Stammzellenforschung: Ja, aber
->   Patent gefährdet Stammzellenforschung in USA
 
 
 
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01.01.2010