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Reimplantation von Hodengewebe erfolgreich  
  Die Behandlung einer Krebs-Erkrankung führt bei Männern im Normalfall zu Unfruchtbarkeit. Doch jetzt gelang es englischen Wissenschaftlern, durch Reimplantation von zuvor entnommenem Hodengewebe die Zeugungsfähigkeit eines Patienten wiederherzustellen. Der "Beweis": Die Frau des betroffenen Mannes erwartet ein Kind.  
Die Forscher werten die Tatsache, dass die Frau des Patienten ein Baby erwartet, als Beweis einer erfolgreichen Reimplantation. "Die Resultate sind ermutigend, aber noch nicht eindeutig", so John Radford vom Christie Hospital in Manchester.
Samenproduktion setzt selten von selbst ein
Nur bei einem verschwindend kleinen Teil der durch die Krebsbehandlung unfruchtbaren Männer setze die Samenproduktion von selbst wieder ein, erklären die Experten die Problematik.
Behandlung mit aggressiver Chemotherapie
Der an Lymphkrebs erkrankte Patient wurde mit einer aggressiv wirkenden Chemotherapie behandelt. Häufige Folge davon ist die Unfruchtbarkeit der betroffenen Männer.
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Chemotherapie
Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Pilze oder Protozoen werden meist über blockierende Eingriffe in ihren Stoffwechsel abgetötet oder so weit in ihrem Wachstum gehemmt, dass sie durch die körpereigene Abwehr möglichst unschädlich gemacht werden können.

Zur Bekämpfung von Tumorzellen werden in der Krebstherapie spezielle Zellgifte (Cytostatika) eingesetzt. Die Schädigung gesunder, körpereigener Zellen lässt sich dabei nicht immer vermeiden, denn die in den Zellstoffwechsel eingreifenden Mittel hemmen nicht nur das Wachstum der entarteten, sondern auch der gesunden Zellen mit den entsprechenden Nebenwirkungen. Als Begründer der Chemotherapie gilt Paul Ehrlich, der 1910 das Salvarsan zur Bekämpfung der Syphilis entwickelte.
->   Mehr zur Tumorbehandlung
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Gewebeentnahme vor der Chemotherapie
In diesem Fall entnahmen die Wissenschaftler dem Patienten vor Beginn der Chemotherapie Gewebeteile des Hodens und konservierten diese in flüssigem Stickstoff.

Nach zweijähriger Behandlung war der Krebs zwar zurückgebildet, aber auch die Spermienproduktion der Hoden war praktisch zum Stillstand gekommen.
Reimplantation führte zu Spermienproduktion
Daher entschlossen sich die Mediziner, dem Patienten das früher entnommene Hodengwebe zu reimplantieren. Die Folge davon war ein fast unmittelbares Einsetzten der Spermienproduktion.
Methode noch nicht ausgereift
Diese Technik wurde laut den verantwortlichen Mediziner bislang nur bei Tieren angewandt. Die Experten glauben nun aber, dass sie auch beim Menschen helfen könnte.

Noch ist die Methode allerdings nicht ausgereift, denn wie die Wissenschaftler erläutern, haben sie bereits sieben Patienten gelagertes Hodengewebe reimplantiert. Nur bei dem oben geschilderten Fall war dies auch erfolgreich.
Hilfe für "besondere Fälle"
Man gibt sich dennoch vorsichtig optimistisch. Nach Meinung des Onkologen Radford kann die Technik vor allem denjenigen Patienten helfen, die zum Zeitpunkt der Erkrankung keinen Samen spenden können - also etwa Jungen vor der Pubertät.
Ähnliche Methode bei Frauen
Auch bei Frauen können zur Krebstherapie eingesetzte Cytostatika die Fortpflanzungsorgane beinträchtigen. Eine jüngere Versuche beschäftigten sich daher mit der - völligen - Entnahme und späteren Reimplantierung der Eierstöcke.

So haben etwa kanadische Mediziner weiblichen Ratten zuvor kurzzeitig tiefgekühlte Eierstöcke wieder eingepflanzt. Die Organe nahmen bei einigen Versuchstieren ihre Funktion wieder auf - eine Ratte wurde trächtig.

Am Wiener AKH gelang Ähnliches: Dort wurde ein Baby-Schaf von einem Muttertier geboren, dem man zuvor die Eierstöcke entfernt, tief gefroren, wieder aufgetaut und eingepflanzt hatte.
->   Christie Hospital Manchester
Mehr dazu in science.orf.at:
->   Baby-Schaf nach Eierstock-Implantierung
->   Mediziner verpflanzen tiefgekühlte Eierstöcke von Ratten
 
 
 
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01.01.2010