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Neue Kombinationstherapie gegen Fettsucht  
  Neue Hoffnung für Fettsüchtige kommt aus der Steiermark: An der Grazer Universitätsklinik wurde ein Konzept zur Behandlung von krankhaftem Übergewicht entwickelt, das verhaltenstherapeutische Ansätze mit der Einnahme von Medikamenten verbindet.  
Bei dem Medikament handelt es sich um den Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer Sibutramin.
Verhaltensänderung im Vordergrund
Das an der Medizinischen Universitätsklinik unter Vorstand Günter Krejs und der Ernährungswissenschafterin Sandra Wallner entwickelte Konzept setzt nicht bei Diäten an, sondern am Erlernen von Verhaltensänderungen.

Dazu hat man an der Klinik so genannte Reduc-Teams gebildet, in denen sich die schwer Übergewichtigen zu einer gemeinsamen "Lebensstiländerung" zusammengefunden haben.
Analyse des Verhaltens
"Dabei wurde in den ersten beiden Monaten überhaupt nicht über Diät gesprochen", erläutert Wallner am Dienstag im Gespräch mit der APA: "In den ersten Wochen geht es es nur um die Analyse des eigenen Verhaltens - wann esse ich und aus welchen Motiven esse ich."

Zugleich bekommen die Patienten Schrittzähler ausgehändigt, mit deren Hilfe sie ihr tägliches Bewegungspotenzial messen und langsam steigern können. "Der Kreislauf muss sich erst adaptieren, bevor man wirklich mit sportlicher Betätigung beginnen kann", so Wallner.
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Fettsucht
vom Normalgewicht um mehr als 20 Prozent (oder Body-Mass-Index größer als 30) abweichende Vermehrung der Körpermasse durch Zunahme des Depotfetts. Am verbreitetsten ist die Adipositas infolge von Überernährung und Bewegungsmangel. Zugrunde liegt der Adipositas vermutlich eine erbliche Veranlagung. Nach heutiger Auffassung besteht das Wesen der Adipositas in einer Störung des normalen Hunger-Sättigungsrelationsmechanismus, der zu einer positiven Energiebilanz führt: Es wird mehr Energie aufgenommen als verbraucht, und die überschüssige Energie wird in Form von Fett im Gewebe gespeichert.
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'Kalorienzählen' erst im dritten Monat
Erst im dritten Monat der insgesamt halbjährigen therapeutischen Lebensstiländerung werden die Themen Bewegung und Ernährungsverhalten angegangen, wobei es aber "nie um Kalorienzählen" geht, so die Ernährungswissenschafterin.

Zusätzlich müssen die Patienten Trinkprotokolle führen, in denen festgehalten wird, wie viel Flüssigkeit die Patienten zu sich nehmen. "Die meisten Personen trinken anfangs viel zu wenig und sind weit von den empfohlenen zweieinhalb bis drei Litern pro Tag entfernt", weiß Wallner.
Medikament wirkt auf Gehirn
Um die schwer zu bewältigende Lebensumstellung zu erleichtern, erhalten die Patienten Unterstützung durch ein Arzneimittel, das zentral im Gehirn wirkt. Durch seine Wirkung auf das Gehirn bremst das Mittel Heißhungerattacken, normalisiert damit den Appetit und sorgt dafür, dass der Körper mehr Energie verbraucht.

Der Wirkstoff ist ein Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer, der auf das Appetitzentrum im Gehirn wirkt. Das Medikament ist seit seit rund einem Jahr in Österreich erhältlich, vom Arzt verschreibungspflichtig und kostet laut Wallner "rund 1.450 Schilling" (über 1000 Euro) im Monat.
->   Grazer Universitätskliniken
 
 
 
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01.01.2010