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Who is Austria: Online-Wegweiser durch Österreich  
  Das vom Demokratiezentrum Wien entwickelte virtuelle Wissenszentrum "Who is Austria" versteht sich als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Mehrere "Routen" auf dieser Website führen durch Politik und Zeitgeschichte. Vor kurzem wurde nun "Wired Vienna", das Wiener Kapitel in diesem multimedialen Reiseführer durch Österreich präsentiert.  
Who is Austria? Ein "Reiseführer" durch die politische Kultur Österreichs
Gastbeitrag von Heidemarie Uhl

Mozartkugeln, Lipizzaner, Neutralität - die Frage "Was ist Österreich"? hat sich längst über das wissenschaftlich-akademische Feld hinaus als immer wieder reaktiviertes Thema des öffentlichen Diskurses etabliert.

Sucht man nach vertiefenden Informationen über Identität und politische Kultur Österreichs, so ist die/der Interessierte allerdings auch hier mit einer ausdifferenzierten und zunehmend unüberblickbaren wissenschaftlichen Literatur konfrontiert.

WHO IS AUSTRIA, das vom Demokratiezentrum Wien entwickelte virtuelle Wissenszentrum, bietet sich als "scout" durch den Dschungel der Forschungslandschaft an.
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Eine "Infrastruktur für die gutinformierten BügerInnen"
Ziel der neuen Wissensplattform ist es, eine "Infrastruktur für die gutinformierten BügerInnen" zu eröffnen, dem/der "intelligente Navigationsinstrumente an die Hand gegeben werden müssen, damit Bürgerinnen und Bürger in der Informationsflut bestehen und ihre autonome Urteilskraft schärfen können".

So definiert Claus Leggewie, Politikwissenschaftler an der Universität Gießen und Mitglied des Advisory Boards des Demokratiezentrums Wien, das "Leitbild einer politischen Medienerziehung".
->   Demokratiezentrum Wien
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Frage nach Selbst- und Fremdbildern
Thematischer Ausgangspunkt von WHO IS AUSTRIA ist die Frage nach den Selbst- und Fremdbildern, die die österreichische Identität konstruieren.

Der "Reiseführer durch die politische Kultur Österreichs" beschränkt sich nicht auf die geläufigen Ikonen des Österreichbildes, sondern nimmt sie zum Ausgang für eine fundierte Erkundung der Problemzonen, Verwerfungen und strukturellen Veränderungsprozesse.

Nicht selten entsteht ein überraschendes Bild, das interessante Zusammenhänge sichtbar werden lässt.
"WIRED VIENNA"
Die neue Route "Wired Vienna" verortet Wien zwischen einem europäischen Infrastruktur-Vergleich, einer neuen Urbanität, die in einer großstädtischen Skyline und spektakulären Bauprojekten sichtbar wird, und den politischen Rahmenbedingungen für die alltägliche Lebenswelt, die am Beispiel des kommunalen Wohnbaus präzisiert werden.
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"Hot Spots" der Reiserouten
Die Reiserouten von WHO IS AUSTRIA verbinden die "hot spots" - "umkämpfte Zonen" (so der Titel einer Route) - gegenwärtiger gesellschaftspolitischer Konfliktlinien mit den langfristigen politischen Entwicklungstendenzen und sozioökonomischen Transformationsprozessen der Zweiten Republik.

"Quer durch die Alpenrepublik", "Nach Europa", "Demokratie-Rituale", "Frauenräume", "MultikulTour", "ÖkoTour", "Vergessen und Erinnern" usw. - die Routen und einzelnen Stationen thematisieren an konkreten Themenfeldern die Grundfragen der politischen Kultur und des politischen Systems Österreichs im europäischen Kontext.
->   WHO IS AUSTRIA
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Die Rolle von Wissensportalen
Wissensportale erfüllen angesichts der zunehmend unüberblickbaren Informationsflut eine wesentliche Funktion: Wissen zugänglich zu machen und für einen bestimmten Adressatenkreis aufzubereiten.

In den letzten Jahren sind in der österreichischen Wissenschaftslandschaft einige Plattformen entstanden, die einerseits neue Tendenzen in der Forschungslandschaft spiegeln. Andererseits sind sie mediale Ausdrucksform einer an "schnellen" elektronischen Formen von Wissensvermittlung und "networking" interessierten jungen Generation von WissenschaftlerInnen.
Übersetzung von Komplexität
Ziel der Wissensportale ist die Kommunikation innerhalb der scientific community - die "Übersetzung" komplexer Forschungsthemen ist gerade im Internet-Zeitalter noch immer ein Desiderat: Mit den herkömmlichen Suchmaschinen steht man einer unstrukturierten Flut von Informationen gegenüber.
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Politik und Zeitgeschichte plastisch präsentiert
WHO IS AUSTRIA ist in diesem Rahmen das einzige Projekt, das sich als eine Schnittstelle zwischen wissensproduzierenden Institutionen (Universitäten etc.) und einer interessierten Öffentlichkeit versteht.

Die Konfiguration dieser Schnittstelle wurde offenkundig als Herausforderung begriffen: WHO IS AUSTRIA begnügt sich nicht damit, wissenschaftliche Beiträge zu verschiedenen Themen der politischen Kultur "ins Netz" zu bringen, sondern - in Zusammenarbeit mit WissenschafterInnen verschiedener Disziplinen - eine Form des contents zu entwickeln, der diese "Übersetzungsleistung" erbringen kann.

Diese Informationsvermittlung ist integriert in eine attraktive Struktur: Bereits das Format eines multimedialen Reiseführers erweckt Interesse und Neugier, die Routen und Stationen eröffnen Pfade in spannende, zuweilen weitgehend unbekannte (MACONDA), oder aber umstrittene ("WALDHEIMAT") Regionen der politischen Landschaft.
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Who is Austria: Mehrere Reiserouten
Die Reiserouten von WHO IS AUSTRIA bilden den Einstieg in eine durchdachte Informationshierarchie, die vertiefende Wissensbausteine auf verschiedenen Ebenen bereitstellt:

Die "time line" gibt einen Überblick über die historischen Entwicklungslinien (z.B. des kommunalen Wohnbaus in Wien), eine "gallery" stellt Bildmaterial zur Verfügung.

Die downloadbaren Artikel (derzeit mehr als 150) machen WHO IS AUSTRIA zum rasch zugänglichen Informationspool im Hinblick auf aktuelle wissenschaftliche Beiträge, etwa zu Themen wie Migration, Frauenrechte, Vergangenheitsbewältigung, um nur einige zu nennen.

Ein Wissenslexikon, das gemeinsam mit den UserInnen ständig erweitert wird (das gewünschte Stichwort kann via E-mail mitgeteilt werden), und "search agent" bzw. "archive online", die zielgenaue Recherchen in Literatur-, Link- und Lexikondatenbanken sowie Medienarchiven ermöglichen sollen, ergänzen das umfangreiche Angebot.
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Das Team des Demokratiezentrums
Content, Gestaltung und die ebenso intelligente wie benutzerfreundliche Struktur der Datenbank wurde vom Team des Demokratiezentrums Wien entwickelt.

Gertraud Diendorfer, geschäftsführende Leiterin und zuständig für Projektentwicklung, Oliver Rathkolb, wissenschaftliche Leitung sowie Maria Wirth, verantwortlich für Webredaktion und Netzwerkkommunikation, verstehen WHO IS AUSTRIA als dynamisches Wissensportal: Es ist offen für neue Themen und Routen, die als download verfügbaren wissenschaftlichen Beiträge werden regelmäßig aktualisiert.
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Öffnung des Projektes geplant
Die Öffnung der universitären Wissensproduktion für eine interessierte Öffentlichkeit bestimmt auch die nächsten Vorhaben des Demokratiezentrums Wien: Kooperationen mit den Universitäten sollen vor allem in Hinblick auf Ringvorlesungen und Universitätslehrgänge ausgebaut werden.

Derzeit sind in "Network", dem "Debatten- und Info-Raum" von WHO IS AUSTRIA zwei interdisziplinär konzipierte Ringvorlesungen zugänglich: Die "Ringvorlesung Zeitgeschichte" mit Positionen zum aktuellen Österreichbild in Europa (Sommersemester 2001 am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien) und "Gender Studies: Denkachsen und Perspektiven der Geschlechterforschung" (Wintersemester 2001/2002 am Institut für Geschichte der Universität Salzburg).

Die Europäisierung der Site sowie eine englischsprachige Version sind weitere Ausbauschritte.
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Heidemarie Uhl ist Historikerin und arbeitet in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Wien in der Kommission für Kulturwissenschaften - Forschungsprogramm "Orte des Gedächtnisses".
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01.01.2010