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Brustkrebs: Gen-Chips prognostizieren Krankheitsverlauf  
  Ein neuartiges genetisches Screening-Verfahren könnte die Behandlung von Brustkrebs revolutionieren. Denn mit der neuen Methode ist es möglich, den Verlauf der Krankheit zu prognostizieren. Das könnte das Ende der Chemo- Strahleneinheitstherapie bedeuten und der Beginn der individuell maßgeschneiderten Brustkrebsbehandlung sein.  
Durch die Untersuchung der Muster der genetischen Aktivitäten in Tumoren, konnte bei Frauen, die an einem Frühstadium von Brustkrebs litten, bestimmt werden, welcher Tumor am gefährlichsten und aggressivsten war. So konnte die Therapie optimal dosiert und viele der Frauen vor einer unnötigen Strahlen- und Chemotherapie bewahrt werden.

Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichte das Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Laura van't Veer, vom Netherlands Cancer Institute, in der aktuellen Ausgabe von "Nature".
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Artikel in 'Nature' (kostenpflichtig /Bd. 415, S 530 - 536)
->   Gene expression profiling predicts clinical outcome of breast cancer
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Der Beginn der maßgeschneiderten Brustkrebstherapie?
"Das ist ein großer Schritt im Verständnis der Tumorentwicklung. Bisher wussten wir nur sehr wenig über die Gründe, warum manche Tumore aggressiver sind als andere," sagt Laura van't Veer. "Das ist das erste Mal, dass wir durch Gen-Screening Resultate für eine maßgeschneiderte Therapie liefern können."

Mit der neuen Methode können aggressive Tumore an Hand der Gene, die für ihre Entstehung und Entwicklung verantwortlich sind, von weniger aggressiven unterschieden werden.
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Brustkrebs in Österreich
Jede 10. Frau ist in Österreich von Brustkrebs betroffen. Die Häufigkeit von bösartigen Mammakarzinomen steigt jährlich um ca. ein bis drei Prozent an. Im Moment erkranken ca. 4.400 Frauen jährlich, Tendenz steigend. Die Mortalitätsrate, also die Zahl der Todesfälle, ist aber leicht sinkend bis stagnierend.
->   Mehr Information über Brustkrebs
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Eine ungewöhnliche "Verbrecherkartei"
Gen-Chips wurden so verändert, dass sie in dem Moment zu leuchten beginnen, indem sich die auf ihnen befindlichen DNA-Stränge mit mRNA-Strängen verbinden. Diese mRNA-Stränge werden von aktiven Genen in Zellen produziert. So konnte mit Hilfe der Chips bestimmt werden, welche Gene in den Tumorzellen aktiv sind.

Auf diese Art und Weise wurden 117 verschiedene Brustkrebstumore untersucht, die Profile der Tumorarten erstellt und eine "Verbrecherkartei" angelegt.
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Gen-Chips
Auf speziell behandelten Glas-Objektträgern werden so genannte cDNA-Fragmente ("Copy-DNA") fixiert. Danach kann getestet werden, ob die Zellen der Gewebeprobe von Patientinnen ein ähnliches oder ein anderes Aktivierungsmuster bei verschiedenen Genen aufweisen.
->   Wiener AKH: Gen-Chip für Brustkrebsforschung
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Chemo- und Strahlentherapie drastisch verringern
"70 bis 80 Prozent der Frauen, die an Brustkrebs leiden, würden die herkömmliche Chemo- und Strahlentherapie nicht benötigen, da ihre Brustkrebsart keine Metastasen entwickeln würde," schätzt van't Veer.

"Auf Grund der jetzt angelegten Genprofile der verschiedenen Tumorarten können wir zwischen den aggressiven und weniger aggressiven Brustkrebstumoren unterscheiden und die Therapie genau darauf abstimmen," erklärt van't Veer. "So könnten wir die Zahl der überbehandelten Frauen von 90 auf 50 Prozent verringern."

Die Screening-Tests sollen laut van't Veer schon in zwei Jahren allgemein zur Anwendung kommen.
->   Netherlands Cancer Institute
->   Mehr zum Thema Brustkrebs in science.orf.at
 
 
 
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01.01.2010