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Die Milchstraße - von außen betrachtet  
  Was für ein Anblick würde unsere Milchstraße einem Sternenreisenden bieten, der diese durchquert und dann von außen betrachtet? Astronomen glauben jetzt die bildgewordene Antwort durch Analyse einer halben Milliarde Sterne zu kennen.  
Und damit auch neue Ansichten und Einblicke in unsere Galaxie zu ermöglichen.

Astronomen des "Two Micron All Sky Survey" (2MASS) haben nach Auswertung von Sternendaten Bilder veröffentlicht, die unsere Galaxis in einer neuen Perspektive darstellen, wie BBC online berichtet.

Sie zeigen die komplette 'Sternenscheibe' der Milchstraße und ihren neu entdeckten zentralen Sternenbereich. Mittels der jetzt gewonnen Daten wollen die Forscher auch bislang nur vermutete Eigenschaften der Galaxie bestätigen oder ausschließen.

 


Das Bild zeigt die Darstellung unserer Galaxie von außen.
Schwierige Formbestimmung
Es gibt etliche, indirekte Hinweise, die vermuten lassen, dass unsere Milchstraße in ihrer Form anderen, abgeflachten Spiralgalaxien ähnelt.

Aber aufgrund der Tatsache, dass sich die Erde inmitten der Galaxie befindet, deren interstellarer Raum mit Staub und tausenden Sternen "angefüllt" ist, macht eine genaue Vermessung und Formbestimmung der Milchstraße schwierig.
Infrarotlicht ermöglicht 3D-Blick
Bislang bekannt ist, dass unsere Sonne knapp 27.000 Lichtjahre vom Zentrum der Milchstraße entfernt ist. Astronomen können mittlerweile auch auf eine "zigarrenförmige" Struktur der zentralen Regionen der Galaxie schließen.

Jetzt können die Forscher mittels Infrarotlicht durch den interstellaren Staub blicken und 30.000 Sterne mit bekannter Helligkeit betrachten - so genannte Kohlenstofftsterne - und eine 3D Mappe des umgebenden Raumes darstellen.
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Galaxien
Galaxien bestehen neben Sternhaufen auch aus den Grundbaustoffen aller Sterne, Wasserstoff- und Heliumgas. Am auffälligsten sind Spiralgalaxien. Diese haben Durchmesser zwischen etwa 10.000 und 200.000 Lichtjahren und enthalten 10 bis 1000 Mrd. Sonnenmassen. Ferner besitzen sie staub- und gasförmige Materie mit einem Massenanteil zwischen
1 und 10 Prozent. Daneben gibt es noch elliptische und irreguläre Formen. Wegen ihres oft geringeren Durchmessers sind sie nur in der unmittelbaren Umgebung unseres eigenen Milchstraßensystems vollständig zu erfassen. Ihre Masse kann nur 1 bis 1000 Mio. Sonnenmassen betragen. Die elliptischen Galaxien zeigen eine mehr oder weniger starke Abplattung, die irregulären 'bevorzugen' keine besondere geometrische Gestalt.

Der durchschnittliche Abstand zwischen zwei Galaxien beträgt etwa 100 000 bis einige Mio. Lichtjahre. Die nächsten Zwerg-Galaxien sind die unregelmäßig geformten großen und kleinen Magellan'schen Wolken sowie das elliptische Ursa minor-System in jeweils 180 000 bzw. 250 000 Lichtjahren Abstand. Der nächste Spiralnebel ist der Andromedanebel in 2,6 Mio. Lichtjahren Entfernung.
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Entstehung einer Sternendatenbank
Der jetzt von 2MASS gelieferte "Gesamtüberblick" umfasst mehr als 500 Hundert Millionen Sterne. Er arbeitet mit zwei auf einander abgestimmten Teleskopen, eines in den USA, das andere in Chile stationiert.

Die zwei Teleskope durchleuchten den Himmel in koordinierter Vorgehensweise um auf diese Weise eine Datenbank sämtlicher, erfassbarer Infrarot-Objekte zu erstellen.
Nah-Infrarotlicht als 'Galaxie-Röntgen'
Während der vergangenen vier Jahre hatte 2MASS vor allem sogenanntes Nah-Infrarotlicht gesammelt. Nah-Infrarotlicht besitzt Wellenlängen, die ca. viermal länger sind als die des sichtbaren Lichtes.

Dieses Nah-Infrarotlicht kann vor allem den "Nebel" an interstellarem Staub druchdringen, der Astronomen den Blick auf etliche Sterne verunmöglicht.
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Infrarotastronomie
ein Teilbereich der Astronomie, der die aus dem Weltall kommende Infrarotstrahlung untersucht. Wegen der Absorption in den tieferen Schichten der Erdatmosphäre kann die Infrarotastronomie nur von hohen Bergobservatorien, von Flugzeugen, Ballonen oder Satelliten (ISO, IRAS) aus betrieben werden. Wichtige Forschungsobjekte der Infrarotastronomie sind der Kern des Milchstraßensystems, ferne Galaxien, dunkle Materie und in der Entstehung befindliche Sterne (Protosterne) sowie die Entwicklung von Planetensystemen bei anderen Sternen.
->   Mehr zu Infrarotastronomie
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Kohlenstoffsterne als Schlüssel
Die bei den jetzigen Aufnahmen analysierten Kohlenstoffsterne sind für das Verständnis von Galaxien wertvolle Anhaltspunkte.

Diese von 2MASS beobachteten Kohlenstoffsterne besitzten ein Mehrfaches der Sonnenmasse und deren zentrale, stellare "Kernreaktoren" sind nahezu ausgebrannt. Der namensgebende Kohlenstoff ist das Produkt ihrer letzten Kernreaktionen.

Obwohl diese Sterne nahezu ihren gesamten Wasserstoffvorrat verbrannt haben, erscheinen sie doch manchmal mit relativ hohen Helligkeitswerten in den Daten der Astronomen. Das macht die Bestimmung ihrer Position im dreindimensionalen Raum einfacher und ermöglicht damit, so die Astronomen, die Darstellung der Milchstraße, wie von einem Punkt außerhalb der Galaxie betrachtet.
->   Two Micron All Sky Survey (2MASS)
->   Wie Elemente in Sternen entstehen
 
 
 
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01.01.2010