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Naturschutzgebiete kämpfen mit Besucheransturm  
  Die UNO hat 2002 zum internationalen Jahr des Öko-Tourismus und der Berge erklärt. Denn der Tourismus soll sich in den nächsten 20 Jahren verdoppeln. Die Naturschutzgebiete spüren das derzeit schon kräftig. Sie haben weltweit mit einem enormen Besucheransturm zu kämpfen.  
In Wien findet derzeit an der Universität für Bodenkultur die erste internationale Tagung statt, die sich interdisziplinär mit dem Naturkonsum auseinandersetzt.
->   Die Konferenz
PC-Programm zur Aufteilung der Besucherströme
Die Rafter im Grand Canyon erlebten die Natur bis vor kurzem im Boot-Stau. Sie landeten alle an den gleichen Uferböschungen und trampelten dort alles nieder. Die Naturpark-Verwalter in Amerika haben deshalb ein Computerprogramm entwickelt, mit dem sie die Besucherströme besser aufteilen können - die Abfahrtszeiten, die Anlegestellen - alles wurde entzerrt.

Ulrike Pröbstl, Landschaftsökologin von der TU München meint allerdings, dass man bei uns der Verteilungsaspekt nicht so zielführend ist. "Bei uns muss auf kleinerem Raum mehr untergebracht werden, wir haben nicht diese unendlich großen Naturschutzgebiete. Wir müssen eigene Modelle für Europa entwickeln", sagt Pröbstl.
Anrainer als Besucher
In Österreich sind es aber gar nicht nur die erlebnishungrigen Touristen, die die Naturparks belasten. Im Nationalpark Donau-Auen lebt zum Beispiel der Großteil der rund eine Million Besucher nur ca. eine Stunde entfernt.

Da wird es dann schwierig, die Besucher zu lenken, denn die wollen den Weg spazieren gehen, den sie schon seit Jahren abmarschieren, sagt Andreas Muhar von der Universität für Bodenkultur in Wien.
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Nationalpark Donau-Auen: 90 Prozent Wiener
Im Wiener Anteil des Nationalpark Donau-Auen, der Lobau wurden 1998 und 1999 Besuchererhebungen durchgeführt: über 90 Prozent der Erholungssuchenden stammen aus Wien und der angrenzenden Gemeine Groß-Enzersdorf. 60 Prozent der Erholungssuchenden kommen mindestens einmal in der Woche in die Lobau. Die Lobau ist für die Wiener Bevölkerung zugleich Wohnumfeld als auch Naherholungsgebiet.
->   Nationalpark Donau-Auen
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Zutrittsverbot als letztes Mittel
Zutrittsverbote sind nur das allerletzte Mittel, das auch nur mit begleitender Information funktionieren kann. "Wenn plötzlich eine Verbotstafel den Weg versperrt, wird das niemand verstehen. Aber wenn der Besucher erfährt, dass er vor dem Brutgebiet einer seltenen Vogelart steht, hat jeder Verständnis."

Die Besucher sollen die Natur und ihre Gefährdung realistisch sehen. In Florida zum Beispiel gehen die Naturparkverwalter einen falschen Weg, meinen die Experten, sie schrauben die Erwartungen an den Naturkonsum enorm hoch. Dort werden Postkarten verschickt mit Bildern, die es gar nicht gibt: nämlich Landschaften ohne Menschen.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
->   International Year of Ecotourism
->   UN-Erklärung zum Internationalen Jahr des Ökotourismus
->   International Year of Ecotourism (UNEP)
 
 
 
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01.01.2010