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"Trockene Augen" - auf dem Weg zur Volkskrankheit?  
  Augenärzte warnen: immer mehr Menschen und vor allem jüngere Personen leiden unter dem "trockenen Auge". Neben Umweltfaktoren wie Ozon oder trockene Raumluft fördert vor allem intensive Computerarbeit diese Benetzungsstörung der Augenoberfläche.  
Der PC - Anziehungspunkt für eine Wolke von Staub
"Einige Umweltfaktoren tragen dazu bei, dass trockene Augen immer häufiger werden," erklärt der Wiener Augenarzt Herbert Schuster. Vor allem konzentrierte Bildschirmarbeit in trockenen, verrauchten und staubigen Räumen begünstigen das Auftreten des "trockenen Auges".

Rund um den Bildschirm wimmelt es von elektrostatisch aufgeladenen Staubteilchen, die das Auge permanent reizen. "Außerdem", so Dr. Schuster, "starrt der Betrachter beim konzentrierten Arbeiten geradezu, auf den Bildschirm und blinzelt seltener mit dem Augenlid." Das Auge wird deshalb immer weniger benetzt und ist somit anfälliger für Erreger von außen.
Der starre Blick - Das "office eye syndrom"
Durch die Arbeit am Computer muss das Auge auch das Flimmern des Bildschirms ständig ausgleichen. Eine ungünstige Positionierung des Bildschirms, störende Reflexe auf der Mattscheibe, trockene Raumluft und Luftzug stellen zusätzliche Belastungen dar. Alle Faktoren zusammen können so zu deutlichen Benetzungsstörungen und zum so genannten "office eye syndrom" führen.
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Wie steht der Computer richtig?
Nach Ansicht von Augenärzten sollte zwischen Bildschirm und Person ein Abstand von 50 bis 70 Zentimeter eingehalten werden. Außerdem sollte das Gerät im 90-Grad Winkel zum Fenster stehen, da so die Blendung durch einfallende Sonne am geringsten ist.

Die Höhe des Bildschirms sollte so gewählt werden, dass der Benützer, wenn er gerade aus schaut, den oberen Rand im Blickfeld hat.
->   Ursachen für Trockene Augen
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Tränen trügen nicht?
Tränen sind ein wirksamer Schutz für unsere Augenoberfläche. Mit jedem Lidschlag, etwa alle fünf bis zehn Sekunden wird die Augenoberfläche mit Tränenflüssigkeit überzogen. Pro Minute wird etwa 16 Prozent der Tränenmenge ausgetauscht, also abtransportiert und aus den jeweiligen Quellen ersetzt.

Bei jedem Lidschlag wird nun durch fein abgestimmte Muskelbewegungen der Flüssigkeitsstrom von außen nach innen zum Nasenwinkel getrieben. Der Abtransport erfolgt dann über die zwei im Nasenwinkel des Ober- und Unterlides gelegenen Tränenpünktchen die, die Flüssigkeit über ein Gangsystem in die Nase ableiten. Von dort fließen die Tränen schließlich in den Rachen und werden verschluckt.
Klar wie Wasser und hochwirksam
Der Tränen-Schutzfilm spült Verunreinigungen weg, Keime werden abgetötet, das Auge mit Sauerstoff und Vitamin A versorgt und eben vor dem Austrocknen bewahrt. Darüber hinaus verhindert der Tränenfilm das Reiben der Lider.

Ist die Menge oder Zusammensetzung des Tränenfilms nun gestört, reißt er auf und die Schmerzsensoren des Auges werden ständig überreizt. Bei einer fortgeschrittenen Austrocknung kann es zu einer Hornhauttrübung kommen, die wieder in einer Sehminderung endet. Darüber hinaus kommt es durch den fehlenden Schutz leichter zu bakteriellen und virusbedingten Entzündungen des Auges.
->   Das Trockene Auge - eine ernstzunehmende Krankheit
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Woraus besteht der Tränenfilm?
Der Tränenfilm setzt sich aus verschiedenen Schichten zusammen, die unterschiedliche Funktionen haben.
Die äußere Schicht, eine Fettschicht, verhindert im gesunden Auge die Verdunstung der Feuchtigkeit. Die mittlere Schicht dient der Benetzung und enthält Nähr- und Abwehrstoffe und Sauerstoff. Die innerste Schicht, eine Schleimschicht sorgt für eine gleichmäßige Verteilung des Tränenfilms. Sie verhindert ein "ausperlen" auf der Augenoberfläche.
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Weitere mögliche Ursachen für das "trockene Auge"
Neben Umweltfaktoren und Computerarbeit gibt es eine Reihe weiterer Ursachen wie z.B. Diabetes, Asthma, grauer/grüner Star, Medikamenteneinnahme (z.B. Beta Blocker, Kortison, Diuretika, u.a.), die zu trockenen Augen führen können. Weiters sollte man Luftzug, starke UV-Strahlung, extremes Sonnenlicht oder besonders staubige Umgebung meiden oder eine Schutzbrille tragen.
"Weißmacher" und ihre Nebenwirkungen
Gerade beim trockenen Auge raten die Experten von einer Selbstmedikation bzw. Hausmitteln dringend ab. Denn vor jeder Therapie sollte ein Facharzt eine präzise Diagnose anstreben. Dem Augenarzt stehen unterschiedlichste Möglichkeiten und Hilfsmittel wie z.B. die Spaltlampe zur Verfügung, die wichtige Hinweise zur Erkennung der Ursache und des Schweregrades der Tränenfilmstörung liefern.

Gleichzeitig kann eine Abgrenzung zu anderen Erkrankungen der Binde- und Hornhaut gezogen werden. Wer nicht zum Arzt geht, riskiert, so die Experten, überdies wiederkehrende Infektionen, die die Bindehautflora schwächen und in der Folge zu Sehschäden führen können. Die Therapie ist daher individuell anzupassen.

In manchen Fällen verschwinden die unangenehmen Symptome, wenn ungeeignete und überalterte Kontaktlinsen ausgetauscht werden. In anderen Fällen reichen einfache Veränderungen im Wohn- und Arbeitsbereich - wie etwa Luftbefeuchter. Eine symptomatische Therapie mit so genannten Tränenersatzmitteln sollte daher erst nach gründlicher medizinischer Abklärung eingesetzt werden.
Wer braucht welche Augentropfen?
In leichteren Fällen genügen meist wässrige Substanzen. Bei zu häufiger Anwendung kann allerdings die Schleimschicht der Horn- und Bindehaut weggeschwemmt werden. Bei mittelschweren Fällen helfen dickflüssigere Tränenersatzmittel. Ideal sind die etwas teureren Einmaldosen ohne Konservierungsmittel.

Für schwere Fälle, die mit Schmerzen und erheblicher Einschränkung der Lebensqualität verbunden sind, kommen meist nur gelartige Substanzen in Betracht, die auch häufig angewandt werden müssen. Nach einer Behandlung muss jedoch mit einer deutlichen Beeinträchtigung der Sehschärfe gerechnet werden.
Akupunktur gegen trockene Augen
Als eine der hoffnungsvollsten Therapien gegen bestimmte Formen des trockenen Auges gilt derzeit die Akupunktur. Bei wissenschaftlichen Studien an der Wiener Universitäts-Augenklinik zeigte sich, dass die Patienten nach der Behandlung deutlich seltener zu Tränenersatzmitteln greifen mussten und sich die Zusammensetzung des Tränenfilms wesentlich verbesserte.

Martina Weigl, Christoph Leprich für den Ö1 - Radiodoktor am Montag, 4.2.2002 um 14.05 Uhr.
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->   Radio Ö1
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01.01.2010