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Götter im Dienste der Völkerverständigung  
  Was heutzutage unmöglich erscheint, hat sich im Kampanien des frühen 6. Jahrhunderts v. Chr. als erfolgreiches Bindeglied zwischen Italikern, Etruskern und Griechen erwiesen: Ethnisch übergreifende Kultstätten galten als Ort der Begegnung. Ein Wiener Historiker erörtert nun die Bedeutung dieser Heiligtümer.  
Unter der Leitung der Historikerin Luciana Aigner-Foresti untersuchte Mario Rausch vom Wiener Institut für Alte Geschichte anhand von literarischen Quellen und archäologischen Fundstücken die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung von Kultstätten in Südkampanien, die an Territorialgrenzen sowie wichtigen Handelsplätzen errichtet worden sind.
Von allen Volksgruppen akzeptierte Gottheiten
"Eines der herausragenden Ergebnisse ist die Tatsache, dass bei der Errichtung der Heiligtümer meist darauf geachtet wurde, nur jene Gottheiten auszuwählen, die in allen Volksgruppen gleichermaßen akzeptiert und jeweils nach eigener Tradition verehrt wurden", erläutert der Historiker das vom Wissenschaftsfonds (FWF) geförderte Forschungsprojekt.
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Zeus, Apollo und Hera
"Zu diesen Gottheiten zählten neben Zeus vor allem Apollo und Hera, die offensichtlich die rechtlichen Grundlagen des wirtschaftlichen Kontakts zum Ausdruck brachten. Ein der Hera geweihter Tempel ist heute noch in Paestum an der Küste des Golfs von Salerno zu bewundern", erzählt der Wissenschaftler. Ein Bild dieses Tempels sehen Sie weiter unten im Text.
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Hafenplätze und schützende Mauern
Um die Handelsbeziehungen zu fördern, wurden zudem öffentliche Flächen als Hafen-, Markt- und Stapelplätze sowie entsprechende Großbauten wie Säulenhallen oder schützende Mauern errichtet.
Landnahme der Griechen

Der Hera-Tempel in Paestum am Golf von Salerno
Grundlage dieser durchwegs friedlichen Beziehungen zwischen Griechen, Etruskern und Italikern war die Landnahme der Griechen Ende des 7. Jahrhunderts v.Chr.

"Den Griechen ging es dabei zunächst um einen dauerhaften Besitz größerer wirtschaftlich nutzbarer Flächen", so Rausch. "Bereits im frühen 6. Jahrhundert hatten sie nahezu die gesamte Fruchtebene dieser Region in Besitz genommen."

Wobei anfangs durchaus mit kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Neuankömmlingen und der bereits ansässigen italischen Bevölkerung gerechnet werden musste, meint der Historiker.
Gemeinsame Handelsinteressen als entscheidender Faktor
Gemeinsame Handelsinteressen dürften auch der entscheidene Faktor für die friedlichen Verhältnisse gewesen sein sowie den politischen Kontakt der drei Volksgruppen gefördert haben.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin
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->   Institut für Alte Geschichte
->   Universum Magazin
 
 
 
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01.01.2010