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Die Muster des Vergessens  
  Was passiert in unserem Gehirn, wenn es ums Vergessen oder Merken geht? Bonner Wissenschaftler sind der Antwort auf diese Frage bei der Erforschung von Epilepsie einen Schritt näher gekommen.  
Jahrelang hat an der Universitätsklinik in Bonn eine junge Gruppe von Neurologen und Physikern sich des Themas Vergessen und Gedächtnis angenommen, nun haben sie ihre Ergebnisse veröffentlicht, die sie als Meilenstein in der Gedächtnisforschung bezeichnen.
Der Testablauf
Untersucht hat die Gruppe neun Menschen, die an schwerer Epilepsie leiden. Um die Krankheit in den Griff zu bekommen sind ihnen Elektroden in das Gehirn implantiert. Dies nutzen die Wissenschafter für ihre Messungen und zeichnen die Gehirnströme auf.

Der Test selbst ist einfach. Auf einem Bildschirm direkt vor der Versuchsperson erscheinen kurz hintereinander Begriffe. Am Ende kommt ein Fragezeichen und die Versuchsperson muss so viele Wörter, wie sie sich gemerkt hat, aufzählen.
Struktur der Impulse
Guillen Fernandez ist Neurologe und leitet die Versuchsreihe, deren Ergebnis sich so beschreiben lässt. Ein Wort wird gelesen, im Riechhirn entsteht ein elektrischer Reiz. Danach ist im 15 Millimeter entfernten sogenannten Hippokampus ein Reiz messbar. Nur wenn die Struktur der beiden Impulse identisch ist, wird das Wort gespeichert.

"Am elektrischen Muster in einer bestimmten Gehirnstruktur in den mittleren Schläfenlappen kann man während eines Erlebnisses erkennen, ob es später erinnert oder vergessen wird. Umso stärker und klarer dieses Muster in Erscheinung tritt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich später an dieses Erlebnis erinnern kann", erklärt Fernandez.
Suche nach Botenstoffen
Die Grundlagenforschung sei nun getan, sagt Fernandez. Nach der Entdeckung, wie das Erinnerungsprozesse funktionieren, kommt nun die Anwendung.

"Wenn man einmal den Mechanismus erkannt hat, wird der nächste Schritt sein, die verantwortlichen Botenstoffe im Gehirn zu bestimmen. Wenn man das hat kann man sich in weiterer Folge eine Medikamentenbehandlung vorstellen, wenn die Gedächtnisleistung nachlässt", so der Neurowissenschaftler.

In weiteren Projekten wollen die Wissenschafter analysieren, ob schon leichte Abweichungen in den Gehirnstrommustern das Vergessen auslösen können.

Ein Beitrag von Volker Obermayr für 'Wissen Aktuell'.
->   Functional brain imaging and cognitive neurophysiology lab
 
 
 
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01.01.2010