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Weizsäcker: Deutsche Physiker für Atombomben-Verzicht  
  Im Streit um die Rolle deutscher Physiker bei der Entwicklung der Atombombe hat Carl Friedrich von Weizsäcker den weltweiten Wunsch zum Verzicht auf die Waffe als Motiv für Kontakte mit dem dänischen Atomphysiker Niels Bohr 1941 genannt.  
Hoffnung auf Heisenbergs Besuch bei Bohr
"Nachdem wir zu dem Schluss gekommen waren, dass wir in Deutschland nicht im Stande sein würden, eine Bombe zu bauen, jedenfalls nicht in der Zeit des Kriegs, hatten wir den Wunsch, dass Amerika und England auch keine Bombe bauen sollten", sagte von Weizsäcker der "Süddeutschen Zeitung" vom Freitag, den 9. Februar.

Dies hätten die deutschen Forscher den Amerikanern und Engländern natürlich nicht direkt raten können. Werner Heisenbergs Hoffnung habe aber bei dem gemeinsamen Besuch in Kopenhagen darin bestanden, Bohr könne den Physikern dort mitteilen, dass Deutschland keine Bombe mehr bauen würde.
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Am Mittwoch waren bisher unveröffentlichte Brief- und Textentwürfe Bohrs bekannt geworden. Darin erklärt der 1962 gestorbene Forscher, die deutschen Physiker hätten ihn von der Unausweichlichkeit eines deutschen Sieges durch noch zu entwickelnde Atombomben im Zweiten Weltkrieg überzeugen wollen.
->   Mehr dazu in: Niels Bohrs Briefe sollen den "Krimi" auflösen
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"Dass nicht eine Bombe auf uns fällt"
Im direkten Kontakt hätten Amerikaner und Engländer den deutschen Physikern dies nicht geglaubt. "Aber Bohr würden sie glauben", schilderte von Weizsäcker den Plan. Ein Grund für die Mission sei dabei gewesen, "dass nicht eine Bombe auf uns fällt", sagte der am Starnberger See lebende von Weizsäcker dem Blatt.
"Wir wollten nur Reaktor bauen"
"Ich weiß genau, dass wir im Herbst 1941 auf dem Weg zu Bohr wussten, dass wir keine Atombombe bauen konnten", betonte der 89-Jährige. Allerdings hätten die deutschen Physiker Atomreaktoren bauen wollen. Grund dafür sei die hohe technische Aufwand für die Isotopentrennung gewesen.

Der Bau eines Reaktors hätte dennoch den Weg zur Atombombe öffnen können, jedoch nicht während des Krieges. "Wir wollten einfach nur einen Reaktor bauen."
Warum Bohr Heisenberg nicht glaubte
Von Weizsäcker sagte der SZ, Bohr habe wohl Grund oder ein Gefühl gehabt, dass er Heisenberg nicht glauben brauche, die Deutschen hätten den Bau der Atombombe aufgegeben.

Möglicherweise habe Bohr gedacht, dass die Alliierten rechtzeitig die Atombombe erfinden und Deutschland atomar besiegen könnten. Es sei möglich, dass er sich deshalb nicht auf Heisenbergs Plan eingelassen habe, einen weltweiten Verzicht der Atombombe zu bewirken.
->   Das Weizsäcker-Interview in der SZ
 
 
 
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01.01.2010