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NASA strebt mit Atomantrieb ins All  
  Vor 30 Jahren hatte die NASA den Plan als nicht machbar aufgegeben. Nun unternimmt die US-Raumfahrtbehörde einen zweiten Anlauf: In naher Zukunft sollen Raumschiffe mit Atomantrieb unser Sonnensystem erkunden und damit vollkommen neue Möglichkeiten eröffnen.  
Die Vorstellungen klingen verlockend: Raumschiffe und Sonden mit Atomantrieb könnten das Sonnensystem mit noch nie da gewesener Geschwindigkeit durchqueren und damit die Reisezeiten drastisch verkürzen.
Ferne Planeten in "greifbarer Nähe"
Damit würden auch die gesundheitlichen Strapazen für Astronauten deutlich verringert. So könnte sich ein bemannter Flug zum Mars von zwei Jahren auf unter ein Jahr verkürzen. Selbst ferne, bisher unerforschte Planeten wie Pluto rücken in greifbarere Nähe.

Sogar der von Kritikern als eiskalter Sparmanger beschriebene neue NASA-Chef Sean O'Keefe kommt bei der Schilderung der neuen Möglichkeiten ins Schwärmen.

Atomantriebe und -generatoren könnten der Menschheit endlich helfen, "die Probleme von Zeit und Raum" bei der Weltallerkundung zu lösen, erklärte er.
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NASA rechnet mit einer Milliarde Dollar an Kosten
Ein erster Schritt in die Zukunft ist bereits getan. Im neuen Haushalt der Regierung von Präsident George W. Bush sind in aller Stille 125 Millionen Dollar (143 Mill. Euro/1,97 Mrd. S) für die Entwicklung der Nukleartechnologie eingeplant worden.

Insgesamt eine Milliarde Dollar hat die NASA für die Entwicklung vorgesehen. Nicht gerade viel, nachdem die ersten Versuche, die 1972 nach 13 Jahren aufgegeben wurden, bereits zehn Milliarden Dollar (11,44 Mrd. Euro/157 Mrd. S) verschlungen hatten. Doch die NASA ist optimistisch, dass die Fortschritte in der Atomtechnologie und bei Raketenantrieben diesmal einen Durchbruch ermöglichen.
->   science.ORF.at: Das US-Wissenschafts-Budget 2003
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Atomantrieb: Wenig Raum - viel Brennstoff
Der große Vorteil eines Atomantriebs besteht darin, dass auf kleinstem Raum genügend Brennstoff erzeugt werden kann, um eine Sonde über einen langen Zeitraum anzutreiben.

Bisher wurden die Sonden immer auf die gleiche Weise auf ihre langen Reisen gebracht. Mit einem kurzen, nur wenige Minuten langen Schub ihrer konventionellen Antriebsraketen überwinden sie die Erdanziehung und treiben dann auf ihr fernes Ziel zu.

Schwung können sie zwischendurch nur holen, indem sie Planeten oder Monde umrunden und deren Anziehungskraft nutzen, um sich einen Schubs geben zu lassen.
Befürworter: Revolution der Weltraumforschung
Kein Wunder also, dass viele in der NASA und nicht zuletzt die Astronauten das neue Programm begrüßten. Auch die "Planetary Society", die sich als größter Interessenverband der Weltrauminteressierten bezeichnet, lobte die Atompläne.

Diese Entwicklung werde die Weltraumforschung ähnlich revolutionieren, wie die Möglichkeiten der US-Marine durch den Einsatz von Atom-U-Booten revolutioniert wurden, hieß es vom Interessenverband.
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Einsparungen bei anderen Programmen
Die Befürworter des Atomprogramms nehmen es auch in Kauf, dass die Pluto-Kuiper-Mission zur Erkundung des Pluto deswegen aus Ersparnisgründen gestrichen wurde. Auch die Raumstation ISS und die Raumfähren müssen mit mehreren hundert Millionen Dollar weniger auskommen.
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Gefahr einer atomaren Verseuchung?
Erste Kritik an dem Programm kam von Atom- und Rüstungsgegnern. Sie sehen die Gefahr einer atomaren Verseuchung, falls es beim Start ein Unglück geben sollte. Außerdem fürchten sie, dass die NASA damit Forschungshilfe für Sternenkriegspläne des Verteidigungsministeriums leisten soll.

Beide Kritikpunkte weist die NASA entschieden zurück. So sollen die Atomantriebe nicht beim Start von Raketen eingesetzt werden, sondern erst in der Umlaufbahn.

Einige Wissenschaftler favorisieren sogar die Idee, die Raumschiffe in der Umlaufbahn zusammenzubauen und auch erst dort den Atomantrieb einzusetzen.
NASA: Ein "rein wissenschaftliches Programm
Und die Gefahr einer zu engen Zusammenarbeit zwischen NASA und Pentagon sieht die NASA nicht. Sprecher Donald Savage erklärte, dies sei ein rein wissenschaftliches Programm und diene allein der Erforschung des Sonnensystems.

(Thomas Müller, dpa)
->   NASA
 
 
 
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01.01.2010