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PTBS: Trauma mit weitreichenden Folgen  
  Das Posttraumatische Belastungssyndrom (PTBS) steht für ein Bündel von Symptomen, die bei Menschen nach einer Katastrophe auftreten können. Laut Statistik sind 600.000 Österreicher einmal im Leben betroffen.  
Das posttraumatische Belastungssyndrom äußert sich in Angststörungen, Depressionen, Schlaf- oder Konzentrationsstörungen, daneben treten psychosomatische Beschwerden wie Herzklopfen, Kopfschmerzen oder Magen-Darm-Probleme auf.
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PTBS oder PTSD
Das "Posttraumatische Belastungssyndrom" wird unter dem Kürzel PTBS zusammengefasst, in Fachkreisen wird auch die Abkürzung PTSD für "Post Traumatic Stress Disorder" verwendet. 1980 wurde der Begriff in den Diagnoseschlüssel der Psychiatrie aufgenommen.
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Vergewaltigte Frauen: Doppelte Opfer
Auslöser von PTBS können Unfälle sein, Todesfälle oder Misshandlungen. Die Symptome können Wochen, Monate oder erst Jahre nach dem auslösenden Moment auftreten.

Besonders häufig tritt PTBS nach Vergewaltigungen auf: Fast die Hälfte der Frauen entwickeln nach einer solchen Erfahrung das posttraumatische Syndrom, sagt Maria Steinbauer, Dozentin an der Universitätsklinik für Psychiatrie in Graz.

Diese Frauen haben ein sechsfach erhöhtes Risiko für Depressionen, ein vierfach erhöhtes Risiko für Panikattacken und ein dreifach erhöhtes Risiko für Alkoholmissbrauch im Vergleich zur "Normalbevölkerung", so Steinbauer. Auch die geschätzte Selbstmordrate liegt höher - bei 20 Prozent.
"Furchtstrukturen" im Gehirn
Es sei nachgewiesen, so Steinbauer weiter, dass sich beim posttraumatischen Syndrom die Gehirnstruktur ändere. Mit bildgebenden Verfahren zeigen sich im Gehirn mikrobiologische Veränderungen, die als "Furchtstrukturen" bezeichnet werden.

In gewissen Gehirnabschnitten entstünden mehr neuronale Vernetzungen, erklärt die Expertin diese Veränderungen. Dabei handle es sich um Gedächtnisinhalte.
Medikamente unterstützen Psychotherapie
Mit Antidepressiva, die in den Serotonin-Stoffwechsel eingreifen, habe man gute Erfahrungen gemacht, erläutert Peter Hofmann, Professor an der Uniklinik für Psychiatrie in Graz.

In Studien hätten die Medikamente auch längerfristig geholfen, die biologischen Begleiterscheinungen des Syndroms zu behandeln. Doch an erster Stelle in der Therapie der Opfer stehe die Psychotherapie, so Hofmann.
Hilfe für Holocaust-Opfer
Unter PTBS leiden auch einige Überlebende des Holocaust. In Wien finden sie im psychosozialen Zentrum ESRA Betreuung.

Seit der Gründung von ESRA 1994 wurden hier 500 Holocaust-Opfer mit schweren psychischen Folgen professionell begleitet.
Das ESRA-Team behandelt zudem auch traumatisierte Verwandte.
Besonders brutal: Das "Man-Made-Trauma"
Besonders leidvoll ist die Erfahrung, wenn der Mensch zum Feind des Menschen wird, erläutert David Vyssoki, Ärztlicher ESRA-Leiter, die Problematik.

"Bei einem Unfall oder einer Katastrophe kann man sich langsam daran gewöhnen. Viel brutaler ist das 'Man-Made-Trauma' wie Misshandlung, sexualisierte Gewalt und Folter. Vor allem wenn sie wiederholt, lang andauernd sind und man nie weiß, wann sie wieder passieren", so Vyssoki.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   ESRA
 
 
 
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01.01.2010