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Negativ-Bilanz für Österreichs Forschungsförderung  
  Erstmals seit Jahren muss der Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF) bei der Jahresbilanz 2001 mit Negativ-Zahlen aufwarten: Die Zahl der geförderten Projekte war demnach ebenso rückläufig wie das eingesetzte Fördervolumen. Ein Kritikpunkt des Fonds: Zu wenig Geld von der öffentlichen Hand für Forschung und Entwicklung.  
Österreich habe im Vorjahr den angestrebten "Wachstumskurs in in Richtung einer Forschungsquote von 2,5 Prozent eindeutig verlassen", erklärte der Präsident des FFF, Gunther Krippner, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.
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Regierung will 2,5 Prozent Forschungsquote bis 2005
Die Forschungsquote bemisst sich nach dem Verhältnis von Ausgaben für Forschung und experimentelle Entwicklung zum Bruttoinlandsprodukt. Ehrgeiziges Ziel der Regierung ist es, bis 2005 diese Quote auf 2,5 Prozent anzuheben.

Die dabei angesetzten gesamten Ausgaben setzen sich zusammen aus Mitteln der öffentlichen Hand (Bund, Länder und andere öffentliche Finanzierungsquellen), der Wirtschaft, vom Ausland (z. B. Rückflüsse aus EU-Forschungsprogrammen) und vom privaten gemeinnützigen Sektor.
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Kritik an gesunkenen Mitteln durch öffentliche Hand
Kritik übte Krippner an den gesunkenen Fördermitteln durch die öffentliche Hand. Der Innovationswillen der heimischen Unternehmen ist dagegen nach Aussage des FFF-Chefs ungebrochen. Mit rund 1.300 Anträge für Projekte sei das Interesse 2001 gegenüber dem Vorjahr unverändert geblieben.

Allerdings hat der FFF von den 1.300 Anträgen - "auf Grund nicht ausreichend erhöhter Budgetmittel", wie Krippner betonte - laut Bilanz lediglich 755 fördern können, gegenüber noch 903 Projekten im Vorjahr.
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Insgesamt 71,16 Mill. Euro aus Bundes- und EU-Mitteln
Im Jahr 2001 standen dem FFF 37, 06 Mill. Euro (511 Mill. S; 2000: 36,34 Euro) an Bundesmitteln zur Verfügung, 2002 werden es laut Budget-Vorgriff etwa genauso viel sein. Das entspreche genau jenem Betrag, auf den der FFF schon 1990 zurückgreifen konnte. Allein die forschungsrelevanten Personalkosten seien seit damals aber um mehr als 50 Prozent gestiegen, moniert man.

Dazu kamen im Vorjahr 21,8 Mill. Euro aus der "Technologiemilliarde" sowie 12,3 Mill. Euro aus EU-Refundierungen. Der Anteil der Bundes- bzw. EU-Mittel am FFF Gesamtbudget lag somit bei 71,16 Mill. Euro (980 Mill. S).

Sollte im außerordentlichen Budget für 2002 nicht "ein deutlicher Impuls in Richtung höhere Dotierung" erfolgen, könne die Summe der Förderungen vom Vorjahr bestenfalls gehalten werden, heißt es seitens des FFF. Insgesamt habe man einen Budgetbedarf in der Größenordnung von 160 Millionen Euro angemeldet.
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Fördervolumen um 12 Prozent rückläufig
Grafik: APA
Forschungsförderung durch den FFF seit 1998
2001 wurden durch den FFF 755 Projekte mit einer Gesamtsumme von 227,2 Mill. Euro (3,13 Mrd. S) gefördert.

Gegenüber dem Jahr davor mit 903 Projekten und einer Fördersumme von 258,9 Mill. Euro bedeute dies ein Minus bei den Projektzahlen von über 16 und einen Rückgang des Fördervolumens von über zwölf Prozent, bemängelte Krippner.

Noch im vergangenen Juli hieß es dagegen, eine Rekordförderung im Jahr 2001 zeichne sich ab. 2,35 Milliarden Schilling an Fördermitteln waren im ersten Halbjahr vom FFF ausgeschüttet worden.

Schon damals war allerdings klar, dass der FFF für die zweite Jahreshälfte zusätzliche Mittel benötigen würde, um das überdurchschnittliche Wachstum der vergangenen Jahre weiterzuführen.
2,5 Prozent Forschungsquote noch erreichbar?
Sollte das vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) empfohlene und von der Bundesregierung angestrebte Ziel einer Anhebung der Forschungsquote auf 2,5 Prozent noch erreicht werden, müsste der Unternehmenssektor zu einer Verdoppelung der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F&E) kommen, so Krippner weiter.

Das würde aber nur funktionieren, wenn sich auch die Förderungskapazität des FFF parallel dazu entwickle, betonte Krippner. Denn zwischen öffentlicher Förderung und F&E-Ausgaben bestehe ein klarer Zusammenhang.
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FFF hat für 2001 1,9 Prozent errechnet
Nach hauseigenen Berechnungen des FFF, die sich auf aktuellere Zahlen als die der Statistik Austria stützen, lag die Forschungsquote 2001 bei 1,9 Prozent.

Zum Vergleich, laut Statistik Austria lag der Wert bei 1,8 Prozent. Krippner führt die Steigerung auf den "stark expansiven Kurs" des FFF in den vergangenen Jahren zurück, dies habe die F&E Ausgaben der Wirtschaft stark stimuliert.

Es müsste "substanziell mehr Budgetmittel" geben, um die Förderungen weiter zu steigern, lautet das Fazit des FFF.
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Positive Bilanz bei Klein- und Mittelbetrieben
Zufrieden gab sich Krippner angesichts der Tatsache, dass der Anteil der im Vorjahr geförderten Projekte von Klein- und Mittelbetrieben (KMU).

In die Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern sei 2001 erstmals mehr als die Hälfte der Förderungen geflossen. 119,3 Mill. Euro habe der FFF 2001 für KMU-Projekte ausgegeben, 2000 waren es noch 116,3 Mill. Euro.
Mehr Kooperation mit Universitäten
Verbessert hat sich nach den Zahlen des FFF auch die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. In 25,4 Prozent der geförderten Projekte habe es bereits bei der Antragsstellung eine Kooperation mit Forschern aus dem universitären Bereich gegeben, 2000 waren es erst 19,2 Prozent.
Vorwurf: "Immer die gleichen Firmen"
Krippner trat Vorwürfen entgehen, wonach durch den FFF "ohnehin immer die gleichen Firmen" gefördert würden. So habe 2001 fast jeder zweite Antragssteller (46,7 Prozent) das erste Mal ein Projekt beim Forschungsförderungsfonds eingereicht.

Die Ablehnungsquote sei jedoch mit 30,22 Prozent - angesichts der gesunkenen Mittel - naturgemäß höher ausgefallen als 2000 mit 26,4 Prozent. Wie dabei die
->   Forschungsförderungsfonds
->   Rat für Forschung und Technologieentwicklung
->   Statistik Austria
 
 
 
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01.01.2010