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Neue Therapie: Antikörper bauen Immunsystem auf  
  Bei einer Immunschwächekrankheit wie AIDS oder nach einer Chemo- oder Strahlentherapie sinkt die Zahl der Lymphozyten im Körper stark ab. Durch diese Störung des Immunsystems werden die Patienten extrem infektanfällig. Eine neuartige Therapie mit Antikörpern könnte in Zukunft den Zusammenbruch des Immunsystems aufhalten.  
Ein Ende der Immunsschwäche?
Für die Erkennung und Vernichtung von Krankheitserregern sind im Körper des Menschen bestimmte Zellen zuständig: die Lymphozyten. Diese Zellen regenerieren sich zwar von selbst, wenn sie durch Krankheit oder äußere Einflüsse dezimiert werden, allerdings sehr langsam.

Wissenschaftler vom Institut für Virologie und Immunbiologie der Uni Würzburg haben jetzt einen Antikörper isoliert, der die Immunzellen dazu bringt, sich schnell zu vermehren. So könnten Patienten mit einem geschwächten Immunsystem vor einer jahrelangen, extremen Infektanfälligkeit bewahrt werden.
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Lymphozyten - Abwehrzellen des Körpers
Die Immunantwort ist die Aufgabe eines festen Bestandteiles des Blutes, der weißen Blutkörperchen. 20 bis 30 Prozent der weißen Blutkörperchen sind Lymphozyten. Sie bilden die eigentlichen Abwehrstoffe gegen Keime und andere Antigene. Es gibt zwei Arten von Lymphozyten: B-Zellen, die Antikörper produzieren und T-Zellen.
B-Zellen können zu Plasmazellen werden und Antikörper, so genannte Immunoglobuline, produzieren. Diese Antikörper zirkulieren im Blut, markieren fremde Antigene und halten sie fest. Immunoglobuline findet man auch in den Körpersekreten und auf der Oberfläche von B-Zellen. Dadurch können B-Lymphozyten auch selbst Antigene erkennen.
T-Helferzellen erkennen "markierte" Antigene, und stimulieren die Reifung von B- und cytotoxischen T-Zellen.
T- Suppressorzellen beenden die Aktivitäten anderer Abwehrzellen.
Cytotoxische T-Zellen erkennen Antigene und töten Zellen.
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Antikörper beschleunigt Wachstum der T-Lymphozyten
"Werden Ratten mit diesem monoklonalen Antikörper behandelt, dann vermehren sich ihre T-Lymphozyten rasch, ohne dass es zu erkennbaren schädlichen Nebenwirkungen kommt," sagt der Projektleiter Thomas Hünig. Dieser Effekt setzt auch ein, wenn die natürlich vorhandenen T-Lymphozyten der Ratten durch eine Bestrahlung zerstört werden.
Fünf- bis zehnfache Lymphozytenzahl
Durch die Behandlung mit dem Antikörper beschleunigt sich die Erholung des Immunsystems so sehr, dass schon nach drei Wochen im Vergleich zu unbehandelten Tieren fünf- bis zehnfach erhöhte Lymphozytenzahlen im Blut gemessen werden.

Außerdem zeigen die Tiere nach der Behandlung wieder eine Immunantwort gegen Modellantigene, zum Beispiel gegen artfremde Proteine, das Immunsystem ist also wieder vollkommen funktionstüchtig.
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Monoklonale Antikörper
Antikörper sind Eiweißmoleküle, die körperfremde Strukturen (Antigene), beispielsweise auf der Oberfläche von Bakterien, erkennen, sich an ihnen festheften und sie vernichten. Sie erfüllen eine wichtige Funktion bei der menschlichen Immunabwehr gegen Krankheitserreger.

Monoklonal bedeutet Zugehörigkeit zu einer Zellfamilie (Klon) mit identischem Erbgut. Alle von einem solchen Zellklon gebildeten Antikörper sind demnach baugleich und auf die Erkennung einer bestimmten Struktur oder eines bestimmten Merkmals spezialisiert.
->   Mehr Information über Antikörper
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Stimulation des Zellwachstums
Der verwendete monoklonale Antikörper stimuliert die T-Lymphozyten, indem er an das CD28-Oberflächenmolekül dieser Immunzellen bindet.

CD28 ist ein so genannter kostimulatorischer Rezeptor, der die Induktion des Wachstums der T-Zellen durch Fremdantigene kontrolliert.
Dauerhafte Wirkung noch nicht abgeklärt
Die Würzburger Wissenschaftler untersuchen jetzt, ob ein Immunsystem, das mit HIlfe einer CD28-Therapie wieder aufgebaut wird, auch wirklich wieder Schutz vor infektiösen Erregern verleiht.

"Wir hoffen, mit diesen Untersuchungen einen Weg zu finden, über den sich die Abwehrreaktionen bei immunologisch beeinträchtigten Patienten effizient wiederherstellen lassen," erklärt Hünig.
->   Bayerische Julius - Maximilians - Universität Würzburg
 
 
 
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01.01.2010