News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Herman Kahn zum 80sten  
  Herman Kahn, Physiker, US-Militärstratege und Futurologe, wäre am Freitag, den 15. Februar 80 Jahre alt geworden. Bekannt wurde Kahn zunächst durch seine Veröffentlichungen über nukleare Strategien, erst später erwarb er sich einen Ruf als Zukunftsforscher. In diesem Zusammenhang gilt er als ein einflussreicher Denker des 20. Jahrhunderts, seine Forschungen betonten vor allem unkonventionelle Betrachtungsweisen der Weltprobleme.  
So glaubte er z.B., dass der thermonukleare Krieg gewonnen werden könnte. Später war er von der Entwicklung einer friedlichen, begüterten und gebildeten Menschheit bis zum Jahr 2000 überzeugt.
Ein Zivilist als Militärexperte

Herman Kahn 1977
Als Sohn mittelloser jüdischer Einwanderer studierte Kahn in Los Angeles Naturwissenschaften, Volkswirtschaft und Sozialwissenschaft. Obwohl Zivilist, avancierte er später zu einem der bekanntesten Militärexperten der USA, vor allem als Spezialist auf dem Gebiet der Abschreckungsstrategie, der Nuklearwaffen und des Luftschutzes.

In seinen Büchern "On Thermonuclear War" und "Thinking about the Unthinkable" dachte er Szenarien nuklearer Kriegsführung konsequent zu Ende. Kahn glaubte allerdings bei einem Atomwaffen-Konflikt nicht unbedingt an einen totale Zerstörung allen Lebens auf der Erde.

Von 1948 bis 1961 arbeitete Kahn als Chefphysiker und Militäranalytiker für die RAND-Corporation.
...
RAND-Corporation
Die RAND-Corporation ist eine Forschungsinstitution in Santa Monica, Californien. Gegründet 1948 und gefördert durch private wie öffentliche Hand beschäftigt sich das Institut u.a. mit Fragen nationaler Sicherheit und dem öffentlichen Wohlfahrtswesen.

Die Forschung über Nationale Sicherheit beinhaltet Studien z.B. über Operationen von militärischen Kräften, Strategie und Taktik, Kontrolle, logistisches Management sowie die Beziehung zwischen politischer und militärischer Strategie. Betreffend innenpolitischer Angelegenheiten wird vor allem in den Bereichen Gesundheitswesen, Bildung, Verkehr, Rassendiskriminierung, Armut und Umweltverschmutzung geforscht.
->   RAND
...
Die "Doomsday Machine" für den Weltuntergang
1961 entwickelte er die Idee einer so genannten "Doomsday Machine" (Maschine für den Weltuntergang), die - wenn sich ein Angreifer existenzbedrohend nähert - vollautomatisch den Planeten in Trümmer sprengt.

Vielen gilt er damit - wenigstens zum Teil - als Vorbild für den Hauptprotagonisten in Stanley Kubriks Kriegssatire "Dr. Strangelove".
->   Mehr zur "Doomsday Machine"
Denker und Gründer
1961 gründete Herman Kahn das Hudson-Institute in Crotou-on-Hudson (in der Nähe New Yorks) als "Denkfabrik". Auch das Pentagon beanspruchte Kahn mit Aufträgen über den Vietnam-Krieg.

Die private Non-Profit-Organisation beschäftigt sich heute nicht nur mit Militäranalysen, sondern auch mit aktuellen weltpolitischen Fragen, Wirtschaftsexpertisen, technischen Neuerungen und sonstigen Zukunftsproblemen.
->   Hudson Institute
...
Eine Auswahl wichtiger Publikationen
Zu den wichtigsten Publikationen Herman Kahns zählen "On Escalation Metaphors and Scenarios" (dt: Eskalation. Die Politik mit der Vernichtungsspirale), "The Year 2000", "Can We Win in Vietnam", "Why ABM", "Things to come" (dt: Angriff auf die Zukunft).

In "The Emerging Japanese Superstate - Challenge and Response" erkannte Kahn als einer der ersten Forscher das wirtschaftliche Potenzial Japans.
->   Weitere Publikationen Herman Kahns
...
Der Glaube an eine friedliche Zukunft
Eine optimistische Grundeinstellung vertrat Herman Kahn bis zuletzt - in allen seinen späten Werken, wie etwa "Word Economic Development: 1979 and Beyond" ist sie herauszulesen.

In dieser und anderen Arbeiten glaubte er an eine friedliche Zukunft, an eine begüterte und gebildete Menschheit. Eine Entwicklung, die bis zum Jahr 2000 abgeschlossen sein sollte.

1977 erschien sein Buch "Vor uns die guten Jahre. Ein realistisches Modell unserer Zukunft", in dem er sich gegen die pessimistischen Prognosen des "Club of Rome" wandte. Hauptthese war die Annahme, dass die Erde alle wichtigen Rohstoffe im Überfluss besitze.
Unhaltbare Prophezeiungen
Kahn wurde allerdings durch die wirtschaftliche Entwicklung bereits in den Siebzigerjahren widerlegt. Seine Prophezeiung ständig sinkender Energiepreise und unerschöpflicher Rohstoffquellen war nicht haltbar.

Völlig übersehen worden war von Kahn auch das Problem des Umweltschutzes, das schon damals langsam an Brisanz gewann.

1983 erlag der Futurologe im Alter von 61 Jahren einem Herzinfarkt.
Essays von Herman Kahn im Web:
->   Choosing a Perspective on the Future
->   Danger Invites Rescue
Futurologie in science.ORF.at:
->   Denken mit der Uhr im Nacken - Futurologie
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010