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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Artenvielfalt in Korallenriffen bedroht  
  Mehr als 3.000 Meeresorganismen wie Schnecken, Schwämme, oder Fische benötigen als Lebensraum gesunde Korallenriffe. Verschmutzung und Klimawechsel führen zum Absterben der Riffe und zum Aussterben dieser Meerestierarten. Damit wird nicht nur die Schönheit und Vielfalt dieser Regionen zerstört, sondern auch ein unglaubliches Potential an unbekannten Rohstoffen zur Medikamentenerzeugung.  
Rohstofflager für Medikamente ...
Bestimmte Korallenarten sind Bestandteil von Medikamenten, die in der Aidsbehandlung verwendet werden. Einige Meeresschnecken besitzen ein Gift, das tausend mal stärker als Morphium wirkt, sie könnten daher den Rohstoff für neuartige, hochwirksame Schmerzmittel liefern. Das sind nur einige Riffbewohner, die der medizinischen Forschung zu neuen Durchbrüchen verhelfen könnten.
... vom Aussterben bedroht
Viele von ihnen sind allerdings vom Aussterben bedroht, denn der menschliche Raubbau verwandelt die Korallenriffe in öde, seetangüberwucherte Felsen und Schutt, bar jedes marinen Lebens. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Conservation International Group. Diese Vereinigung hat sich dem Schutz der Biodiversität verschrieben.

"Wir haben gezeigt, dass der Lebensraum von vielen Meeresspezies auf die Umgebung von kleinen Inseln beschränkt ist, und das Überleben dieser Arten daher schon von kleinen, lokalen Einflüssen gefährdet werden kann", sagt einer der Autoren der Studie, der Biologe Callum Roberts gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Studie wurde in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Science" veröffentlicht.
Originalartikel in Science (Bd. 259, S. 1280 / kostenpflichtig):
->   Marine Biodiversity Hotspots and Conservation Priorities for Tropical Reefs
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Korallenriffe
Korallenriffe gelten heute neben dem tropischen Regenwald als artenreichster Lebensraum der Erde. Über 400.000 Arten vermuten Wissenschaftler, die meisten davon sind Kleinlebewesen, die sich in den Kalk der Riffe bohren oder recht sicher vor Entdeckung in engen Spalten leben. Bekannt sind bis jetzt nur rund 60.000 Arten.

Die ersten Riffe entstanden vor zwei Milliarden Jahren im Präkambrium: Cyanobakterien waren damals die Baumeister der so genannten Stromatolithen-Riffe. Es folgten Riffe aus Hydrozoen sowie tabulaten und rugosen Korallen im Silur und Devon vor über 450 Millionen Jahren. Rotalgen, Kieselschwämme, Brachiopoden, Bryozoen, Muscheln, Röhrenwürmer waren die damaligen Riffbildner.

Die heute vorherrschenden scleractinen Korallen tauchen erst im Jura vor 190 Millionen Jahren als Baumeister auf. Trotz der größeren Vielfalt an riffbildenden Organismen waren die Rahmenbedingungen für die Entstehung von Riffen stets die gleichen: flaches, klares und warmes Wasser.
->   Mehr Informationen über Riffe
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Überfischung bis Tauchtourismus gefährden Riffe
Im Rahmen der Studie wurden die zehn artenreichsten und am meisten bedrohten Korallenriffe der Erde erfasst. Fischen mit Dynamit, Verschmutzung durch Ablagerungen, die wegen der Abholzung von Küstenregionen verursacht wird, die Klimaerwärmung und der zunehmende Tauchtourismus bedrohen - von den Philippinen bis zur Karibik- mehr als die Hälfte aller Korallenriffe der Welt.
Die Top Ten der Korallenriffe
1. Philippinen
2. Golf von Guinea
3. Sunda-Inseln
4. Südliche Mascarenen
5. Östliches Südafrika
6. Nördlicher Indischer Ozean
7. Südliches Japan, südliches China und Taiwan
8. Capverden
9. Westliche Karibik
10. Rotes Meer und Golf von Aden
Die Gründung von marinen Reservaten als Lösung
Daher regt die Studie die Bildung von marinen Reservaten an, um eine noch größere Zerstörung zu vermeiden. "Wir müssen sicherstellen, dass diese einzigartigen Ökosysteme uns und unsere Nachkommen auch in Zukunft Nahrung bieten und erfreuen," sagt der Direktor des United Nations Environment Programmes Klaus Töpfer.

"Wir kratzen erst an der Oberfläche des Artenreichtums und der Geheimnisse von Korallenriffen," meint Roberts. "Und wenn wir nicht schnell etwas unternehmen, werden wir diese Geheimnisse auch nie erforschen."

"Die Umwandlung der Korallenriffe in marine Naturparks würde nicht nur das Überleben vieler Arten sichern, sondern auch die Regionen für einen vorsichtig regulierten Tourismus interessant machen," meint der Biologe.
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Korallenriffe: Kleine Paradiese
Die "Regenwälder der Meere" sind für ihre Artenvielfalt bekannt. Alle Korallenriffe zusammen nehmen allerdings nur 284.300 Quadratkilometer der Planetenoberfläche ein. Das entspricht einer Fläche von der Größe der Hälfte Frankreichs.
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Auch der Mensch leider unter dem Verschwinden der Riffe
Das Absterben der Korallenriffe bedroht allerdings nicht nur die im Riff lebenden Organismen, sondern auch die an den jeweiligen Küsten lebenden Menschen. Denn auch sie leben oft vom Fischreichtum des Riffs.
->   Conservation Interantional
->   Investigate Biodiversität
 
 
 
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01.01.2010