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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Gemischte Reaktionen auf Umweltpläne von Bush  
  US-Präsident George W. Bush hat in Washington seinen lange erwarteten Plan zum Klimaschutz vorgelegt. Die Reaktionen auf die Kyoto-Alternative, die größtenteils auf Freiwilligkeit der Industrie basiert, fielen gemischt aus.  
Umweltschutz proportional zu Wirtschaftswachstum
Nach Bushs Vorstellungen soll der Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid proportional zum Wirtschaftswachstums reduziert werden. Der Plan entspricht nach Bushs Worten dem "gesunden Menschenverstand".
Freiwillige Maßnahmen, Steueranreize
Er setze im Gegensatz zum Kyoto-Protokoll auf freiwillige Maßnahmen und Steueranreize gegen die drohende weltweite Klimakatastrophe. Die USA verursachen bei einem Anteil von fünf Prozent der Weltbevölkerung 25 Prozent des industriellen Schadstoffausstoßes.
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Die Pläne von Bush im Detail
Die Höhe der erlaubten Treibhausgas-Emmissionen soll künftig an das Bruttoinlandsprodukt (BIP) geknüpft werden. Bush will den Ausstoß der klimaschädlichen Gase innerhalb von zehn Jahren von derzeit 183 Tonnen pro Millionen Dollar BIP auf 151 Tonnen zurückfahren. Damit würden die US-Emissionen laut dem Weißen Haus um knapp 18 Prozent gesenkt. Tatsächlich könnten durch diese Koppelung die Emissionen aber bei einem Wirtschaftswachstum in absoluten Zahlen steigen.

Die Kraftwerke sollen ihre Schadstoffemissionen beträchtlich senken, Schwefeldioxid etwa um 73 Prozent. In den kommenden acht Jahren soll dieser Wert von 11 Millionen Tonnen auf 4,5 Millionen Tonnen sinken. Der Ausstoß von Stickstoffoxiden soll von derzeit fünf Millionen Tonnen auf 2,1 Millionen bis 2008 gekappt werden.

Bei der Industrie setzt Bush ganz auf den guten Willen der Produzenten, der durch Steueranreize gefördert werden soll. Unternehmen, die freiwillig den Ausstoß klimaschädlicher Gase reduzieren und von sich aus in umweltfreundlichere Technologien investieren, sollen "Kredite" erhalten. Diese können sie dann per "Emissionshandel" an Firmen weiterverkaufen, die die Umweltgrenzwerte überschreiten.

Für internationale Maßnahmen will die US-Regierung 25 Millionen Dollar in die Beobachtung der Klimaentwicklung stecken. 40 Millionen Dollar will sie für den Erhalt der tropischen Regenwälder ausgeben.
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Absage an Kyoto-Vertrag
Bush hatte trotz massiver internationaler Proteste dem Kyoto-Vertrag eine Absage erteilt. Das Abkommen verlangt eine Verringerung des Ausstoßes von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen bis 2012 um durchschnittlich 5,2 Prozent unter den Stand von 1990.
->   Der Kyoto-Vertrag
Japan begrüßt Bush-Pläne ...
Der Plan von Bush löste kritische Reaktionen aus. Japan begrüßte die US-Alternative. Es sei eine "Demonstration ihrer ernsten Absicht", das Thema globale Erwärmung anzugehen, heißt es in einer am Freitag in Tokio verbreiteten Stellungnahme der japanischen Außenministerin Yoriko Kawaguchi. Japan will trotzdem an Kyoto festhalten.
... EU enttäuscht bis zurückhaltend
Enttäuscht zeigte sich hingegen Deutschland. "Auf Grund seiner Unverbindlichkeit ist kaum damit zu rechnen, dass die ohnehin schon hohen US-Emissionen nennenswert, wenn überhaupt, sinken werden", erklärte Umweltminister Jürgen Trittin in Berlin.

Die EU äußerte sich zurückhaltend. Der Plan zeige zwar, dass Bush die Notwendigkeit des Klimaschutzes begriffen habe. Die von Bush vorgestellten Pläne würden die EU jedoch nicht zufrieden stellen, hieß es in Brüssel.
Ablehnung bei Umweltschützern
Auch Umweltschützer kritisierten in ersten Reaktionen Methoden und Zahlen des Präsidenten. Bush verlasse sich ausschließlich auf das Ehrenwort der Firmen, sagte Brandon MacGillis vom National Environmental Trust. Es gebe keine zuverlässigen Kontrollen.

Chris Flavin, der Präsident des World-Watch-Instituts, rechnet mit einer Zunahme der schädlichen Emissionen in den USA um mindestens 12 Prozent in den kommenden zehn Jahren. Sie lägen damit um 35 Prozent über dem, was das Kyoto-Protokoll erlaube.
"Handschrift der Ölindustrie"
Für WWF ist das US-Projekt eine Mogelpackung, die den Kyoto-Ratifizierungsprozess torpedieren soll. Statt mit einer Abnahme sei bis 2010 mit einer Zunahme der CO2-Emissionen zu rechnen, schreibt auch die Umweltorganisation in einem Communiqué.

Greenpeace- Klimaexperte Karsten Smid erklärte, der Bush-Plan trage die Handschrift der Ölindustrie.
->   Mehr über über das Kyoto-Protokoll in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010