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175. Todestag von Johann Heinrich Pestalozzi  
  Er gilt als Vater der Pädagogik, "Erfinder" der Volksschule und Wegbereiter der allgemeinen Lehrerbildung: der Schweizer Johann Heinrich Pestalozzi - Pädagoge, Sozialreformer und Schriftsteller. Am 17. Februar jährt sich sein Todestag zum 175. Mal.  
"... ich suche nicht Bildung zur Mathematik; ich suche Bildung zur Menschlichkeit, und diese entquillet nur durch die Liebe", lautete das pädagogische Credo Pestalozzis.
Ein aufgeklärter Landwirt ... findet zur Pädagogik

Johann Heinrich Pestalozzi
Am 12. Januar 1746 in Zürich geboren, lernte Pestalozzi früh die Not des Landvolkes kennen. Nach dem Studium der Philologie und Philosophie, wo er mit dem Geist der Aufklärung vertraut gemacht wurde, versuchte er sich zunächst als Landwirt.

Seine wahre Bestimmung fand er jedoch - nach dem Scheitern seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit - in der Pädagogik. Er gilt als der prägende Geist der Volksschule und ihres Lehrerstandes im 19. Jahrhundert.

Pestalozzi vertrat die Idee der Volksbildung - und zwar in einer Zeit, die noch mehr zur Bildung der Gelehrten neigte.
->   Aufklärung - eine Welle erfasste Europa
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Arbeit für die unteren Gesellschaftsschichten
Pestalozzi gründete 1773 u.a. eine Armenanstalt auf Neuhof für Kinder, ferner 1797 das Waisenhaus in Stanz. Damit wurde er zum Urvater der heutigen Kinderdörfer. 1804 schuf er in Yverton ein Erziehungsinstitut von Weltruf, verbunden mit Schule, Lehrerbildungsanstalt, Alterspension und Kinderheim.
->   Pestalozzis Wirkstätten
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Religion, Familie und Heimat
Grundlage aller Erziehung war nach Pestalozzis Auffassung die konkrete Anschauung und die Selbsttätigkeit des Schülers, eingebunden in die religiöse Gemeinschaft, verbunden mit Familie und Dorfheimat.

Die Mutter-Kind-Beziehung und die Wohnstube waren das Modell seiner pädagogischen Theorien. Die Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse sah Pestalozzi in einer Versittlichung durch die Familie.
Hierarchische Vater-Kind Beziehung
In seinem Werk "Abendstunde eines Einsiedlers" entwickelte Pestalozzi die Vorstellung einer hierarchischen Vater-Kind Beziehung. Diese bezog sich jedoch nicht nur auf die Familie, sondern auch auf verschiedene gesellschaftliche Ordnungen.

"Die häuslichen Verhältnisse der Menschheit sind die ersten und vorzüglichsten Verhältnisse der Natur. Daher bist du, Vaterhaus, Grundlage aller reinen Naturbildung der Menschheit", schrieb Pestalozzi.
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Die wichtigsten Werke
Seine Erziehungsgrundsätze sind in zahlreichen Schriften niedergelegt, die in ganz Europa publiziert wurden, z.B. "Lienhard und Gertrud" (1781/1787), "Stanser Brief" (1799), und "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" (1801).
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Lehrer-Bildung nach Pestalozzi
"Der Lehrer gleiche nicht einem Raubvogel, der Eier aus einem Nest holen will, worein noch keine gelegt sind", war Pestalozzis Auffassung der Lehrerrolle. Er wollte damit Pädagogen den Ratschlag erteilen, aus noch unwissenden Kindern nicht gleich "alles herausholen" zu wollen.
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Erziehung mit der "Elementarmethode"
Die "Elementarmethode" war eine von Pestalozzis Grundlehren, die er in seinem Werk "Wie Gertrud ihre Kinder lehrt" beschrieb. Diese Unterrichtsmethode sollte der sinnlich-geistigen Verfassung und dem jeweiligen Entwicklungsstand des Menschen angemessen sein.

Er unterteilte deshalb in die wichtigsten Bestandteile des Menschen: Kopf, Herz und Hand. Der Kopf sollte demnach die Sinneseindrücke mit Bedeutung füllen und grundlegenden Eindrücke ordnen. Durch das Herz wiederum sollte die Bildung von Gefühlen wie Liebe, Dank und Zutrauen erlangt werden. Die Hand war die Grundlage einer geschlechterspezifischen Arbeitsteilung.

Die "Elementarmethode"
Wie Gertrud ihre Kinder lehrt
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Kritische Auseinandersetzung
Das Gedenkjahr zum 250. Geburtstag hat den "Mythos" Pestalozzi 1996 in den Mittelpunkt einer kritischen Forschungsdiskussion gestellt, die nicht eben sanft mit dem "Vater der Pädagogik" umsprang.

Der historische Pestalozzi erscheint als ein eher rückwärts gewandter Denker, der an der Wende zur Moderne seine eigene Rezeption erst durch eine gelungene Selbstdarstellung begründete.
Für Diskussionen sorgten u.a. seine Anschauungen über die hierarchische Vater-Kind Beziehung, und seine Anlehnung an Jesus Christus, die er in Aussagen wie "Lasset die Kinder zu mir kommen" deutlich machte.

Kritisiert wurde er auch für sein unkonventionelles öffentliches Auftreten - so hielt er einmal die Neujahrsansprache in einem Sarg.
Wirken über den Tod hinaus
Am 17. Februar 1827 starb Pestalozzi in Brugg in der Schweiz. Sein pädagogisches Werk führte auch nach seinem Tod zur Gründung zahlreicher erzieherischer Musteranstalten, wie die Pestalozzi-Stiftung für die Förderung Jugendlicher aus schweizerischen Berggegenden, oder das Pestalozzi-Kinderdorf.
->   Textauszüge und Zitate Pestalozzis
->   Weitere Informationen zu Pestalozzi
->   Die Pestalozzi-Stiftung
->   Das Pestalozzi-Kinderdorf
 
 
 
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01.01.2010