News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima .  Gesellschaft 
 
Trendforscher Naisbitt: Umweltschützer übertreiben  
  Der Großteil der Umweltverschmutzung ist übertrieben. Die Hysterie um die Erderwärmung führe zur falschen Reaktion: alles konzentriere sich jetzt auf das Kioto-Protokoll, lautet die provokante These des Zukunftsforschers John Naisbitt.  
Damit provozierte Naisbitt bei einer Auftaktveranstaltung zur Nachhaltigen Entwicklung, die Österreich auf den Weltklimagipfel in Johannesburg vorbereiten soll.

Mitte der 70iger Jahre warnten die Klimatologen vor der neuen Eiszeit. Der Bestseller dieser Zeit schlechthin war "Die Abkühlung: Hat die nächste Eiszeit begonnen?" von Lowell Ponte. Heute scheint die größte Bedrohung die Erderwärmung zu sein.
Provokante These
Bild: APA
John Naisbitt
Was stimmt jetzt also, fragt sich Trendforscher John Naisbitt. "Ein Großteil dessen, was heute als Umweltverschmutzung charakterisiert wird, ist übertrieben. Umweltschützer neigen zu Übertreibungen, um die Menschen zu alarmieren", lautet die provokante These des amerikanischen Trendforschers.

Die Gesamtauswirkung der Treibhausgase sei nicht sehr signifikant und werde sehr wahrscheinlich nicht zu einem zerstörenden Problem für künftiges Leben auf unserem Planeten werden.
Kyoto wird nie umgesetzt
Die Szenarios sind dieselben, ob nun die Eiszeit oder die Erderwärmung vorhergesagt wird: Artensterben, Ernteverluste, Massentod und Gewalt. Die Umweltschützer warnen immer mit derselben fanatischen Dringlichkeit, sagt John Naisbitt, der mit dem Bestseller "Megatrends" berühmt wurde und bisher 13 Ehrendoktortitel hat.

Diese Hysterie führe zur falschen Reaktion. Es wird immens viel investiert, um die Erderwärmung zu vermeiden, kritisiert Naisbitt das Kyoto-Protokoll, mit dem die Co2-Emissionen weltweit bis 2012 um 5 Prozent gesenkt werden sollen. "Kein Beobachter erwartet, dass das Kioto-Protokoll umgesetzt wird", gibt sich Naisbitt pessimistisch.
...
Das Kyoto-Abkommen
Bei der dritten UN-Klimakonferenz 1997 in Kyoto verpflichteten sich die Industriestaaten zu konkreten Emissionsreduzierungen: Man einigte sich darauf, zwischen 2008 und 2012 die Emissionen an Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen im Vergleich zu 1990 um durchschnittlich 5,2 Prozent zu senken. Die EU muss demnach den Ausstoß um acht Prozent senken. Das Protokoll stütz sich auf die 1992 auf dem Gipfel von Rio de Janeiro beschlossene Klimarahmenkonvention.
->   Mehr dazu in science.ORF.at
...
Stattdessen Alternativenergien fördern
"Warum verstärken wir nicht stattdessen die Forschung in Alternativenergien?", schlägt Naisbitt vor. "Warum sichern wir nicht stattdessen den allgemeinen Zugang zu reinem Wasser und menschenwürdiger Hygiene - dem größten anstehende Problem der Nachhaltigkeit?."

Das würde weit mehr bewirken, als ein minimaler Schritt bezüglich der globalen Erwärmung durch Kioto und es würde nur ein Fünftel davon kosten, meint der Zukunftsforscher.
Biolandbau: Luxus für die Reichen
In jeder Diskussion zum Thema Nachhaltigkeit ist der Faktor Nahrung ein Schwerpunkt. "Der Liebling des Tages heißt biologisch wertvolle Nahrung", sagt Naisbitt, der die leidenschaftlichen Kämpfer für den Biolandbau an die nackten Zahlen erinnert.

"Wäre aller Landbau weltweit biologisch, würden 2 Milliarden Menschen ohne Nahrung sein. Die Weltbank sagte sogar voraus, dass die Nahrungsmittelproduktion in den Entwicklungsländern um 60 Prozent steigen müsse, um den Bedarf der wachsenden Bevölkerung zu decken", erzählt der Zukunftsforscher.

Bioanbau werde dennoch oft als Lösung für die dritte Welt gesehen. Tatsächlich sei es purer Luxus für die Reichen. Es sollten beide Landwirtschaftsformen nebeneinander existieren können, meint Naisbitt.
Perspektiven für die Zukunft sichern
"Nachhaltigkeit bedeutet, für kommende Generationen zu bewahren, worauf auch wir nicht bereit sind, zu verzichten: eine Perspektive für die Zukunft. Wir müssen aber kritischer und bewusster über Nachhaltigkeit nachdenken", so Naisbitt weiter.

Denn bei allem Umweltschützen dürfe man eines nicht vergessen: "Es geht um die Menschen", meint der Trendforscher. Die Menschen müssten mehr in den Mittelpunkt der Sorgen rücken: Geburtenrate, Arbeit und Gesundheit seien die wahren Probleme der Zukunft.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
->   Homepage John Naisbitt
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima .  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010