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Studie zu Wirkung von Temperatur auf Alpenflora  
  Überraschendes hat ein laufendes Tiroler Forschungsprojekt über die Auswirkungen einer Temperaturerhöhung auf die Alpenflora gezeigt. Auf eine Erwärmung reagieren nicht alle Pflanzenarten im Bereich des Gletschervorfeldes gleich.  
Brigitta Erschbamer vom Institut für Botanik der Universität Innsbruck sprach in diesem Zusammenhang von "Gewinnern und Verlierern". Ausgerechnet zu letzteren zähle eine heute noch "erfolgreiche" Art.
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Die Studie: Moränenklee und Alpenrispengras
Untersucht wurden im Gletschervorfeld des Ötztaler Rotmoosferners in einer Höhe von rund 2.400 Metern typische Pflanzen des Zentralalpenraumes: Während in einer Versuchsanlage die simulierte Temperaturerhöhung beim Moränenklee in mehr Blüten, größeren Blättern und einer höheren Biomasse resultierte, konnte beim Alpenrispengras "verblüffenderweise" das Gegenteil festgestellt werden.

Das Experiment werde in Anlehnung an internationale Tundraexperimente (ITEX) durchgeführt: Um eine Temperaturerhöhung zu simulieren, wurden die Pflanzen in zwölf oben offenen Kammern mit voll lichtdurchlässigen Polycarbonatwänden gezogen. Die durchschnittliche Bodenoberflächen-Temperatur in diesen windgeschützten Kammern ist um etwa einen Grad höher als die Umgebungstemperatur. Um auch das Gedeihen dieser Pflanzen mit dem unter gegenwärtigen Bedingungen zu vergleichen, wurden dieselben Arten in daneben liegenden unpräparierten "Kontrollfeldern" gezogen.
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Andere Fortpflanzungsstrategien?
Wenn das Szenario einer Erwärmung eintrete, so gebe es möglicherweise eine Änderung in der Besiedelung und einige heute verbreitete Arten könnten sich nicht mehr durchsetzen, führte Erschbamer eine Hypothese aus. Eventuell spiele dabei auch die Art der Fortpflanzung eine Rolle.

Vom Alpenrispengras wurden nämlich Tochterpflanzen, also vegetative Abkömmlinge, untersucht. Um Aufschluss über den möglichen Einfluss der Art der Vermehrung zu gewinnen, soll das Experiment nun mit Keimlingen, die aus Samen gezogen werden fortgesetzt werden.

Es könnte durchaus sein, dass bei einem Temperaturanstieg bisher wichtige Vermehrungsstrategien obsolet werden, meint dazu Erschbamer.
Frühe und späte Besiedler
Ursprünglich sollten im Rahmen der Studie lediglich die Auswirkung einer Erwärmung auf frühe sowie späte "Besiedler" (Sukzessionsarten) auf einer neuen, eisfreien Fläche untersucht werden.

Der Moränenklee etwa kann nach Angaben der Tiroler Expertin "relativ früh" Wurzeln schlagen (bereits nach 70 Jahren Eisfreiheit dominiert er im Gletschervorfeld).

Die Untersuchung der Krummsegge, die zu den spät ankommenden und langsamen Siedlern gehört, sei noch im Laufen. Seit vergangenen Sommer wurden auch Edelraute und Wundklee, eine -frühe bzw. eine späte Sukzessionsart, angepflanzt.
Hintergründe des Projekts
Bis 2.100 werde mit einer Temperaturerhöhung von 1,4 bis 5,8 Grad gerechnet, schilderte Erschbamer die Hintergründe des Projekts.

Beim seit 1996 laufenden Versuch sei man vom "Minimumszenario", von einer Erwärmung um etwa einen Grad ausgegangen. Bis 2005 soll die Studie auf den rezent eisfreien Moränenflächen des Gletschervorfeldes im Rotmoostal noch dauern.
->   Institut für Botanik der Universität Innsbruck
 
 
 
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01.01.2010